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Fentanyl ist in der Schweiz angekommen: Sind Berner Städte betroffen?

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Bild: Keystone-SDA

Fentanyl ist in der Schweiz angekommen: Sind Berner Städte betroffen?

Das Opioid Fentanyl überrollt die USA und hat Berichten zufolge auch die Schweiz erreicht. Wie sieht die Situation im Kanton Bern aus? BärnToday hat bei Contact, der Stiftung für Suchthilfe, sowie bei der städtischen Suchtbeauftragten nachgefragt.
04.12.2023, 04:5404.12.2023, 04:54
Lara Aebi / ch media
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Es macht wahnsinnig schnell abhängig, ist bereits in geringsten Mengen tödlich und 50 Mal stärker als Heroin: Fentanyl. Die USA wurden davon regelrecht überschwemmt: Fentanyl verdrängte Drogen wie Heroin und Kokain und forderte Tausende von Todesopfern. Laut «Arte» haben sich die Todesfälle in den letzten zehn Jahren um das Achtzehnfache erhöht.

Ende November berichtete «20 Minuten», dass das Opioid auf Schweizer Strassen angekommen sei: Verschiedene Schweizer Städte hätten 2023 erste Fälle oder eine Zunahme von Beratungen über Fentanyl. Wie ist die Situation im Kanton Bern?

Konsum im Kanton Bern «auf sehr tiefem Niveau stabil»

«Fentanyl ist – zumindest im Kanton Bern, wo wir durch unsere Betriebe einen kleinen Einblick haben – noch eine Randerscheinung», schreibt die Stiftung für Suchthilfe Contact auf Anfrage von BärnToday. Aber: «In seltenen Fällen wird es in unseren Anlaufstellen in Bern und Biel dem (von der Wirkung her sehr ähnlichen) Heroin beigemischt und intravenös konsumiert.» Allerdings sei momentan weder in der Berner noch in der Bieler Anlaufstelle ein Trend zu mehr oder weniger Fentanyl-Konsum festzustellen – er sei auf sehr tiefem Niveau stabil.

Julia Joos, Suchtbeauftragte der Stadt Bern, bestätigt, dass Fentanyl auf den Strassen Berns noch «kaum ein Thema» sei. Allerdings sei im Drug Checking in Biel im Oktober eine Probe mit einer ähnlichen Substanz angegeben worden. «Sie wurde undeklariert auf eine Darknet-Bestellung draufgelegt.» Zudem sei Fentanyl in niederschwelligen Einrichtungen vereinzelt aus Pflastern herausgelöst worden, um es intravenös zu konsumieren.

Keine exzessive Verschreibungspraxis wie in den USA

Die Fentanyl-Situation hierzulande sei nicht zu vergleichen mit jener in den USA, so Joos. Dies liege unter anderem daran, dass man bei opioidhaltigen Schmerzmitteln keine derart exzessive Verschreibungspraxis verfolge.

Daher sei es wichtig, dass die Ärzteschaft in der Schweiz einen verantwortungsbewussten Einsatz von opioidhaltigen Schmerzmitteln mit enger Begleitung mit den Patientinnen und Patienten pflege. Denn: «Die Verkaufszahlen und Vergiftungsnotfälle haben in den letzten zehn Jahren deutlich zugenommen», betont die städtische Suchtbeauftragte.

Zudem könnte sich der globale Drogenmarkt aufgrund der Weltgeschehnisse verändern: «Aktuell erwarten wir Veränderungen im Heroinmarkt aufgrund der Situation in Afghanistan», erklärt Joos. «Es ist zu befürchten, dass der Schwarzmarkt vermehrt auf synthetische Opioide zurückgreift, wenn es Lieferengpässe auszugleichen gilt.» Die Fachwelt behalte die Situation daher genau im Auge.

Um einen möglichst risikoarmen Umgang mit Drogen zu gewährleisten, bietet die Stiftung Contact in Bern und Biel ein Drug-Checking an. Julia Joos rät, dieses zu nutzen. «Denn: Der Schwarzmarkt – insbesondere der digitale Schwarzmarkt – liefert oft nicht das, was bestellt wurde. Fentanyl wird oft als weisses Pulver in Umlauf gebracht und ist optisch kaum von anderen Substanzen wie beispielsweise Kokain zu unterscheiden.»

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