Die belgische Bundespolizei hat Bilder des Mannes veröffentlicht, der verdächtigt wird, den Anschlag auf das Jüdische Museum in Brüssel verübt zu haben. Am Samstagnachmittag hatte ein Unbekannter auf Besucher und Angestellte des Museums geschossen; drei Menschen kamen noch am Tatort ums Leben, ein vierter erlag am Sonntag seinen Verletzungen.
Der 23-jährige Belgier starb in einem Brüsseler Spital, wie der Präsident der Belgischen Liga gegen Antisemitismus, Joël Rubinfeld, zur Nachrichtenagentur AFP in Brüssel sagte. Neben dem Belgier waren am Samstag auch ein Ehepaar aus Israel und eine Französin getötet worden. Während das israelische Paar als Touristen die belgische Hauptstadt besucht hatte, waren die Französin und der Belgier in dem Museum tätig gewesen.
Nach dem Angriff auf das Jüdische Museum läuft die Fahndung nach dem unbekannten Täter auf Hochtouren. Die Staatsanwaltschaft geht von einem Einzeltäter aus. Er soll gut vorbereitet gewesen sein. Die Bevölkerung wurde gebeten, mit Informationen zu helfen. Hinweise auf einen terroristischen oder antisemitischen Hintergrund gebe es keine. Entsprechende Mutmassungen könnten nicht bestätigt werden, es werde in alle Richtungen ermittelt, sagte Vize-Staatsanwältin Ine Van Wymersch am Sonntag. Die Polizei hatte bereits am Samstag einen Mann festgenommen. Der Zeuge wurde inzwischen wieder freigelassen.
Der Täter war am Samstag in das Museum in der Innenstadt gegangen und hatte wortlos und zielgerichtet auf seine Opfer geschossen. Das Touristenpaar starb nach Schilderung des Museums im Eingangsbereich. Dann habe der Mann auf zwei weitere Personen geschossen, die für das Museum arbeiteten. Schliesslich flüchtete er. Das Museum teilte mit, es habe weder Informationen noch Erklärungen für den Überfall.
Auf die Frage von Journalisten, ob es sich um ein antisemitisches Attentat handle, hatte Innenministerin Joëlle Milquet zuvor gesagt: «Es gibt eine starke Vermutung.» Aber es sei Sache der Ermittler, dies festzustellen. Sie kündigte verstärkten Polizeischutz für jüdische Einrichtungen im ganzen Land an.
Zwei der vier Erschossenen waren Touristen aus Israel. Laut Paul Hirschson vom israelischen Aussenministerium in Jerusalem wird alles vorbereitet, um die Leichen in die Heimat überzuführen. Es handle sich um ein Paar aus Tel Aviv, einen 54-jährigen Mann und eine 53-jährige Frau. Die Angehörigen seien verständigt worden, fügte der Diplomat hinzu.
Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu hatte die Tat in der Nacht als Folge einer Aufstachelung gegen Juden verurteilt. Auch die EU verurteilte die Tat. Sie sei solidarisch mit den belgischen Behörden und der jüdischen Gemeinschaft, erklärte EU-Aussenbeauftragte Catherine Ashton. Der belgische Ministerpräsident Elio di Rupo sprach den Angehörigen der Opfer sein Beileid aus. Er habe bei einem Telefongespräch mit dem israelischen Ministerpräsidenten Netanjahu auch seine tiefe Erschütterung ausgedrückt, teilte dessen Büro am Sonntag mit.
Der französische Staatspräsident François Hollande verurteilte ebenfalls die Bluttat und versicherte dem benachbarten Belgien die Solidarität Frankreichs zu. Der Schweizerische Israelitische Gemeindebund (SIG) und die Plattform der Liberalen Juden der Schweiz (PLJS) zeigten sich bestürzt über den «heimtückischen Anschlag». (dhr/sda/dpa/afp)