Bild: EPA
Briefe von der Heimatfront
16.05.2014, 23:1116.06.2014, 11:54
Von allen Seiten steht Europa unter Beschuss. Der Russe schnappt uns die Krim vor der Nase weg, der Amerikaner möchte uns Chlorhühnchen in den Salat schmuggeln, und der Afrikaner hält das alles auch noch für begehrenswert und drängt mit Macht übers Mittelmeer. Und jetzt richtet sogar die als befriedet geglaubte Mutter Natur ihre Hexenklauen wider uns, schickt Pollen, Zecken und jede Menge bepelzte und gefiederte Selbstmordattentäter.
Bestes Beispiel: der Bär M25, der im Unterengadin sein Unwesen treibt. M25 – was dem Namen nach klingt wie ein harmloser Ausserirdischer von der Vega ist in Wahrheit ein blutgieriges Monster, das bereits eine Ziege und einen Widder auf dem Gewissen hat und ein urlaubendes Pärchen durch einen lüsternen Fensterblick fast zu Tode erschreckte. Zwar handelt es sich nach Auskunft der Behörden bei M25 noch um keinen «Problembären», aber die Grenzen zwischen Risikobär, Schadbär, Terrorbär, Bärenjude (Tarantino) und Bär-without-a-cause (J. Dean) sind bekanntlich fliessend, und der Schaden, den sie mittelbar anrichten, geht weit über totes Weidevieh hinaus: 2006 raubte der hinlänglich bekannte Problembär JJ1 («Bruno») dem Kanzlerkandidaten der CDU, Edmund Stoiber, erst den Verstand, dann die Worte, schliesslich das Amt – indem er ihn endlich als den dreiviertelverrückten Formulier-Clown decouvrierte, der er immer gewesen war. Doch so viele Bärenverbrechen entgehen dem Blick der Öffentlichkeit:
- Zu einer Familientragödie kam es erst vor einem Monat in Bern, als im Tierpark Dählhölzli Papabär Misha seinen Sohn, Baby-Bär 3, vertilgte und einen anderen, Baby-Bär 4, lebensgefährlich verwundete. Die Nachbarn beschreiben Misha als völlig unauffällig. Er habe im Flur gegrüsst und für die anderen Familien Pakete angenommen. Die Bärenpolizei vermutet kriminelle Ausländer als Hintergrund.
- Im Jahr 1998 verschaffte sich ein ungewöhnlicher, kahler Silberrücken Zugang zur Zentrale des Weltfussballverbands FIFA, frass dort zwei Dutzend Honigtöpfe leer und besetzte daraufhin das Chefbüro, um dort jahrzehntelang Winterschlaf zu halten. Zürcher Forstwissenschaftler sorgten für den sündhaft teuren Unterhalt der gefrässigen Bestie. Das Tier ist erst vor wenigen Tagen erwacht und verwirrt, womöglich greift es auch Artgenossen oder WM-Gastgeber an. Die Behörden haben den Risikobären mit einem Sensor ausgestattet, der sofort Alarm schlägt, wenn er sich Geldbeträgen von mehr als einer Million Franken nähert.
- Im ungewöhnlich kalten Winter 2012 fuhr ein Bär mit seinem VW Sharan in die Nutzfahrzeugen vorbehaltene Einfahrt des Bahnhofs Grenchen, um ein Junges abzuholen. Die Polizei bemerkte den Risikobären, liess sich den Ausweis zeigen und eskortierte ihn zurück in seinen Bau. Der Bär darf sich fortan dem Bahnhof nicht näher als 200 Meter nähern, oder er riskiert die Ausschaffung.
Diese wenigen Beispiele aus der Welt der Bärenkriminalität zeigen eines deutlich: Ein Europa, das nicht einmal seine einheimischen Bären in den Griff bekommt, hat gegen den russischen Bären erst recht keine Chance.
Leo Fischer
Der ehemalige Chefredaktor vom Satiremagazin «Titanic» schreibt jede Woche einen «Brief von der Heimatfront». Er liefert den deutschen Invasoren in der Schweiz Schlachtpläne, wie sie die deutsche Dominanz in den Universitäten oder dem Gesundheitswesen noch stärker durchsetzen und festigen können. Er wird aber auch seinen Landsleuten mit ordentlich Humor grob aufs Dach hauen.
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