Zürich (den). Der Nebel zeigt es an: Es wird kalt und kälter in der Schweiz. Doch trotz den frostigen Temperaturen wurden in den letzten Tagen mehrere Fälle von plötzlichem Hitzetod gemeldet. Unter den Opfern befinden sich auffällig viele Senioren. «Der plötzliche Tod kam jeweils ohne Vorzeichen und wurde durch einen starken Hitzeschock ausgelöst», sagt Davie Röthlisberger, Oberarzt am Berner Inselspital. «Dieses Phänomen tauchte in den letzten Jahren jeweils mit dem Beginn des Winters auf. Wir standen bis anhin vor einem Rätsel», so Doktor Röthlisberger.
Nun hat sein Team nach langer Forschung herausgefunden, warum zwischen November und März jährlich hunderte Menschen in der Schweiz ihr Leben lassen mussten. «Einer meiner Assistenzärzte wurde Zeuge eines solchen Vorfalls. Er reiste wie jeden Morgen mit der S-Bahn zur Arbeit, als er sah, wie eine ca. 76-jährige Frau kurz nach Besteigen des Zuges plötzlich zusammensackte und auf der Stelle tot war. Mit den aus diesem Fall gewonnen Daten mussten wir nur noch eins plus eins zusammenzählen und wir hatten das Rätsel gelöst», sagt Röthlisberger.
Tatsächlich war allen Fällen gleich, dass die späteren Opfer während, oder kurz vor dem Eintritt des Todes mit einem öffentlichen Transportmittel unterwegs waren. «Unsere Auswertungen zeigen, dass ab November alle Fahrzeuge des Schweizer ÖVs überdurchschnittlich stark beheizt werden und eben diese Hitze zum unerwarteten Tod führen kann. Waren Sie schon mal im Dezember in einem Tram? Da hätte man selbst im Bikini noch Hitzeschübe.» Genau diese Hitze wurde den verstorbenen Pendlern zum Verhängnis. «Die Pendler steigen aus einer Kälte zwischen -5 bis 7 Grad in ein auf 25 Grad geheiztes Tram. Besonders Senioren können diesen Temperaturschock nicht in so kurzer Zeit verarbeiten», so Röthlisberger. Er erhebt nun schwere Vorwürfe an die verschiedenen ÖV-Betreiber.
Diesen ist die Situation zwar unangenehm, sie sehen sich jedoch im Recht. «Dass unsere beheizten Trams, Busse und Züge offenbar zu Todesfällen führen, bedauern wir. Doch wir haben bis jetzt durchs Band positive Rückmeldungen auf die Temperatur in unseren Fahrzeugen bekommen», sagt ZVV-Sprecherin Corinne Koller. «Viele Pendler schätzen es, dass sie auf der Strecke Stadelhofen – HB wegen der angenehmen Temperatur ihre Jacke, das Halstuch und den Pulli ausziehen können. Das lässt einem für kurze Zeit das depressive Wetter vergessen. Und wenn überhaupt, sorgen die Todesfälle nur dafür, dass sich das Problem mit dem Dichtestress in den Zügen von alleine löst. Es könnte also durchaus sein, dass wir in Zukunft noch stärker heizen.»
Tortejäger
Ich kann es nicht verstehen, warum im ÖV so stark geheizt werden muss. Was für eine Energieverschwendung, wenn doch bereits jeder für das kalte Wetter gerüstet ist. Da würden locker 15 Grad reichen.