Kann der in den Weinkeller oder muss der weg? Bild: shutterstock.com
Edvin Uncorked
21.02.2020, 11:1923.02.2020, 11:19
99 Prozent aller Weine, die du im Regal der Detailhändler findest, sind sofort oder innerhalb drei, vier Jahren trinkreif. Falls du einen lagerfähigen Wein kaufen willst, dann suche einen Fachhändler auf und lass dir helfen.
Um dich auf diese Konfrontation vorzubereiten, habe ich dir unten eine Liste zusammengestellt, auf welche Faktoren du beim Kauf eines lagerfähigen Weines achten musst. Wenn du absolut keinen Bock auf Lesen hast, dann lese mindestens die nächsten paar Stichworte: Eine Liste mit Weinen, die Lagerpotenzial aufweisen, wenn du beim Fachhändler kaufst.
Ich nenne diese Weine liebevoll die B-Weine (obwohl sie 1A sind):
- Barolo: 15 bis 20 Jahre +
- Barbaresco: 15 bis 20 Jahre
- Bordeaux: 20 bis 25 Jahre +
- Brunello: ab 15 bis 25 Jahre +
- Burgund: ab 12 bis 15 Jahre +
- Auch Weine aus den Gebieten Rioja und Ribera del Duero (beide 20 Jahre oder mehr) sowie Napa Valley (12 bis 25 Jahre oder mehr) können über ein grosses Reifepotenzial verfügen. Finde es richtig blöd, beginnen die Namen dieser Anbaugebiete nicht auch mit B. #Brioja
Dabei ist allerdings anzumerken, dass nur Spitzenweine der besten Jahrgänge von Top-Produzenten mit herausragendem Terroir das versteckte Talent der jahrzehntelangen Lagerfähigkeit besitzen. Sicher nicht der CHF 3.- Prösi aus dem Discounter.
Tannine
Lagerfähige Rotweine haben im Allgemeinen höhere Tannine (den adstringierenden, leicht bitteren, austrocknenden Geschmack im Wein; kommt von der Traubenhaut und den Kernen). Tannine hemmen die Oxidation im Rotwein und helfen, die Frische zu erhalten. Das heisst, Tannine wirkt konservierend für den Wein und schützt ihn vor dem überengheien.
bitte nicht überengheien.
Säure
Rotweine (aber auch Weissweine) mit höherer Säure sind widerstandsfähiger gegen chemische Veränderungen, die mit dem Alter auftreten. Das betrifft auch die Oxidation (riecht nach Petrol) und die Entwicklung von flüchtiger Säure (riecht nach Essig). Mit zunehmendem Alter verliert der Wein langsam seine Säure und wird flacher. Ein Wein, der mit einem niedrigeren Säuregehalt seine Existenz beginnt, wird es wahrscheinlich auf lange Sicht nicht schaffen. Grundsätzlich hat ein Wein mit höherem Säuregehalt mit zunehmendem Alter eine längere Laufbahn.
Alkohol
Alkohol ist flüchtig (verdampft leicht) und führt dazu, dass Wein schneller zu Essig wird. Im Allgemeinen gilt: Je niedriger der Alkoholgehalt im Wein, desto langlebiger ist er. Dies ist bei vielen trockenen (nicht süssen) Rot- und Weissweinen der Fall. Bei der Suche nach einem Wein zum Lagern kannst du den Alkoholgehalt prüfen und darauf schauen, dass du einen Wein unter 13,5% Alkohol auswählst. Trotz der Tatsache, dass ein hoher Alkoholgehalt normale, stille Weine ruiniert, sind aufgespritete Weine (Likörweine) mit 17-20% Alkohol vielleicht die langlebigsten aller Weine überhaupt: Sherry, Port, Banyuls.
Süsse
Süssweine sind lagerfähig, weil Zucker als Konservierungsmittel wirkt, was zum Reifepotenzial von Weiss- und Rotweinen beiträgt. Deswegen kann ein Sauternes (Süsswein aus Bordeaux), wie auch andere Dessertweine, 50 Jahre oder älter werden.
Zucker ist ein Konservierungsmittel? Ich schmier mir's aufs Gesicht.
Ein paar Weissweine
Da Weissweinen die Tannine fehlen, könnte man meinen, dass nur Rotweine lagerfähig sind. Jedoch kann man auch ein paar Weissweine lagern:
Gereifte Weissweine gewinnen an Komplexität. Zum Beispiel entwickelt Chardonnay nussige Aromen und Rieslinge entwickeln feine Petrolnoten (im positiven Sinn).
- Chardonnay aus dem Burgund
- Grüner Veltliner
- Säurebetonte Rieslinge (vor allem die lieblicheren, süsseren Rieslinge)
- Süssweine: Sauternes, Tokaji, Eiswein, Beerenauslese, Trockenbeerenauslese
Was passiert mit einem Wein nach jahrelanger Lagerung?
Mit der Zeit integrieren sich die Tannine (Gerbstoffe aus der Traubenhaut und den Kernen) in den Wein. Die Weine wirken schliesslich insgesamt runder und geschmeidiger, zugleich aber mit komplexen erdigen, würzigen, teilweise animalischen Aromen.
In diesem Sinne: Cheers und yeeha!
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Ich sagte ihr, sie solle sich nicht zurückhalten, sie könne wirklich alles sagen, fordern, kritisieren, verlangen, bemängeln. Ich wolle hören und lernen.