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FragFrauFreitag

Ich brauche dringend einen Rat von dir! Vorgestern haben mein Freund und ich an einem Znacht bei Freunden zum ersten Mal über die Ecopop-Abstimmung diskutiert und er hat dort gesagt, dass er dafür stimmen wird. 

Schön, wenn auf dem eigenen Tellerli immer was Feines liegt. Noch schöner, wenn man trotzdem über dessen Rand schauen kann.  
Schön, wenn auf dem eigenen Tellerli immer was Feines liegt. Noch schöner, wenn man trotzdem über dessen Rand schauen kann.  Bild: Kafi Freitag
FRAGFRAUFREITAG

Ich brauche dringend einen Rat von dir! Vorgestern haben mein Freund und ich an einem Znacht bei Freunden zum ersten Mal über die Ecopop-Abstimmung diskutiert und er hat dort gesagt, dass er dafür stimmen wird. 

23.11.2014, 19:1125.11.2014, 10:21

Das hat mich sehr schockiert und meinen Freundeskreis auch!!! Wir sind schon zwei Jahre zusammen und wollen im nächsten Jahr heiraten. Den ganzen Frühling waren wir auf einer Auslandsreise und darum war die Masseneinwanderungsgeschichte nicht so ein Thema. Aber jetzt ist es so konkret und ich weiss nicht, was ich davon halten soll. Für mich ist es ganz klar, dass ich gegen eine solche Initiative bin und für mein ganzes Umfeld auch. Kann man mit jemandem glücklich werden, der eine ganz andere politische Einstellung hat? Was meinst du dazu? Maria, 33

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Liebe Maria 

Eigentlich darf ich nicht am PC sitzen, weil ich einen Nerv eingeklemmt habe. Aber da der Daviscup gewonnen ist und mich nichts mehr vor dem TV hält, habe ich unbändige Lust, mich Ihrer Frage zuzuwenden.

Ich bin dank meiner doppelten Staatsbürgerschaft soeben zum zweiten Mal in einem Jahr Weltmeisterin geworden und gerade furchtbar stolz auf die Schweiz. Wofür wir statistisch gesehen 1300 Jahre brauchen würden, haben wir in 17 geschafft, und ach, Glücksgefühle! In diesen Momenten fühle ich mich meinem Heimatland natürlich sehr verbunden und ich bin dann auch kurz sehr stolz darauf, Schweizerin zu sein. 

Aber auch in solchen Momenten vergesse ich keine Sekunde die Tatsache, dass es reiner Zufall und unendlich viel Glück ist, in der Schweiz geboren worden zu sein. Es ist kein Verdienst und schon gar kein Anrecht. Es ist einfach so passiert, wie es auch hätte passieren können, dass ich 3763 km weiter südöstlich in Syrien geboren wäre. Oder sonst wo auf der Erde, wo es nicht annähernd so privilegiert zu leben ist, wie bei uns. Mir ist diese Ungerechtigkeit jeden Tag bewusst und ich kann das System der Landesgrenzen nicht wirklich verstehen. Diese Idee, sich und seinen angeblich zustehenden Reichtum mit Mauern und Grenzen gegen weniger privilegierte Zeitgenossen abzuschotten. 

Dieses Gedankengut ist in mir so stark verankert, dass ich zwar jederzeit mit einem in dieser Frage komplett andersdenkenden Menschen diskutieren und ein Bier trinken, aber niemals meine Liebe und das Bett teilen kann. Für mich ist Solidarität eine Frage der Menschlichkeit und ich könnte kein Kind mit einem Mann zeugen, dem diese abgeht. 

Die Ecopop-Vorlage ist eine fremdenfeindliche Sauerei, die sich unter dem Feigenblatt des Umweltschutzes versteckt. Auch mir liegt die Natur am Herzen, aber Umweltverschmutzung hält sich – wie die Liebe übrigens auch – nicht wirklich an Landesgrenzen. Aber darum geht es bei dieser Initiative auch nicht wirklich. Es geht darum, den eigenen Reichtum möglichst mit niemandem zu teilen und sich seinen Arsch auf dem gut gehüteten Gold breit zu sitzen (um das Ansinnen einer anderen Initiative grad auch noch ins Bild zu nehmen...). Es geht hier um den nackten Egoismus und die Überheblichkeit allen anderen Menschen gegenüber, die verdammt nochmal etwas weniger Glück hatten, bei der Zuteilung der Nationalität. Ich bin in ein System hineingeboren worden und es ist meine Aufgabe, auch über den Tellerrand von diesem zu schauen. 

Sie mögen es nun sehr krass finden, aber ich würde mir das mit diesem Mann wirklich nochmals gut überlegen. Es geht hier nicht nur darum, dass der Eine für die Goldreserven oder die Pauschalsteuer stimmt und der Andere dagegen. Solche Abweichungen mag eine Beziehung easy verkraften. Es geht um das prinzipielle Verständnis von Solidarität und Verantwortung. 

Wie kann ein Mann, der ein Vierteljahr durch die Welt gereist ist, nur so eng und kleinherzig denken und fühlen? Haben Sie beide die ganze Zeit in Luxusressorts verbracht oder haben Sie auch mal etwas von der «anderen Welt» gesehen, die ausserhalb von Europa Realität ist? 

Ich war selber mal kurz mit einem Mann zusammen, dessen Gedankengut sich in diese Richtung bewegt hat und mir hat es furchtbar auf die Libido geschlagen. Heute bin ich (Tochter eines Einwanderers) mit dem Sohn eines Einwanderers verheiratet und froh, dass ich diese Gespräche nicht mehr führen muss! 

Mit bestem Gruss. Ihre Kafi.

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Kafi Freitag (39) beantwortet auf ihrem Blog www.FragFrauFreitag.ch Alltagsfragen ihrer Leserschaft. Daneben ist sie Mitbegründerin einer neuen Plattform für Frauen: Tribute.ch.



Im analogen Leben führt sie eine Praxis für prozessorientiertes Coaching (www.FreitagCoaching.ch) und fotografiert leidenschaftlich gern. Sie ist verheiratet und Mutter eines zehnjährigen Sohnes.



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33 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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everSin
24.11.2014 04:36registriert Oktober 2014
Es ist einfach grässlich mitanzulesen, wie hier Fragen, die an Naivität nicht zu überbieten sind mit einseitigen, subjektiven Ratschlägen noch verheerender beantwortet werden.
Gerade politische Grundsatzdiskussionen sollten in einer funktionierenden Beziehung Platz finden. Wenn man einfach davon ausgeht, dass der Rest vom Umfeld 'die richtige Meinung hat' und der eine Querschläger darum verteufelt werden muss, sollte man ernsthaft über die eigene Meinungsbildung nachdenken.
Ob Kafis Libido nur von nickenden Männern gereizt wird intressiert einfach niemanden, schon gar nicht in Bezug auf diese Frage.
Dieser Kantiaufsatz mit Formulierungen wie bspw. 'dessen Gedankengut sich in diese Richtung bewegt hat' hat in solch einem Onlinemagazin einfach nichts verloren und erweckt leider den Eindruck es sei gar keine politische Diskussion nötig, sondern lediglich ein Kampf zwischen grundsätzlich Guten und grundsätzlich Bösen. Aber es wird nach wenigen Zeilen schon klar, dass Leute wie Kafi statt Argumente einfach leere, abgenutzte Worthülsen verwenden um eine moralische Überlegenheitsposition zu suggerieren.
(Einfach zu erkennen am prinzipiellen Urteilen über Andersdenkende: Wer nicht gegen Ecopop ist hat keine Ahnung von der Welt ausserhalb Europas oder denkt nicht über den Tellerrand, oder ist fremdenfeindlich oder egoistisch, kleinherzig usw. kurz: Polemisches polarisieren, keine Argumente) ... Bsp.: Wenn deine einzige Idee dazu ist, dass Ecopopverfechter ihren Reichtum nicht teilen wollen, wie erklärst du dir dann bitte, dass eines der Hauptgegenargumente die Warnung vor massivem Verlust an Wirtschaftswachstum ist?

Es ist eifach beschämend und nervtötend, immer wieder auf diese inkompetent verfassten, argumentationslosen, selbstherrlichen, naiven, möchtegern meinungsbildenden 'Artikel' zu stossen die hier offenbar ganze Seiten füllen dürfen.
Wichtiger Tip an Maria: Setze dich lieber mit deinem zukünftigen Ehemann auseinander statt deine Zeit hier zu verschwenden. Lerne diese Ecke seiner Person auch noch kennen/verstehen...nimm dabei (deinen eigenen Überzeugungen entsprechend) Einfluss darauf!

Ach und wer jetzt denkt ich nehme die Rubrik zu ernst, keine Sorge, hierher verirr ich mich nicht mehr.
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Jol Bear
25.11.2014 21:16registriert Februar 2014
Unter den Befürwortern wird sich effektiv nur eine kleine fremdenfeindliche oder rassistische Minderheit befinden. Wenn sich der weit herum gereiste Partner als Befürworter zu erkennen gibt und man mit dem ansonsten einigermassen interessante Gespräche führen kann, ja dann steht doch eine spannende Diskussion bevor. Oder sind wir bereits soweit, dass Personen mit Meinungen, die im Widerspruch zum öffentlichen Mainstream stehen, zum vornherein isoliert werden müssen. Was kommt als nächstes? "Liebe Kafi, mein Freund hat mir Basler Läckerli aus dem Läckerlihuus gekauft. Nun habe ich erfahren, dass diese Firma von einer Verwandten vom SVP-Blocher geführt wird. Soll ich diese Läckerli vor der sofortigen Trennung essen oder erst danach?" Antwort: "auf keinen Fall essen! Unerkannt, am besten verkleidet während der Fasnacht, zurückbringen und das Retourgeld an Greenpeace spenden."
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satyros
24.11.2014 14:04registriert August 2014
Du (Maria) hast zwei Jahre lang eine ernsthafte Beziehung zu jemanden geführt, ohne ein einziges Mal über Politik zu reden? Anderenfalls wärst Du kaum überrascht. Also scheint es nicht in erster Linie Dir, sondern Deinen Freunden wichtig zu sein, was derjenige abstimmt, den Du zu heiraten gedenkst. Ein nicht wirklich sympathischer Grund, Schluss zu machen.

Ich könnte nicht mit jemandem zusammen sein, der oder die Ja zu Ecopop stimmt, also in einer derartigen Grundsatzfrage so verschieden zu mir tickt. Aber meine Grundsätze sind mir wichtig genug, um sie alle zwei Jahre mal zu erwähnen.
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    Kann ich mein Kind impfen lassen, auch wenn die Mutter dagegen ist?
    Egal, ob die Eltern verheiratet sind, im Konkubinat leben, getrennt oder geschieden sind: Die gemeinsame elterliche Sorge ist die Regel. Entscheide, die über blosse Alltagsfragen hinausgehen, müssen Eltern gemeinsam treffen. Zu solchen weitreichenden Entscheiden gehören medizinische Eingriffe, wie eben eine Impfung. Kompliziert wird es, wenn sich Mutter und Vater über die Impfung nicht einig sind.

    Wie der Bundesrat in seiner Botschaft über die gemeinsame elterliche Sorge festhält, bedeutet diese, «dass die Eltern alle das Kind betreffenden Entscheide gemeinsam fällen; kein Elternteil hat den Stichentscheid». Dies gilt grundsätzlich auch bei der Impfung. Gefährdet allerdings deren Verweigerung das körperliche Wohl des Kindes, kommt es faktisch dennoch zum Stichentscheid durch den Elternteil, welcher die Impfung befürwortet.

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