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Ich bin immer peinlich berührt, wenn ich Paare sehe, die in der Öffentlichkeit Zärtlichkeiten austauschen, die über das normale Händchenhalten hinaus gehen. 

Es gibt Bilder, die brauchen noch nicht mal eine Bildlegende.
Es gibt Bilder, die brauchen noch nicht mal eine Bildlegende.Bild: Kafi Freitag
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Ich bin immer peinlich berührt, wenn ich Paare sehe, die in der Öffentlichkeit Zärtlichkeiten austauschen, die über das normale Händchenhalten hinaus gehen. 

01.09.2014, 16:1304.09.2014, 14:07

Ebenso mag ich es nicht, wenn mir meine Freundin zu sehr auf die Pelle rückt, wenn wir zusammen unterwegs sind. Habe ich ein Problem mit Nähe, wie mir meine Partnerin manchmal vorwirft, oder hat es vielleicht etwas mit Anstand zu tun? Was meinen Sie? Jonas, 39

Kafi Freitag
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Lieber Jonas 

Wenn Ihre Freundin recht behielte, dann hätte auch ich ein hochgradiges Problem mit Nähe. Mir gehen diese «Show-Schätzeler», wie ich sie gerne nenne, drum auch gehörig auf den Sack.

Mir sind Paare, die ihr Nichtvoneinanderlassenkönnen dermassen öffentlich zelebrieren müssen, per se suspekt und wecken in mir immer gleich den Wunsch, die beiden einmal unbeobachtet zu Hause, fernab von jeglichem Publikum, observieren zu können. Ich bin nämlich davon überzeugt, dass dieses Zurschaustellen gegenseitiger Anziehungskraft in der Öffentlichkeit in umgekehrter Proportionalität dazu steht, was wirklich zwischen zwei Menschen abgeht. Davon ausgeschlossen sind natürlich alle Frischverliebten, die sich erst weniger als zwölf Wochen kennen. Diese sind absolut schuldunfähig, so wie alle anderen Debilen auch.

Wenn Sie also einem Paar begegnen, das offensichtlich aneinander klebt wie Kaugummi am Asphalt, dann dürfen Sie getrost davon ausgehen, dass die beiden ihr Bett nur noch zum Schlafen nutzen. Und den Küchentisch zum Frühstücken.

Das gilt übrigens auch für alle anderen Arten von übertrieben präsentierten Zuständen. Wenn Ihnen ein Single immer wieder ungefragt erzählt, wie unglaublich glücklich er allein und wie masslos fidel sein Singleleben im Vergleich zu einer einengenden Paarbeziehung ist, dann wird mit ziemlicher Sicherheit das genaue Gegenteil der Fall sein. Und Mütter, deren Wunderkinder vom ersten Tag durchschlafen und die währenddessen wilden Sex auf dem Esstisch haben, sind elende lügende Schlampen.

Weil wirklich zufriedene Menschen es einfach nicht nötig haben, ihr Glück nonstop in die Welt hinaus zu schreien. Sei es verbal oder in Form von Statusmeldungen auf irgendeiner sozialen Plattform. Nur leider haben die oben erwähnten Kompensations-Spezialisten diesen Mechano noch nicht durchschaut und gleiten darum mit ihrem Schauspiel gern in ein Genre ab, das man als «acting desperate» bezeichnen kann.

Ob ein ausgetauschter Kuss oder anderes Getändel in Gesellschaft die Regeln des Anstands bricht, ist jedoch Ansichtssache. In Japan sieht man kaum ein Paar, dass sich berührt, Küssen in der Öffentlichkeit gilt dort als absolutes No-Go. Dafür gibt es in Japan einen grossen Markt für gezeichnete Kinderpornografie, die dann mir nichts, dir nichts in der U-Bahn gelesen wird. Somit hat Anstand auch immer etwas mit Moral, beziehungsweise Doppelmoral zu tun.

Bleiben Sie Ihrer Einstellung drum ruhig treu. Sie zeigt, dass zwischen Ihnen und Ihrer Freundin eine Beziehung besteht, die nicht ums Verrecken öffentlich überhöht werden muss.

Mit herzlichem Gruss. Ihre Kafi.

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Kafi Freitag (39) beantwortet auf ihrem Blog www.FragFrauFreitag.ch Alltagsfragen ihrer Leserschaft. Daneben ist sie Mitbegründerin einer neuen Plattform für Frauen: Tribute.ch.



Im analogen Leben führt sie eine Praxis für prozessorientiertes Coaching (www.FreitagCoaching.ch) und fotografiert leidenschaftlich gern. Sie ist verheiratet und Mutter eines zehnjährigen Sohnes.



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