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FragFrauFreitag

Ich habe seit 10 Jahren eine Kollegin. Sie ist lustig und toll und so weiter. Eigentlich alles, was eine Kollegin sein soll, ABER: bei jedem kleinsten Wehwehchen, Boböööli, Grippchen ... 

Wenn nichts anderes hilft: auslachen!!! 
Wenn nichts anderes hilft: auslachen!!! Bild:
FRAGFRAUFREITAG

Ich habe seit 10 Jahren eine Kollegin. Sie ist lustig und toll und so weiter. Eigentlich alles, was eine Kollegin sein soll, ABER: bei jedem kleinsten Wehwehchen, Boböööli, Grippchen ... 

10.07.2015, 10:2507.02.2017, 08:40

... liegt sie im Sterben. Ganz ganz schlimm, jedes Mal. Dann hat sie keinen Kater, weil das fühlt sich fiebrig an, der verstauchte Fuss MUSS 3 Wochen hochgelagert und danach noch 2 – 3 Monate mit Krücken gelaufen werden, meist auch ganz theatralisch, um ja zu zeigen, wie stark sie doch ist. (Bin ich übrigens krank, dann «Mensch, stell dich nicht so an, das geht vorbei!») So, und nun die Frage: Darf ich ihr sagen, sie soll bitte schön mit dem Scheiss aufhören? Und wenn ja, wie? Merci!! Melanie, 28

Kafi Freitag
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Liebe Melanie 

Kürzlich, als der Sommer es auf über 30 Grad schaffte, war ich mit meinem heiss geliebten Auto unterwegs. Er erwiderte mir die heisse Liebe, indem er seine Klimaanlage kaputt gehen liess. Ich schwitzte wie ein Tier und hatte noch eine längere Strecke in die Berge vor mir. Das war natürlich extrem unangenehm und ich dachte darüber nach, beim nächsten Mal vielleicht doch kein schwarzes Leder zu wählen. Und während um mich herum alle, die ohne AC sind mit heruntergelassenen Scheiben herumfuhren, waren meine bis oben geschlossen, weil ich schon beim Gedanken an Durchzug einen steifen Hals bekomme. Also sass ich da in meinem Auto, in der Schlange und die Innentemperatur bewegte sich optimistisch gegen 40 Grad. Ich wollte mich gerade mit etwas Radiomusik ablenken, als ein Gesundheitsbeitrag über die Folgen der grossen Hitze ausgestrahlt wurde. Von vielen Hitzetoten war die Rede und davon, dass eigentlich eine ganze Generation weggerafft würde. Leere Altersheime, wo man hinsieht. Das wäre ja noch gegangen, schliesslich mache ich mir ja auch Gedanken über die Überalterung unserer Gesellschaft und deren Folge für unsere AHV. Aber dann schwenkte das Thema auf leidende und sterbende Hunde im Auto. Und da war es um mich geschehen. Ich sah mich schon aufgebahrt in der Andachtskapelle liegen und fragte mich, ob ich als Atheistin, die schon lange keine Kirchensteuer mehr bezahlt, überhaupt irgendwo aufgebahrt würde, oder ob man mich gleich der Grünstadt Zürich mitgeben würde und ob nach einem Hitzetot eine Aufbahrung überhaupt zumutbar wäre, oder ob ich versengt da läge und obwohl ein Auto-Emblem meinen Grabstein zierte und falls ja, ob sich das vielleicht negativ auf die Absatzzahlen im Schweizer Markt auswirken würde und ob ich deswegen ausdrücklich in meinen letzten Willen schreiben müsste, dass ich unter gar keinen Umständen solch ein Emblem auf meiner letzten Ruhestätte haben will, weil ich meinem Auto keinerlei Schuld gebe, ganz im Gegenteil. Es waren da viele Fragen, die sich mir plötzlich stellten. Wer wohl an der Trauerfeier teilnehmen würde und wer meinen Blog weiterführen. Wer sich über meinen raschen Abgang klammheimlich freute und wem es ein Loch ins Leben reisste. Es wurde eine recht traurige Fahrt und ich fragte mich, ob ich den Schritt ins Jenseits noch bewusst würde wahrnehmen können oder ob ich meinen V50 vielleicht bereits als Astralkörper steuerte. Ob das vor mir der Schöneichtunnel sei oder vielleicht doch eher das, was Menschen als den besagten Tunnel als Übergang ins Jenseits beschreiben. Kurzum: Ich war dabei zu sterben.

Natürlich nicht wirklich, aber doch zumindest vorgestellt. Ich hatte mich so in diese Hitzetodsache reingesteigert, dass ich mir nicht sicher war, ob ich einen Krankenwagen, oder meine Autogarage anrufen sollte. Ich entschied mich für die KfZ-Vertretung, weil ich schliesslich keine Drama-Queen bin. (Kein bisschen, das müssen Sie mir glauben!) Dort angekommen, wechselte ich in einen klimatisierten Ersatzwagen und setzte meine Fahrt entspannt fort. Froh, dem Teufel noch einmal von der Schippe gegumpt zu sein.

Sie fragen sich in der Zwischenzeit bestimmt, ob ich die richtige Anlaufstelle für Ihre Frage bin. Denn so pragmatisch und sachlich ich auch in vielen Lebensbereichen sein kann, wenn ich zweimal im Jahr Kopfschmerzen oder ein Flimmern vor meinem Auge habe, dann regle ich jeweils meinen nicht vorhandenen Nachlass und gebe mich dem Schicksal hin, einem Hirntumor zu erliegen. Das ist furchtbar, ich weiss. Und ja, es ist ein bitzli übertrieben, wie ich es hier schreibe. Aber ganz unwahr ist es tatsächlich nicht.

Als mein Sohn einmal eine Dornwarze auf seinem Grossen Zeh hatte, da googelte ich mich hin zur Unterschenkelamputation und als wäre das nicht schon genug, auch zur vollkommenen Erblindung. Ich plante bereits eine Weltreise, damit er all das noch zu sehen bekäme, was er danach nie mehr würde sehen können. Ich schlief 2 Wochen schlecht. Die Warze fiel eines Tages ab und das Augenlicht, es blieb. Das Kind machte sich lustig über mich und ging zur Schule.

Sie lachen? Sie finden das wirklich lustig? Ja wirklich? Das ist es gopf nomol auch. Es ist so was von lächerlich. Und verdient es darum auch, belächelt, wenn nicht sogar ausgelacht zu werden. Und das sollten Sie auch mit Ihrer Bekannten tun. Lachen Sie sie aus! Oder bestellen Sie doch gleich einen Grabstein mit Led-Schrift, damit man die Inschrift jederzeit anpassen kann. Teilzeit-Hobby-Hypochonder haben es nicht leicht, aber ihnen ist wahrlich nicht geholfen, wenn man sie auch noch zu ernst nimmt. Bleiben Sie mit Ihrer Energie bei sich und lassen Sie die gute Frau siechen. Es ist deren Sache und nicht Ihre. Machen Sie das Thema nicht zu Ihrem, sonst kümmern sich zwei gesunde Menschen um eine eingebildete oder doch zumindest übertrieben zelebrierte Krankheit. Und das kann ja nun auch nicht wirklich die Lösung sein. Oder?

  Mit gutem Gruss. Ihre Kafi.

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Kafi Freitag (40!) beantwortet auf ihrem Blog Frag Frau Freitag Alltagsfragen ihrer Leserschaft. Daneben ist sie Mitbegründerin einer neuen Plattform für Frauen: Tribute.



Im analogen Leben führt sie eine Praxis für prozessorientiertes Coaching (Freitag Coaching) und fotografiert leidenschaftlich gern. Sie ist verheiratet und Mutter eines zehnjährigen Sohnes.



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5 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Bruno Wüthrich
10.07.2015 11:44registriert August 2014
Was die Hitze doch für Haluszinationen auslösen kann... Aber a) amusant zu lesen, und b) mit sehr viel Wahrheit drin. Kürzlich kritisierte ich eine Antwort von Frau Freitag als weltfremde Theorie. Diesmal ist sie mitten aus dem Leben. Ich denke, dies macht diesen Blog aus. Ich verfolge ihn nicht, weil Frau Freitag immer recht hat. Hat sie nämlich nicht! Und es wäre nicht gut, ihre Antworten immer für bare Münze zu nehmen. Aber sie regen zum Nachdenken an. Zumindest diejenigen aus der Leserschaft, die nicht aus lauter Gewohnheit «Hurra Kafi» rufen. Fazit: Was zum Nachdenken anregt, ist gut!
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Dame vom Land
11.07.2015 18:01registriert Januar 2015
Und ich warte, warte, warte... auf mehr themenbezogene Antworten von Frau Freitag und weniger Palaver aus ihrem Leben. Ich warte, warte, warte...
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Es schneit! Darf ich zuhause bleiben?
Wer gestern überhaupt noch nachhause gekommen ist, fragte sich heute wohl nicht selten, ob er nicht besser gleich da geblieben wäre. Fragt sich das ein Schulkind, kann die Antwort durchaus ja sein. Fragt sich das ein Arbeitnehmer, ist die Antwort meist nein.

In der Schweiz herrscht auch bei Schneefall Schulpflicht. Eine Gemeinde darf deswegen nicht generell beschliessen, die Schule bei Schlechtwetter ausfallen zu lassen. Gleichzeitig ändert Schneefall aber auch nichts daran, dass die Kantone für den zumutbaren Schulweg verantwortlich sind. Wenn also der Schulweg zu gefährlich ist, müssen sie die Gefahr beseitigen. Da das bei zugeschneiten Strassen und drohenden Dachlawinen nicht auf die Schnelle möglich ist, kann die Schule Schulkinder dispensieren, sofern sie nicht gefahrlos zur Schule gehen können. Der Kanton Bern sieht dies gar ausdrücklich in seiner Absenzenverordnung für die Volksschule vor: Als entschuldigte Absenzen gelten auch «äusserst schwierige Schulwegverhältnisse infolge schlechter Witterung».

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