Blogs
Schweiz

Abschaffung des Eigenmietwerts: Eine Idee à la Trump …

Im kommenden September stimmen wir über die Abschaffung des Eigenmietwerts ab.
Im kommenden September stimmen wir über die Abschaffung des Eigenmietwerts ab.bild: keystone
Röstibrücke

Abschaffung des Eigenmietwerts: Eine Idee à la Trump …

Die Schweiz stimmt am 28. September ab und könnte die Besteuerung des Eigenmietwerts abschaffen. Auch wenn ein «Ja» verlockend ist, Roger Nordmann erklärt uns in fünf Punkten, warum dies für die grosse Mehrheit der Bevölkerung katastrophal wäre.
31.08.2025, 09:5531.08.2025, 09:55
roger nordmann
Mehr «Blogs»

Verlockend für einige Eigentümer – aber nicht für alle – ist die Abschaffung des Eigenmietwerts eine scheinbar gute Idee, die sich aber in fünf Punkten als kontraproduktiv erweisen wird.

Erstens blockiert die Reform die Sanierung von Gebäuden.

Im Zuge dieser Reform wird es nicht mehr möglich sein, Ausgaben für Isolationsarbeiten und Heizungsmodernisierungen von der Einkommenssteuer abzuziehen. Dabei ist dieser Abzug der Hauptanreiz für die Sanierung von Gebäuden. In den letzten 15 Jahren wurden die CO₂-Emissionen von Gebäuden insbesondere dank dieses Anreizes halbiert. Es wäre dumm, diese positive Entwicklung zu stoppen. Übrigens wird nicht einmal mehr die normale Instandhaltung eines Hauses abzugsfähig sein. Das bedeutet das Ende gut unterhaltener Gebäude in der Schweiz.

Röstibrücke
Jeden Sonntagmorgen lädt watson Persönlichkeiten aus der Romandie ein, um aktuelle Ereignisse zu kommentieren oder ein Thema ins Licht zu rücken, das sonst zu wenig Beachtung findet.

Mit dabei: Nicolas Feuz (Schriftsteller), Anne Challandes (Schweizer Bauernverband), Roger Nordmann (Berater, ehem. SP-Nationalrat), Damien Cottier (FDP), Céline Weber (GLP), Karin Perraudin (Groupe Mutuel, ehem. CVP), Samuel Bendahan (SP) und die QoQa-Otte.

Zweitens steht so die Tür für Schwarzarbeit offen.

Da die Ausgaben für Unterhaltsarbeiten und nachhaltige Gebäudesanierungen nicht mehr vom zu versteuernden Einkommen abgezogen werden können, benötigen Eigentümer keine Rechnungen mehr. Dadurch wird es verlockend, Arbeiten schwarz ausführen zu lassen – von Firmen, die keine AHV-Beiträge zahlen, und mit Personen ohne legalen Aufenthaltsstatus.

Drittens wird der Zugang zum Eigentum für junge Familien nahezu unmöglich.

Heute müssen sich junge Familien, die eine Wohnung kaufen, stark verschulden, und es ist nur fair, dass sie die Zinsen für diese Schulden von ihrem Einkommen abziehen können. Im Vergleich dazu leben die wenigen Personen, die eine Wohnung ohne Kredit kaufen können, komfortabler, da sie keine Hypothekarzinsen zahlen. Das aktuelle System ist richtig: Es ist logisch, dass die verschuldete Familie weniger Steuern zahlt. Daher ist es absurd, diesen Abzug abzuschaffen, um den Eigenmietwert, wie es die Vorlage vorsieht, aufheben zu können.

Viertens müssen die fehlenden Einnahmen durch andere Steuern ausgeglichen werden ...

Die Abschaffung des Eigenmietwerts wird für die Kantone erhebliche Einnahmeverluste verursachen. Aus diesem Grund ist geplant, eine neue Steuer einzuführen, um die Verluste in den Tourismusregionen auszugleichen. Über die verfassungsrechtliche Grundlage dieser Steuer stimmen wir am 28. September ab. Da die Verluste aber auch in den nicht touristischen Kantonen erheblich sein werden, rechnen diese damit, den regulären Steuersatz erhöhen zu müssen. Die Konferenz der Kantonsregierungen lehnt die Reform übrigens ab.

… oder fünftens die Verschärfung der Defizite mitgetragen werden.

Der Bund hat umfangreiche Sparprogramme angekündigt, um die sinkenden Einnahmen auszugleichen, insbesondere die durch diese Reform verursachten. Und mehrere Kantone, darunter der Kanton Waadt, befinden sich in einer schwierigen finanziellen Lage. Es ist jetzt wirklich nicht der richtige Zeitpunkt, die Situation durch steigende Defizite zu verschärfen.

Kurzum: Diese Reform begünstigt nur den kleinen Kreis von Eigentümern, die ihre Hypothekarschulden vollständig zurückzahlen konnten – zulasten der übrigen Bevölkerung. Eben eine typische Vorgehensweise à la Trump.

PS: Wäre die Reform fair gestaltet, würde sie vorsehen, dass auch Mieter ihre Mietkosten von den Steuern abziehen können, sobald die Eigentümer nicht mehr auf dem Eigenmietwert besteuert werden. Aber natürlich ist das nicht vorgesehen …

Roger Nordmann ist ...
... als Berater tätig und hat drei Bücher zu Klima- und Energiefragen veröffentlicht. Der Lausanner war während 20 Jahren SP-Nationalrat und präsidierte die SP-Fraktion in der Bundesversammlung.
infobox image
Bild: keystone
DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
Du hast uns was zu sagen?
Hast du einen relevanten Input oder hast du einen Fehler entdeckt? Du kannst uns dein Anliegen gerne via Formular übermitteln.
258 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
HappyUster
31.08.2025 10:50registriert August 2020
Kriegssteuern wurden eingeführt und nicht mehr beendet. Eine davon nennt sich Eigenmietwert und ist Heute noch aktiv, obwohl wir seit 85 Jahren keinen Krieg haben! ->Unfair!

Die Argumente von Herrn Nordmann kann ich nachvollziehen. Aber er blendet dafür das Positive aus: Pensionierte die ihr Eigenheim weiterhin finanzieren können.
Nennt Negatives das schon immer verboten war: Schwarzarbeit.
Oder gibt Hoffnung für junge Familien, wo sie so oder so kein Eigenheim leisten können:
Weder bei einem JA nich bei einem NEIN regnet es Häuser und Wohnungen vom Himmel.

Besteuert endlich die Reichen.
14546
Melden
Zum Kommentar
avatar
stoeckm
31.08.2025 11:04registriert Mai 2021
Der Eigenmietwert gehört abgeschafft. Eine Steuer, welche die Leute dazu verleiht ihre Schulden nicht zurückzuzahlen muss weg.
Die meisten Eigenheimbesitzer gehören dem Mittelstand an.
13555
Melden
Zum Kommentar
avatar
Rechner
31.08.2025 10:50registriert August 2022
Die staatliche Förderung von Schulden muss endlich aufhören. Natürlich sind u.a. die Banker dagegen, weil es für die ein riesen Geschäft ist, staatlich gefördert. Bei Anderen ist es der blanke Neid auf Leute, die gearbeitet und gespart haben.
12451
Melden
Zum Kommentar
258
Ratet mal, was noch schlimmer ist als Polterabend?
Ihr erinnert euch an Nicole? Das ist diese eine Freundin von mir, an deren Polterabend ich spitz wurde wegen drei schlimmen Strippern. Aber wisst ihr was? Es geht noch schlimmer!
Machen wir es kurz. Meine Freundin Nicole hat nun ihre Jugendliebe Roger geheiratet. Ich kenne Nicole schon sehr lange und habe Nicole auch schon sehr lange gerne.
Zur Story