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Wenn der Papst den Satan um die Ecken schleichen sieht, wird's gefährlich

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Wenn der Papst den Satan um die Ecken schleichen sieht, wird's gefährlich

Er gilt als Papst der Armen und hat als solcher meist die Sympathien auf seiner Seite. Doch Franziskus hat auch ein anderes Gesicht – und packt zeitweise die Theologie des Mittelalters aus. 
23.12.2017, 08:0223.12.2017, 19:02
Hugo Stamm
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Papst Franziskus brachte einen frischen Wind in den Vatikan und geniesst den Ruf, der Pontifex der Armen zu sein. Er verbannte den Pomp aus seinem Alltag und gilt als Papst zum Anfassen.

Doch das ist nur die eine Seite des katholischen Oberhauptes. Die äussere, die ihn nichts kostet. Die andere Seite sieht weniger freundlich aus. Manchmal ist sie gar duster. Zappenduster.

Sie kommt dann zum Vorschein, wenn es um die katholische Lehre geht. Dann hält er an Dogmen und Geboten fest, die eigentlich in die Mottenkiste der Geschichte gehörten. Dann wird der «Menschenfreund» auch mal zum Fundamentalisten. Dabei ist es ihm egal, ob die Gläubigen unter seiner Moralkeule zu leiden haben.

Pope Francis gives his speech during a meeting with young people at Notre Dame College in Dhaka, Bangladesh, Saturday, Dec. 2, 2017. Pope Francis urged Bangladeshi priests and nuns to resist the &quot ...
Die zwei Seiten des Papst Franziskus.Bild: AP/AP

Als wandle Satan um die Ecken

Das jüngste Beispiel lieferte Franziskus in diesen Tagen in einem Interview, das er dem katholischen Sender TV2000 gegeben hat. Darin warnt er die Katholiken eindringlich vor jeglicher Kontaktaufnahme mit dem Teufel, wie die Agentur AFP berichtete. Er fordert die Gläubigen auf, «nicht mit dem Satan zu reden».

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Der Papst personifizierte den Satan sogar, als wandle dieser leibhaftig auf der Erde herum, um die Menschen zu verführen. Der Teufel sei nämlich eine sehr intelligente, rhetorisch überlegene Person. Ja, der Dämon schlüpft in seinen Augen in eine leibhaftige Person. Wer mit ihm rede, sei verloren, sagte der Papst.

Das ist Theologie des Mittelalters. Und ein Aberglaube der schlimmsten Sorte. Damit verbreitet der Menschenfreund einen Glauben der Angst. Er verkündet Drohbotschaften, die ängstliche und hochsensible Gläubige in Schrecken versetzen können.

Der Exorzismus ist nicht weit

Wer tatsächlich wie der Papst glaubt, der Satan laure hinter einer Hausecke oder einem Busch, geht durch die Hölle. Die Hölle auf Erden.

Die Konsequenzen können für jene Gläubigen fatal sein, die im Pontifex den irdischen Stellvertreter Gottes sehen, der in Glaubensfragen als unfehlbar gilt. Denn wo der Satan vermeintlich sein Unwesen treibt, ist der Exorzismus nicht weit.

Der Satan macht offenbar auch nicht vor Pfarrern und Bischöfen halt. Auch ihnen gaukle der Teufel Gelehrtheit vor, sagte Franziskus.

Auch dieser ist eigentlich eine religiöse Todsünde. Er geht davon aus, dass «Sünder» vom Satan besessen sind. Das heisst konkret, der Dämon wohnt in seinem Körper. Wahrlich ein Horrorszenario.

Wer diese Vorstellung noch halbwegs erträgt, kommt spätestens bei der Teufelsaustreibung an seine psychischen Grenzen. Denn Franziskus propagiert und fördert konsequenterweise auch den Exorzismus. Dieses Ritual floriert gerade in Italien prächtig. Laut Schätzungen der katholischen Fachleute suchen in Italien jedes Jahr 500’000 Menschen Exorzisten auf.

FILE - In this August 27, 2006 filer, Rev. Gabriele Amorth addresses a meeting in Rimini, Italy. An Italian care facility says that Rev. Gabriele Amorth, a prominent Roman Catholic exorcist, has died  ...
Pater Gabriele Amorth war der wohl bekannteste Exorzist. Er starb im September 2016 in Rom.Bild: AP/ANSA

Allein der Jesuitenpater Pasquale Puca will in Neapel innerhalb dreier Jahre 5000 Fälle behandelt haben. Und Pater Gabriele Amorth von der Diözese Rom, der bekannteste Exorzist, behauptete, in 21 Jahren 70’000 Dämonen nach katholischem Ritus vertrieben zu haben.

Gift sind Exorzismen und der Glaube an den Satan vor allem für all jene, die unter Angstzuständen oder Panikattacken leiden. Oder unter Verfolgungsängsten und Suizidgedanken. Noch schlimmer kann es depressive Gläubige treffen. Vertrauen sie sich einem katholischen Geistlichen an, statt einen Psychiater zu konsultieren, kann die Teufelsaustreibung in einem Trauma münden.

Bemerkenswert ist eine weitere Aussage des Papstes im Interview. Der Satan macht offenbar auch nicht vor Pfarrern und Bischöfen halt. Auch ihnen gaukle der Teufel Gelehrtheit vor, sagte Franziskus.

Es klingt fast so, als wolle er die Verfehlungen seiner Geistlichen rechtfertigen. Das war dann halt höhere Macht. Nicht diejenige von Gott, sondern des Satans.

Und warum hat Gott dem Dämon nicht Einhalt geboten? Wollte er nicht oder liegen der Teufel und die gefallenen Engel ausserhalb seines Machtbereiches?

Hugo Stamm; Religionsblogger
Hugo Stamm
Glaube, Gott oder Gesundbeter – nichts ist ihm heilig: Religions-Blogger und Sekten-Kenner Hugo Stamm befasst sich seit den Siebzigerjahren mit neureligiösen Bewegungen, Sekten, Esoterik, Okkultismus und Scharlatanerie. Er hält Vorträge, schreibt Bücher und berät Betroffene.
Mit seinem Blog bedient Hugo Stamm seit Jahren eine treue Leserschaft mit seinen kritischen Gedanken zu Religion und Seelenfängerei.

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80 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Michael Bamberger
23.12.2017 10:16registriert Februar 2016
"Mit dem Teufel kann man nicht sprechen. Wenn du anfängst, mit ihm zu sprechen, bist du verloren, er ist intelligenter als wir, er lässt dich umfallen, er verdreht dir den Kopf. Das Böse, der Teufel, hat einen Vor- und Nachnamen und tritt bei uns Zuhause ein...Mit uns Priestern, Bischöfen ist er wohlerzogen. Bei Kindes-Missbrauch zum Beispiel ist klar, dass da der Teufel am Werk ist". (Jorge Bergoglio, Tv2000 am 13.12.17)

Äusserst bezeichnend, wie Bergoglio die Schuld für zehntausendfachen klerikalen Kindsmissbrauch abschiebt und somit schändlich relativiert.
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Lucida Sans
23.12.2017 10:19registriert Februar 2017
Gelehrsamkeit ist des Teufels. Wie viel gottgefälliger und bequemer ist doch das Leben, wenn man, fern von jeglicher Gelehrsamkeit, einem guten Hirten hinterher blöken darf.
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olive
23.12.2017 10:02registriert Februar 2016
Dieser Papst wird überschätzt. Er i s t fundamentalistsch und zugleich ein gewiefter Medienmensch und eine inszenierte Marke ( Klaus Kocks ).
Würde er wohl ohne Kamera jemandem die Füsse waschen?
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