Seit Freitag hat die grosse Gemeinde der Verschwörungstheoretiker einen grossen Manitu in ihren Reihen: Donald Trump. Der aktuell mächtigste Mann der Welt sagte während des Wahlkampfs voller Überzeugung, er werde die Wahlen nicht akzeptieren, falls er nicht gewinne. Denn dann müssten sie gefälscht worden sein. Eine klare Verschwörungstheorie.
Ausserdem versprach Trump, als Präsident den Einsturz der Twin-Towers beim Anschlag von 9/11 neu untersuchen zu lassen, weil unmöglich zwei Flugzeuge drei Türme zum Einsturz bringen könnten. Ein Argument, das ihm die Verschwörungstheoretiker eingeflüstert haben.
Überhaupt werden Verschwörungstheoretiker immer salonfähiger, ihre Gemeinde wächst rasch. Damit wird auch meine alte These leider weiter gestützt, dass der Aberglaube epidemische Züge annehme.
Man kann es auch so formulieren: Ein beträchtlicher Teil der Menschheit scheint einem Prozess der Verblödung zu unterliegen. Man könnte darüber den Kopf schütteln und zur Tagesordnung übergehen. Das Dumme ist nur, dass die Gefahren massiv unterschätzt werden, die von Verschwörungstheoretikern ausgehen.
Denn die Leute sind missionarisch unterwegs und nivellieren das politische Bewusstsein einer Gesellschaft nach unten. Und viele, die Trump gewählt haben, Putin verehren, sich hinter Erdogan scharen und Orban unterstützen, müssen zumindest einen leichten Hang zu Verschwörungstheorien haben.
Noch stärker trifft dies auf viele Fremdenhasser und Wähler von AfD, Marine Le Pen, Geert Wilders und Co. zu. Ihr Glaube daran, dass die «Lügenpresse» die Öffentlichkeit bewusst manipuliere, ist eine gefährliche Form der Verschwörungstheorie. Ganz zu schweigen von denen, die Fake-News als Fakten betrachten. Wir kennen das Syndrom von Putin, Erdogan, Orban und Co.
Es sei auch daran erinnert, dass Hitler mit den gefälschten Protokollen der Weisen von Zion seinen Judenhass geschürt und teilweise den Zweiten Weltkrieg legitimiert hat. Obwohl sowohl gerichtlich wie auch historisch nachgewiesen wurde, dass die Protokolle eine bewusste Fälschung sind, verbreiten Antizionisten die Lüge weiterhin in rechten Kreisen und im Internet.
Die Verschwörungstheorien verunsichern ängstliche Leute und führen zu Desorientierung und Irritation. Und zur politischen Entfremdung. In der Geschichte zeigt sich immer wieder, dass dieses Phänomen stets in unsicheren Zeiten um sich greift.
Die Leute suchen in Krisen simple Erklärungsmuster und vor allem einfache Lösungen. Sie hoffen, dass sich die Probleme mit griffigen Rezepten schnell lösen lassen. Despoten, Diktatoren und Demagogen vor allem aus der rechten Ecke nutzen die Verunsicherung, um daraus politisches Kapital zu schlagen.
Die Wahl von Trump demonstriert, wie das gefährliche Prinzip funktioniert: Wie man mit Fake-News und Verschwörungstheorien ein Volk geistig verwirren und manipulieren kann. Das sind schlechte Voraussetzungen für die in Frankreich und Deutschland anstehenden Wahlen.
m. benedetti
Guugi
NiickName