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Keine Angst vor KI an der HWZ: «Der Mensch gewinnt an Relevanz»

Brian Rüeger, Rektor HWZ, 2025
Ob im Eishockey oder an der Fachhochschule: HWZ-Rektor Brian Rüeger mag das Tempo und warnt vor Trägheit. Bild: Flavia korner, fH SCHWEIZ
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Keine Angst vor KI an der HWZ: «Der Mensch gewinnt an Relevanz»

Wie sehen unsere Jobs in fünf, in zehn Jahren aus? Welche fallen weg? Der KI-Boom verunsichert nicht nur Arbeitnehmende und Firmen. Hochschulen müssen Fachkräfte ausbilden, die auf die neuen Anforderungen vorbereitet sind. Eine Herausforderung, die Kopfzerbrechen bereitet. Und sie setzt neue Prozesse in Gang, wie Brian Rüeger, Rektor der HWZ, im Interview erklärt.
30.06.2025, 14:0230.06.2025, 14:31
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Bereits als Eishockeyspieler brachte es Brian Rüeger weit. Als Sohn einer Schottin und eines Schweizers geboren, wurde er beim EHC Kloten zum Profispieler geformt. Auch wenn Sportfans sein jüngerer Bruder Ronnie eher ein Begriff sein dürfte, spielte auch Brian Rüeger längere Zeit in der zweithöchsten Liga, schaffte es in die Juniorennationalmannschaft und brachte es auf einige Einsätze in der Nationalliga A. Den Schwung aus dem Sport nahm Rüeger mit in seine berufliche Laufbahn.

Nach mehreren Stationen in der Privatwirtschaft wechselte er in die operative Hochschulleitung. Seit Oktober 2024 ist Brian Rüeger nun Rektor der Hochschule für Wirtschaft Zürich (HWZ). Er kommt mitten in einer Zeit, in der auch Hochschulen mit raschen Veränderungen und Sparübungen konfrontiert sind.

Brian Rüeger, Rektor HWZ
Brian RüegerBild: zvg
Zur Person
Prof. Dr. Brian P. Rüeger ist seit Oktober 2024 Rektor der HWZ. Davor war er an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) tätig, wo er ab 2013 das Institut für Marketing Management leitete, das sich unter seiner Führung zum grössten Anbieter von Marketing-Weiterbildung auf Hochschulniveau in der Schweiz entwickelte. Rüeger wurde dafür 2022 von der ACEEU international als «Male Entrepreneurial Leader of the Year» (Runner-up) ausgezeichnet. Zuvor war er unter anderem als Unternehmensberater und Serial Entrepreneur und Unternehmensberater im Bereich Wachstumsstrategien und Technologiemanagement global tätig. Rüeger hat einen Abschluss in Wirtschaftswissenschaften und promovierte 2015 an der Universität Zürich im Bereich Serviceorientierung und Serviceinnovationen.

Herr Rüeger, was nehmen Sie aus dem Spitzensport mit in Ihre Rolle als Rektor?
Brian Rüeger: Zum einen persönliche Fähigkeiten, wie Zielsetzung, Fokus, Disziplin, wieder aufstehen nach Rückschlägen. Entscheidend für meine Arbeit hier ist aber das Zusammenspiel im Team. Und am Eishockey fasziniert mich bis heute das Tempo. Im schnellsten Mannschaftssport überhaupt kann sich niemand im Team verstecken, jede und jeder ist gefordert. Das prägt. Ich bin ein ambitionierter Mensch. Auch hier an der Hochschule möchte ich das starke Team weiterentwickeln und mit diesem etwas bewegen.

Fachhochschulen sind sehr praxisorientiert, gleichzeitig akademische Institutionen. Wie kommen Sie mit dem raschen Fortschritt klar?
Ich komme gerade von einem dreitägigen Austausch mit internationalen Hochschulvertreterinnen und -vetretern, wo genau dies das grosse Thema war. Der schnelle Wandel treibt alle Hochschulen um, global. Unsere Aufgabe ist es ja, der Zeit voraus zu sein und ihr nicht hinterherzulaufen. Wie gehen wir damit um? Für mich sind Fachhochschulen eine hervorragende Erfindung, indem sie die Anwendung mit akademischen Elementen vereinen. Damit haben sie grundsätzlich eine gute Ausgangslage.

Und was ist das Rezept, um mit den Entwicklungen Schritt zu halten?
Eine Erkenntnis aus der Privatwirtschaft ist, dass Grösse im Umgang mit Wandel kein Wettbewerbsvorteil ist. Daher überlegen grössere Hochschulen, wie sie kleinere Module und Einheiten schaffen können, die agiler sind. Wir sind eine kleinere Fachhochschule mit nur einem Fachbereich, der Wirtschaft. Wir gehören somit bereits zu den beweglichsten Hochschulen. Aber Geschwindigkeit ist nicht alles.

«Unsere Aufgabe ist es ja, der Zeit voraus zu sein und ihr nicht ihr hinterherzulaufen.»
Brian Rüeger

Sondern?
Es geht darum, Innovationen tatsächlich in die Praxis zu bringen. Dafür benötigt man sogenannte absorptive und kollaborative Fähigkeiten: Wie erkennen wir rechtzeitig Entwicklungen und bringen sie als Leistung wieder in den Markt? Um hier besser zu werden, bauen wir unsere Strukturen um: mehr Bottom-up, weniger Top-down. Mit KI automatisieren wir, was automatisierbar ist – damit der Mensch mehr Verantwortung übernehmen kann und Raum für diese neuen, komplexen Fragen gewinnt. Dieser Prozess wird uns noch weitere Jahre beschäftigen.

Ohne KI geht es nicht. Wo bleibt am Ende aber der Faktor Mensch?
Der Mensch gewinnt sogar an Relevanz! Deshalb erhält er bei uns noch mehr Bedeutung als bisher. Dieses Gegengewicht ist sehr wichtig, wenn wir den technologischen Prozess beschleunigen. Leadership oder Kreativität kann KI nicht ersetzen. Der Mensch muss der Technologie 1:1 gegenüberstehen. In den nächsten Jahren werden wir lernen müssen, anders zu arbeiten und mit der Technologie zusammenzuarbeiten. Die Welt wird nicht mehr die Gleiche sein und Unternehmen brauchen Hochschulen, deren Absolvent:innen die richtigen Werkzeuge einzusetzen wissen.

Der Bund plant Kürzungen bei öffentlichen Hochschulen und höhere Studiengebühren. Wie beurteilen Sie diese Entwicklung?
Wir sehen derzeit weltweit Kürzungen im Bildungsbereich, nicht nur bei uns. Das ist nicht nur negativ, sondern kann für Hochschulen auch wie ein Fitnessprogramm wirken.

Wie bitte?
Ich war 18 Jahre an einer öffentlichen FH und habe auch dort sehr unternehmerisch gearbeitet. In dem Institut setzten wir bei Projekten bewusst auf direkte Finanzierung durch Drittmittel aus der Wirtschaft oder Innosuisse-Förderung. Das hat uns flexibel gehalten. Die grossen Fördertöpfe habe ich umgangen, denn sie können auch träge machen. Auch hier bei der HWZ arbeiten wir stark mit Direktfinanzierung. Das hält fit, setzt aber eine unternehmerische Vorgehensweise voraus. Ein wichtiger Punkt für uns. Wir haben den Anspruch, die unternehmerischste Hochschule der Schweiz zu sein.

«Die grossen Fördertöpfe können auch träge machen.»
Brian Rüeger

Dieses Fitnessprogramm und diese Finanzierung funktionieren so aber kaum für alle Hochschulen gleichermassen.
Natürlich nicht. Wir reden hier vom Fachbereich Wirtschaft. Wenn nun Studierende stärker zur Kasse gebeten werden sollen, muss man deshalb genau hinschauen. Im Fachbereich Wirtschaft sind höhere Gebühren vielleicht eher verkraftbar. Auch wir als private Hochschule haben hohe Gebühren. Dafür haben unsere Absolventinnen und Absolventen eine hohe Employability. Die Kosten sind auf dem Arbeitsmarkt relativ schnell wieder eingespielt. In anderen Bereichen, etwa Soziale Arbeit, geht das nicht auf. Da würde ein Studium zu unattraktiv. Da gilt es zu differenzieren.

Nochmals Eishockey: Wie erträgt man es als früherer Kloten-Spieler, wenn der ZSC Meister wird?
(lacht) Ich hatte damals sogar ein Angebot vom ZSC, habe mich aber bewusst für die Nationalliga B entschieden – ich wollte spielen, nicht auf der Bank sitzen. Ich sehe das nicht so eng und habe durchaus auch Sympathien für den ZSC. Ich gehe mit meinen Kindern auch gerne Spiele in der neuen Halle schauen. Aber natürlich schlägt mein Herz auch für Kloten. Allgemein ist die Distanz zu meiner Eishockey-Vergangenheit etwas grösser geworden. Die Begeisterung für das Spiel ist geblieben.

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