Fast alle heutigen batteriebetriebenen Haushaltsgeräte verwenden Lithium-Ionen-Batterien. Ihre Verwendung ist sehr vielseitig: in Telefonen, Rasierern, Epilierern, Computern, Uhren, Kopfhörern, Kameras, batteriebetriebenen Photovoltaikanlagen, und sogar in Elektroautos. Es ist zwar etwas übertrieben vereinfacht beschrieben, aber schematisch gesehen, ist die Batterie eines Elektroautos nichts anderes als eine Aneinanderreihung von Hunderten von Handybatterien.
Die Lithium-Ionen-Technologie geht auf die ersten Forschungsarbeiten des Engländers Stanley Whittingham in den 1970er Jahren zurück. Der wegen der Ölkrise besorgte Ölkonzern Exxon hatte sie in Auftrag gegeben.
Nacheinander setzten der Amerikaner John B. Goodenough und der Japaner Akira Yoshino die Arbeit daran fort, wobei sie die Funktionsweise perfektionierten. Sony und Toshiba brachten im Jahr 1991 als Erste die Lithium-Ionen-Batterien auf den Markt.
Die Hauptvorteile sind eine hohe Volumendichte (hohe Kapazität, geringer Platzbedarf), kein Memory-Effekt bei Lade-/Entladezyklen und eine geringe Selbstentladung im Vergleich zur Nickel-Metallhydrid-Technologie (NiMH), die früher häufig verwendet wurde.
Weniger bekannt ist, wie Lithium-Ionen-Batterien und die heutige Elektromobilität weitgehend ohne die Verwendung der sogenannten «Seltenen Erden» auskommen. Warum wird so viel darüber gesprochen? Decken wir den Mythos auf.
Bevor wir mit dem Physikunterricht beginnen, lassen Sie uns mit einer Physikstunde beginnen. Was fälschlicherweise als «Seltene Erden» bezeichnet wird, sind in Wirklichkeit 17 Metalle, die alle ähnliche Eigenschaften besitzen. In Mendelejews berühmtem Periodensystem der Elemente sind die «Seltenen Erden» die «Lanthanoide» (Nummern 57 bis 71), zu denen auch Scandium (21) und Yttrium (39) gehören.
Die Verwendungsmöglichkeiten dieser «Metalle seltener Erden» sind sehr vielfältig und gehen weit über den Bereich der Elektromobilität hinaus: militärische Leichtmetalllegierungen, Plotter, Laser, industrielle Farbstoffe, Katalysatoren, Magnete, Auskleidungen für Öfen, Röntgengeräte, Strahlentherapie, Festplatten und vieles mehr.
Dies ist häufig das Argument von Kritikern der Elektromobilität. Ihrer Meinung nach bedeutet die – vermeintliche – Seltenheit, dass ihre Ressourcen nicht unendlich sind. In der Praxis sind «Seltene Erden» nicht selten. Ihr Vorkommen in der Erdkruste ist weitaus grösser als das vieler anderer Gebrauchsmetalle und die abbaubaren Reserven an «Seltenen Erden» sind weitaus weniger kritisch als die vieler anderer so genannter strategischer Metalle. Ihre «Knappheit» rührt von der Schwierigkeit ihrer Gewinnung her: Diese Metalle müssen meist vom Erz, in dem sie vorkommen, getrennt und raffiniert werden. Dies ist mit erheblichen ökologischen und sozialen Auswirkungen verbunden, welche ebenfalls zu berücksichtigen sind.
Wie bereits erwähnt, werden «Seltene Erden» heutzutage nicht mehr für die Herstellung von Lithium-Ionen-Batterien verwendet. Es stimmt jedoch, dass die NiMH-Technologie in den Anfängen der Elektromobilität eine grosse Menge Lanthan erforderte.
Neodym ist auch in den Magneten von Elektromotoren, ebenso wie in den Motoren unserer Waschmaschinen, Staubsauger oder Ventilatoren, in unseren Smartphones, Lautsprechern oder Kühlschränken usw. zu finden.
Fast 80 % des Neodyms der weltweiten Industrie stammt aus China. Während in den westlichen Ländern strenge Vorschriften für die Gewinnung, den Abbau und die Raffination von «Seltenen Erden» gelten, kümmert sich China nicht darum und festigt seine Führungsposition auf Kosten seiner Umwelt und seiner Bevölkerung. Diese Problematik scheint niemanden zu beunruhigen, wenn es um den Kauf des neuesten Smartphones geht. Jedoch kommt sie als Debatte bei der Elektromobilität auf den Tisch.
Ähnlich wie bei Lithium und Kobalt bauen die Autohersteller möglichst umwelt- und sozialverträgliche Lieferketten auf. Parallel dazu werden grosse Investitionen in Forschung und Entwicklung sowie in die Einrichtung von Recyclingwegen getätigt. In der nächsten Generation von Elektromotoren sollte recyceltes Neodym verwendet oder möglicherweise sogar ganz darauf verzichtet werden.
Die Problematik der «Seltenen Erden» wird also fast der Vergangenheit angehören, wenn es um die elektrische Traktion geht. Im Hinblick auf unseren Verbrauch in elektronischen Gütern bleibt es jedoch weiterhin ein zentrales Anliegen.