Es passiert immer wieder. Ich treffe Menschen, die mich fragen, was ich tue, wer ich bin. Wenn ich ihnen meine Lebenssituation – also Mutter und Unternehmerin – schildere, fragen sie natürlich immer als Erstes: «Und die Kinder?»
Wenn ich dann erwähne, ihr Vater mache Home Office und kümmere sich, höre ich sehr oft die Worte «hast du ein Glück mit deinem Mann!».
Wieso?
«Na, wenn du nicht da bist, hütet er die Kinder, bekocht sie und macht den Haushalt.»
Ach so. Er macht «meine» Arbeit, meint ihr? Tut er nicht! Er macht seine Arbeit. Schliesslich haben wir uns gemeinsam dazu entschlossen, Kinder zu haben und sie grosszuziehen.
Die Kinder sind nicht meine Baustelle und ich kann halt von Glück reden, dass er mir dabei hilft. Er wollte die Kids genauso wie ich und deshalb ist es für ihn auch selbstverständlich, sich um sie zu kümmern. Und um den damit verbundenen Haushalt. Genauso wie für mich. Ganz einfach.
Was mich an dieser Ausdrucksweise stört, ist das Wort «Glück». Glück ist per Definition ein Zufall. Dass ich meinen Mann überhaupt je getroffen habe ist Glück. Unsere Ehe aber ist kein Zufall, kein Sechser im Lotto, sie ist eine bewusst getroffene Wahl. Für diesen Menschen, seinen Charakter und für dieses Leben.
Sonst würde das ja bedeuten, dass sich andere Frauen einfach mit ihrer «unglücklichen» Situation abfinden müssten, da sie ja offensichtlich keinen Einfluss darauf haben. Doch sie bezeichnet niemand als «glücklos», bloss weil ihre Männer die Kinder als «Mami's Job» bezeichnen und wenig bis gar nichts zu Hause tun. Sie sind halt einfach Mütter. Die Väter sind die (angelernten) Hilfsarbeiter, die manchmal auch noch da sind.
Und für alle, die jetzt mit dem Argument kommen, die Mütter liessen Väter oft gar nicht erst helfen: Ja und? Dann müssen die Väter drum kämpfen, immer wieder! Es ist zu einfach zu sagen «sie lässt mich ja nicht». In anderen Gebieten geben die Väter ja auch nicht so schnell auf!
Ausserdem bin nicht ich es, die Glück hat, sondern meine Kinder. Denn die haben sich ihre Eltern nicht ausgesucht. (Ich bin sicher, mein Vorpubertierender wünscht sich manchmal andere ...) Aber es sind unsere Kinder, nicht meine. Und als Eltern sind wir in der Tat überglücklich, sie zu haben!