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Warum die Gameszene in der Schweiz eine Nische ist

Frau mit VR-Brille
Die rasante Entwicklung der Technologien im Umfeld «Virtual Reality» (VR) und «Augmented Reality» (AR) hat in den letzten Jahren nicht nur den Unterhaltungssektor verändert, sondern hat auch Auswirkungen auf andere Bereiche wie Bildung oder Marketing.bild: ffhs/ki-generiert
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Warum die Gameszene in der Schweiz eine Nische ist

Sind Games ein unterschätztes Kulturgut? Sind schwierige Themen spielerisch besser zugänglich und ist die Spielentwicklerszene in der Schweiz eine Männerbastion? Antworten darauf liefert Kevyn Eva Norton im Interview.
26.02.2025, 14:1826.02.2025, 14:18
melanie biaggi, ffhs
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Kevyn Eva Norton, welches Game haben Sie zuletzt gespielt?

Kevyn Eva Norton: «Stray» von Blue Twelve Studio / Anapurna. Mein Lieblingsgame ist immer noch der Klassiker «Journey».

Wirtschaftlich haben Games die Musik- und Filmbranche längst überholt. Sind Games in der Schweiz ein unterschätztes Kulturgut?

Auf jeden Fall. In der Schweiz gelten sie immer noch als ein Nischen-Kulturgut – erst zwei Kantone fördern die Branche dezidiert. Dabei sind so viele verschiedene Berufe bei der Entwicklung eines Games involviert: 2D- und 3D-Künstler, Musiker, Screen Writer, Animatoren. Games wie die Sims, Zelda oder in jüngerer Zeit Minecraft und Roblox beeinflussen ganze Generationen.

Sieht es bei der Förderung von Serious Games besser aus?

Ja. Wir Menschen lernen von klein auf durch Spielen. Games bieten die Möglichkeit, durch Geschichten eine emotionale Komponente einzubringen. Emotionalität fördert das Lernen. Die Nutzer lernen so auch Empathie, und mehr Empathie wird zurzeit dringend gebraucht. Spiele erlauben es aber auch Fehler zu machen, ohne grosse Kosten oder Schaden zu generieren. Das ist wichtig für die Medizin oder die Industrie. Eine gute Fehlerkultur tut besonders uns Schweizern gut. Games fördern auch das strategische Denken und werden in der Management-Ausbildung und im Militär eingesetzt. Ich finde es gut, wenn Zusammenhänge und Konsequenzen durchdacht werden, bevor sie in der realen Welt umgesetzt werden.

Serious Games

Serious Games (ernsthafte Spiele), sind interaktive Anwendungen, die über den reinen Unterhaltungswert hinausgehen. Sie kombinieren spielerische Elemente mit pädagogischen, informativen oder therapeutischen Zielen, um Lernen, Training oder Verhaltensänderungen zu fördern. Im Gegensatz zu herkömmlichen Videospielen, deren Hauptzweck die Unterhaltung ist, dienen Serious Games spezifischen Zwecken wie Bildung, Simulation, Gesundheitsförderung oder beruflicher Weiterbildung.

Was macht ein gutes Serious Game aus?

Bei einem guten Serious Game muss dem User von Anfang an klar sein, was das Ziel des Spieles ist und wie dieses erreicht werden kann. Weiter ist es wichtig, dass die Spielenden wissen, wie Fortschritte gemacht werden und diese auch sehen. Die Entwickler sollten ihre Zielgruppe kennen, so wissen sie auch welches Game Setting die Spieler berührt oder stimuliert.

Was nicht fehlen darf, ist der Spass beim Spielen. Hier scheitern manche Serious Games. Sie wirken trocken und aufgesetzt. Oft ist dieser mangelnde Spassfaktor einem kleinen Budget geschuldet. Wie in anderen Branchen auch geht es am Ende um den Return on Investment (ROI) – ein gutes Serious Game muss sich lohnen. Für den Spieler der Zeitaufwand, für die Finanzierung der konkrete Businesscase. Deswegen die starke Verbreitung in der Industrie, der Medizin und dem Militär.

«Wir Menschen lernen von klein auf durch Spielen»
Kevyn eva norton

Sie sind Design Lead für das psychologische Mobile Game Shadows Edge, erklären Sie kurz, wozu das Game dient?

Shadow’s Edge ermöglicht Jugendlichen durch das Schreiben und die Kunst eine neue Perspektive auf ihre Situation zu bekommen, die ihnen dann bei der Verarbeitung von schwierigen Erfahrungen oder Lebensfragen hilft. Das Game ist die Umsetzung von Ansätzen aus der narrativen Therapie.

Schwierige Themen sind also spielerisch besser zugänglich?

Vielleicht ja – ganz generell würde ich das nicht sagen. Serious Games sind aber eine Möglichkeit mit viel Potenzial.

Was braucht es, damit Serious Games in der Schweiz noch bekannter und besser werden?

Es braucht gute Beispiele, Mut zum Experimentieren und eine solide Finanzierung. Ich denke, es geht auch darum, mit Elementen zu experimentieren und nicht nur in kompletten Games zu denken. Der Trend zur Gamification, also die Integration von spielerischen Elementen in spielfremde Umgebungen, wird sich noch verstärken.

Ich bewege mich an der Schnittstelle von Produktentwicklung und Game Design. Jedes digitale Produkt, das regelmässig genutzt werden soll, setzt sich früher oder später mit Spiele-Elementen auseinander. Man kann also Elemente aus dem Game Design einbringen, ohne ein komplettes Game zu entwickeln.

Und was braucht es, um mehr Frauen für die Gaming-Branche zu gewinnen?

Wir müssen den Frauen aufzeigen, was es für eine spannende Zusammenarbeit der verschiedensten Berufe braucht, um ein gutes Game zu entwickeln. Also mehr auch über die nicht technischen Aspekte der Game-Entwicklung kommunizieren. Mehr über weibliche Games sprechen und Projekte finden, um diese in der Schweiz zu entwickeln – das Interesse an Games for Good oder Cozy Games ist bei Frauen sehr hoch. Und wie in allen Branchen braucht es familienfreundliche Arbeitsmodelle.

Mit welchen Serious Games hast du etwas Neues gelernt? Schreib es in die Kommentare!

Contentpartnerschaft mit FFHS

Dieser Blog ist eine Contentpartnerschaft mit der FFHS Fernfachhochschule Schweiz. Die Beiträge werden von der FFHS verfasst.

Die Gaming-Industrie gehört zu den am schnellsten wachsenden Branchen weltweit. Mit dem neuen Bachelorstudiengang Game and VR Development reagiert die FFHS auf diese rasante Entwicklung der Branche und bildet Fachkräfte aus, die nicht nur innovative Spiele entwickeln, sondern auch VR/AR-Anwendungen gestalten können. Der Studiengang startet erstmals im August 2025.

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