Der Macan ist tot, es lebe der Macan! Zehn Jahre nach seiner Markteinführung verabschiedet sich der kompakte SUV von Porsche vom Verbrennungsmotor und wird zu einem vollelektrischen Fahrzeug. Ein klarer, fast schon brutaler Bruch, denn dieses Benzin- und Dieselmodell hatte sich als Säule der Modellpalette und als Verkaufsschlager des Hauses etabliert (27 % des Gesamtumsatzes im Jahr 2023).
Als es darum ging, auf reinen Batterieantrieb umzusteigen, durfte sich Porsche keinen Fehler erlauben. Und wie so oft, wenn es darum geht, Risiken einzugehen, hat sich die Marke entschieden, ihren eigenen Weg zu gehen: keine Scherze unter der Haube, Mut beim Timing und deutsche Präzision bei der Umsetzung.
Die Umstände sind jedoch alles andere als ideal. Die allgemeine Begeisterung für Elektrofahrzeuge hat etwas nachgelassen, die Neubestellungen sind allgemein rückläufig und die Regierungen senden gemischte Signale hinsichtlich etwaiger Förderungen. Aber Porsche glaubt daran. Und das gleich in doppelter Hinsicht: Der neue Macan wird ausschliesslich als Elektrofahrzeug erhältlich sein, ohne Ausnahme. Wer die V6-Turbo-Versionen vermisst, muss auf einen Gebrauchtwagen zurückgreifen. Oder die Religion wechseln. Seit Jahresbeginn wurden weltweit 25'885 Macan Electric verkauft, was 17,6 % des Gesamtabsatzes entspricht.
Aus technischer Sicht basiert der Macan Electric auf dem gemeinsam mit Audi entwickelten PPE-Chassis (A6, S6, Q6 e-tron) mit 800-Volt-Architektur, zwei Motoren (einer pro Achse) und einer 100-kWh-Batterie. Der hier getestete Macan 4 leistet 387 PS (408 PS mit Overboost) und 650 Nm, was eine Beschleunigung von 0 auf 100 km/h in 5,2 Sekunden ermöglicht. Nicht schlecht für einen SUV mit einem Gewicht von 2,5 Tonnen!
Glücklicherweise wurde alles getan, um ihm ein wenig Anmut in der Bewegung zu verleihen: präzise Lenkung, Hinterradlenkung, Luftfederung – es fehlt an nichts, sofern Ihr Geldbeutel es Ihnen erlaubt, grosszügig aus der Optionsliste zu schöpfen.
Auf kurvigen Strassen verblüfft der Macan mit seiner Wendigkeit. Die Traktion ist kaiserlich, das Wanken gut unter Kontrolle, die Reaktion am Lenkrad unmittelbar. Allerdings hätten wir uns beim Bremsen etwas mehr Taktilität gewünscht: Die Energierückgewinnung funktioniert zwar, ist jedoch automatisch und nicht einstellbar. Es ist daher nicht möglich, mit den Schaltwippen zu spielen, um die Intensität der «Motorbremse» anzupassen – ein kleines Vergnügen beim elektrischen Fahren, das hier fehlt.
Was den Stil angeht, setzt Porsche auf Kontinuität. Keine optische Revolution, sondern eine sorgfältige Weiterentwicklung: eine unverwechselbare Silhouette, verfeinerte Proportionen, eine stärker geneigte Heckklappe und eine hervorragende Aerodynamik (Cw-Wert von 0,25). An Bord herrscht ein ausgesprochen modernes Ambiente. Drei Bildschirme, darunter einer für den Beifahrer, hochwertige Materialien und eine Ergonomie, die dem Geist des Hauses treu bleibt. Ein Pluspunkt ist auch die stets perfekte Sitzposition für den Fahrer.
Weniger positiv ist der übermässige Einsatz von recyceltem Kunststoff, insbesondere an den Türverkleidungen und den Sitzlehnen, der nicht ganz zum Rest passt. Die Sitze sind bequem, das Multimediasystem funktioniert reibungslos und die Verarbeitungsqualität vermittelt einen soliden Eindruck.
Im Fond hingegen ist es nicht gerade geräumig. An den Seiten ist ausreichend Platz, aber für drei Erwachsene wird es etwas eng. Der Kofferraum bietet je nach Konfiguration 540 bis 1348 Liter, dazu kommt ein 84 Liter grosser Kofferraum vorne. Das reicht für Kabel oder sogar eine Sporttasche. Oder eine kleine Kühlbox für Ausflüge an den See.
Im Gebrauch erweist sich der Macan als recht effizient. Unser Durchschnittsverbrauch im Test lag bei 23,03 kWh/100 km (434 km tatsächliche Reichweite), wobei der niedrigste Wert bei sehr zurückhaltender Fahrweise mit 16,9 kWh (591 km tatsächliche Reichweite) gemessen wurde und bei sportlicher Fahrweise deutlich höhere Werte erreicht wurden. Zur Erinnerung: Porsche spricht von einer kombinierten WLTP-Reichweite von 611 km! Mit einem Ei unter dem Pedal ist das beim Fahren zwar nicht unmöglich, im Alltag jedoch nur schwer zu erreichen.
Das Aufladen mit Gleichstrom erfolgt mit bis zu 270 kW. Um von 10 auf 80 % aufzuladen, sind 21 Minuten ausreichend (natürlich an einer Ultraschnell-Ladestation). Bei Wechselstrom werden es wie so oft 11 kW sein. Der integrierte Routenplaner leistet gute Arbeit. Das Wärmemanagement ist dank der serienmässigen Wärmepumpe effizient und nichts stört die Ruhe beim Fahren.
Mit einem Grundpreis von 95'800 Schweizer Franken und über 116'000 für unser Testmodell (mit der unverzichtbaren Hinterradlenkung und aktiven Radaufhängung) muss man jedoch seine Entscheidungen bewusst treffen – und dabei im Hinterkopf behalten, dass die Serienausstattung eher sparsam ausfällt. Die Personalisierung Ihres Porsches hat ihren Preis, und der steigt schnell an. Sehr schnell. Es bleibt abzuwarten, ob der Restwert mithalten kann: In dieser Hinsicht war der Macan mit Verbrennungsmotor sicherlich eine Referenz. Für den Electric wird sich dies alles erst zeigen.
Dieser trendige Macan wird die Welt wohl nicht auf den Kopf stellen. Aber er erfüllt das Wesentliche: Er verkörpert einen Porsche, in präziser, konsequenter und engagierter Weise. Er wird weder der platzsparendste, effizienteste noch erschwinglichste Elektro-SUV sein, aber er wird ein unvergleichliches Fahrerlebnis bieten. Und er erinnert daran, dass ein Macan, auch wenn er schwer, hoch und mit Bildschirmen ausgestattet ist, in erster Linie ein Auto für diejenigen bleibt, die gerne selbst fahren. Was in diesem Segment fast schon ein Luxus an sich ist.