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Du willst nur das Beste? Voilà:
Kürzlich passierte es mir nach langer Zeit mal wieder: Ich verpasste im Ausgang alkoholtechnisch die Vernunft-Ausfahrt.
Gerade noch nuckelte ich friedlich und komplett bei Sinnen an einem eher schwachen Gin Tonic herum, als ich plötzlich leicht hängend an der Bar die fünfte Runde Hierbas bestellte. Sehr laut natürlich. So: «HIEEEERBAAAAAS!» Dabei schnippte ich mit den Fingern in der Luft herum, als wären sie Kastagnetten. Spanische Getränke erfordern spanische Gesten. Ist ja logisch.
Der Alkohol macht in der Tat lustige Sachen mit uns. Es liegt mir selbstverständlich nichts ferner, als Alkoholismus zu promoten – trinken tun aber die meisten von uns und der Grossteil davon, seien wir ehrlich, auch ab und an einen (oder zwei oder 27) über den Durst.
Alkohol nimmt uns Hemmungen – und damit auch die Hemmung, weiterzutrinken. «Also guet, villicht na eine ...» wird dann gerne innert 30 Minuten zu «EINER GEHT NOCH, EINER GEHT NOCH REIN, OY!»
Meist rächt sich das am nächsten Morgen/Mittag/Nachmittag oder, abhängig vom Alter, auch noch einen Tag später. Bevor es soweit ist, macht der Alkohol aus uns jedoch oft sehr lustige, mutige, ja beinahe brillante Personen mit genialen Ideen.
1.
I like to move it, move it
Sind wir betrunken, können wir alle plötzlich extrem
gut tanzen. Und zwar jegliche Formen des Tanzes. Hiphop, House, R ’n’ B, egal.
Sogar Twerking erscheint uns dann als unglaublich lässige Idee, genauso wie
Ausdruckstanz, Breakdance und Pantomime. Natürlich ist es in solchen Momenten
von enormer Wichtigkeit, den ganzen Club wissen zu lassen, dass wir der nächste
Baryshnikov sind. Warum auch das übermächtige Bewegungsgenie für sich behalten,
macht doch überhaupt keinen Sinn. So springen wir denn gerne bekannte und
unbekannte Menschen an und üben uns in Dry Humping. Wenn wir ganz grosses Glück haben, wird das von
unseren Freunden per Handy-Video festgehalten.
All das gilt übrigens genauso auch fürs Singen.
2. Voulez-vous drink a Hierbas conmigo, amore?
Das Level
unserer Fremdsprachenkenntnisse steigt proportional mit unserem Alkoholpegel.
Selbst wenn wir den «Grundlagenkurs Italienisch» grad knapp mit einem Vierer
abgeschlossen haben und die Pizza beim Langstrassenimbiss das Italienischste
war, was wir seither im Mund hatten (hihi, «im Mund hatten»); haben wir
getrunken, mutieren wir zu Überköniginnen und -königen der italienischen
Sprache und führen mit Luigi aus Sizilien stundenlange, präzise Gespräche über
die Endlichkeit des Seins und die Relativitätstheorie, selbstverständlich unterbrochen
von der wichtigen Frage, ob sein Bruder Mario heisse. Dabei brechen wir in
schallendes Gelächter aus und wiederholen die Frage schon nach 30 Minuten, weil
wir bereits vergessen haben, dass wir sie schon einmal gestellt haben.
3. I’m too sexy for Milan, too sexy
for Milan, New York and Japan
Wenn man trinkt, wird vieles schöner. Das
Gegenüber unter anderem, aber vor allem auch man selbst. Wir sind erfüllt von
einer Sexiness, wie wir sie sonst nicht mal in unseren abgefahrensten Kamasutra-Sexträumen
erleben, und oft hindert uns nur der Mangel an im Club aufgehängten
Abrissbirnen daran, uns auszuziehen und daran rumzubambelen. Was Miley kann,
können wir schon lange. Unsere Anmachen sind denn auch entsprechend waghalsig: Augen
werden gezwinkert und Lippen befeuchtet, Wimpern geklimpert und Sprüche
geklopft, die von fehlenden Sternen am Himmel, Engelshaaren und
George-Clooney-Vergleichen nur so strotzen und bei denen sogar einem Lebkuchenherzen-Verzierer
schlecht würde.
4.
«Was ich dir schon immer mal sagen
wollte ...»
Der Suff motiviert uns, anderen Menschen Dinge
mitzuteilen, die wir ihnen nicht ohne Grund nüchtern nie gesagt haben. Das
fängt bei der Direktbegegnung an, wo man dem Typen an der Bar ein charmantes
«Du häsch ja en unglaublich riesige Chopf» entgegenhaucht, geht über die viel
beschriebene SMS an den Ex «’ch ha der numa wele säge, dass din Penis imfall
garnöd so schönn isch wie du meinsh!!! Dhvfhgeh!!!» bis hin zu einem «ehrlichen»
E-Mail an den Chef, in dem man ihm erklärt, man sei für Grösseres bestimmt. Zum
Beispiel für eine Karriere als Twerkerin.
5.
«Han ich nöd mal na e Brüle
gha ...?»
Selbst die sonst zuverlässigsten Menschen
verlieren im Suff so ziemlich alles, was sie je besessen haben. Handy, Jacke,
Brille, Velo. Portemonnaie, Schlüssel, bis hin zu ganzen Freundesgruppen. Und fast
am häufigsten die eigene Würde (siehe Video von der Limbo-Einlage morgens um fünf in der Zukki).
Andererseits kann man am Morgen danach nicht nur mit blauen Flecken, von denen man nicht weiss, woher sie kommen, konfrontiert werden. Nein, man wird auch mit den Habseligkeiten anderer Menschen überrascht, die man – durch welche
Fügung auch immer – nun in seinem Besitz hat. So wachte meine Wenigkeit einst
mit einer geilen alten Casio-Männeruhr am Handgelenk auf. Trage ich heute noch
immer wieder. Jegliche Versuche, den Besitzer ausfindig zu machen, scheiterten.
Falls der betreffende Herr das liest: Bitte melde dich, Casio-Mann!
Ein
bisschen blöder ist’s, wenn man zwar nicht mit der Uhr, aber mit dem Partner
von jemand anders erwacht. Aber das ist ein anderes Kapitel.
6.
Hey, big spender!
Nichts geht über grosszügige Menschen. Und
genau zu solchen macht uns Genosse Alkohol gerne einmal, denn wir lieben dann
alle Menschen in unserem Umfeld und wollen ihnen das auch zeigen. Wir vergessen
dabei manchmal aber, was «Di nächscht Rundi gaht uf miiiiich, will ihr alli
huere geeeeeeil siiiiiind» bei den heutigen Preisen in den Clubs bedeuten kann.
Andererseits hätte man das Portemonnaie im Laufe der Nacht ja eh verloren, dann
lieber vorher noch leeren.
7. Geographie-Expertise
Wenn wir uns schon die eine oder andere
Hirnzelle wegtrinken, so lernen wir im Laufe unseres Lebens durch unsere
Alkoholeskapaden oft mindestens eines dazu: das Wissen, wo sich die Endstation
unseres Zuges/Trams/Busses befindet, weil wir ebenda gemäss Casio-Männeruhr um
5.34 Uhr morgens von einem öV-Mitarbeiter mässig liebevoll aus dem Koma
geschüttelt worden sind und danach frierend auf einem Bänkli auf die nächste
Verbindung warten oder gleich vom Tramdepot in High Heels nach Hause laufen mussten.
8.
Grandiose Kommunikationsskills
Alkohol steigert unser Mitteilungsbedürfnis.
Und wo das schon bei unseren Freunden nachhaltige Konsequenzen haben kann
(«Alti, du häsch mer di ganz Nacht wüsseschaftlich wele bewiise, dass de Big
Foot existiert!»), kann man bei denen wenigstens noch darauf hoffen, dass ihre
Erinnerung am nächsten Morgen genauso schwammig ist wie die eigene. Wer
hingegen vergisst nie? Nein, nicht Elefanten – das Internet! Nichts ist
schlimmer, als am Morgen verkatert aufzuwachen und auf Facebook die selbst
gepostete Liveticker-Fotolovestory der vergangenen Nacht vorzufinden. Nur halt
ohne Love, und wenn doch, dann in einer Form, wie man sie nun wirklich nicht
sehen will. Bleibt einem in dieser Hinsicht also nur die Hoffnung, dass einen der frühe Verlust des Handys von solchen Posts abhält.
Nun denn: Ein gutes Wochenende, Ihr sexy Tanzgötter, auf dass Ihr Eure Tramhaltestelle nicht verpasst und Eure Freunde Euch nicht dabei filmen mögen, wie Ihr Ballett tanzend «All by Myself» singt – auf die Combox Eures Chefs.
Und weil's Euch eh schon nachläuft:
Für mich ist Clubbing, etc. zu teuer und es war eigentlich immer enttäuschend. Darum mein Motto: Ich kann auch ohne Alkohol keinen Spass haben. Ich gehe dann mal Dokus gucken am Wochenende. Tschö mit Ö und viel Spass euch Partylöwen. ;)