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«Dräcksn***er, z’todschlah, das Dräcksschwein!»

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Yonnihof

«Dräcksn***er, z’todschlah, das Dräcksschwein!»

ES REICHT JETZT!
11.08.2015, 14:0111.08.2015, 14:14
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Anm. d. Autorin: Ich bin mir bewusst, dass sich der Inhalt dieser Kolumne in Teilen mit dem eines Artikels im «Tagesanzeiger» von gestern deckt – geschrieben wurde sie jedoch grösstenteils am Sonntag. Trotz Redundanzen habe ich mich entschieden, sie zu publizieren, weil ich das Thema für sehr wichtig halte. Man möge mir einige Überschneidungen verzeihen.

Letzte Woche tat ich etwas, das ich zuvor noch nie gemacht hatte: Ich meldete Kommentare auf Facebook. Auf diese Kommentare gestossen war ich unterhalb eines Videos, welches ein Leser in die Kommentare unterhalb meiner letzten Kolumne auf Facebook gepostet hatte. Es handelte sich um einen Link zu einem anderen Facebook-Profil – der ursprüngliche Post stammte also nicht von ihm.

Das Video zeigte eine mit einer Handykamera gefilmte Szene auf offener Strasse, in der ein schwarzer, französischsprachiger Mann eine ihm offensichtlich unbekannte junge Frau am helllichten Tag ohrfeigt und im Anschluss herzhaft darüber lacht.

Das Video trug die Überschrift «An der nächsten Laterne aufhängen». Und auch der junge Mann, der den Link dazu auf meine Seite gepostet hatte, schrieb, es handele sich um «ein kleines Beispiel für unsere „netten“ Zuwanderer». Diskutieren konnte man mit ihm nicht. Man solle sich nicht so aufregen, Frauen halt, es gäbe halt Leute, die mit «gewissen Gruppierungen ihre Mühe hätten».

Nachdem ich den Herrn gesperrt hatte, ging ich mir die restlichen Kommentare unter dem Video anschauen. Ich meldete vier davon. Einer wurde gelöscht. Wichtig sind meines Erachtens jedoch die Kommentare, die nicht gelöscht wurden.

Als Erstes meldete ich das Video selbst, das die Überschrift «An der nächsten Laterne aufhängen» trägt. Facebook unterrichtete mich nach zwei Tagen, das Video werde nicht gelöscht, da es nicht den Gemeinschaftsstandards widerspräche.

Der erste Kommentar lautete: «Direkt auf der Straße hinrichten das jeder sieht wie man mit sowas umgehen muss!!!» Auch diese Aussage wurde nicht gelöscht.

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Bild: facebook

Der zweite Kommentar lautete: «ifacht a de scheiche packe und es paar mou mit em Gring z'Bode schlo bis er sich nüme bewegt !!» Wieder: Keine Löschung.

Die Benachrichtigung für folgenden Kommentar ist noch ausstehend: «Dräcks nigger, z todschloh das dräcksschwein..!!!»

Ich bin ob dieses Feedbacks von Facebook ziemlich ratlos. In den Gemeinschaftsstandards, die Facebook durch oben genannte Aussagen nicht verletzt sieht, steht u.a. «Facebook entfernt sämtliche Hassbotschaften, d. h. Inhalte, die Personen aufgrund bestimmter Eigenschaften direkt angreifen.» Dazu gehört auch die Rasse. Ausserdem würden Posts mit bedrohlicher Sprache entfernt, jedoch nur, wenn eine einzelne Person direkt und «ernsthaft» physisch bedroht würde.

Jeder mit einem Funken gesunden Menschenverstands weiss, dass es sich bei den erwähnten Kommentaren um Hassbotschaften handelt, auch wenn sie nicht tupfenhaargenau auf einen der Standardpunkte zutreffen.

Natürlich kann man sich rausreden und sagen «Es ging gar nicht um die Hautfarbe, sondern um die Tat».

Okay.

Aber Leute, selbst wenn: Es wird öffentlich danach verlangt, einen Menschen an einen Laternenpfahl zu hängen, ihn öffentlich hinzurichten oder seinen Kopf so lange aufs Plaster zu schlagen, bis er sich nicht mehr bewegt. Und das, wie Anja Reschke in ihrer grossartigen Tagesschau-Ansprache sagte, nicht einmal mehr anonym. Nein, die Menschen fühlen sich bereits so sicher und akzeptiert in ihrem Hass, dass sie solche Aussagen unter ihren Klarnamen publizieren. Und das gibt wiederum anderen Hetzern die Bestätigung, dass ihre Hasstiraden in Ordnung seien und seelenruhig öffentlich publiziert werden können.

Und das soll okay sein? Soll das nun unser Alltag sein? Haben wir eigentlich alle den Verstand verloren? 

Ohne Frage ist das Verhalten des jungen Mannes im Video komplett daneben, das Opfer sollte ihn dafür anzeigen und die Polizei bzw. die Justizsollten dann darüber entscheiden, was mit ihm passiert.

Aber solche Einzelbeispiele herbeiziehen und damit Fremdenhass legitimieren (wobei man nicht einmal weiss, ob es sich nicht einfach um einen französischen Staatsbürger in Frankreich handelt)? Sich mit seinem echten Namen hinstellen und schreiben «Dräcksnigger z’todschloh»? Seit wann toleriert man das? Seit wann ist das okay?

Selbst wenn man politisch eher konservativ eingestellt ist, darf man so etwas nicht gutheissen. Hier geht's weit übers Politische hinaus, tief hinein in die menschlichen Grundfragen und dazu, was für eine Gesellschaft wir eigentlich sein wollen.

Man darf jetzt nicht den Mund halten. Man darf dieses widerliche Hass-Buschfeuer nicht einfach weiterbrennen lassen. Die Zeit des Ignorierens als Massnahme gegen offenen Hass ist schon lange vorbei. Zivilcourage beginnt im Alltag, ja, auch auf Facebook.

1.) Indem man solche Dinge meldet – und genau deshalb macht's mich so wütend, dass das anscheinend nicht wirklich funktioniert. Ich habe mich an Facebook gewendet und mein Anliegen dargelegt. Ich habe die Hoffnung, dass es mir andere gleich tun, wenn ihnen Ähnliches passiert und vielleicht irgendwann die Standards angepasst oder strenger umgesetzt werden.

2.) Indem man Buddies konfrontiert, die hetzen, und sie gegebenenfalls  entfernt.

3.) Indem man kontert, vor allem mit Wissen.

Es sind ja auch nicht nur diese offensichtlich rassistischen Aussagen, die sich immer mehr in unseren Alltag schleichen. Es sind nicht nur die, die Hinrichtungen fordern, sich versinkende Flüchtlingsboote wünschen und mit dem Flammenwerfer gegen Asylanten vorgehen wollen. Es sind auch die eloquenteren. Diejenigen, bei denen das alles ganz harmlos klingt. Diejenigen, bei denen man denkt: «Hm, das macht eigentlich wirklich Sinn, vielleicht will mir der Eritreer tatsächlich mein Geld klauen...» Vielleicht kommt sowas gar von Leuten, die man kennt.

Die «Ich bin ja kein Rassist, aber...»-Aussagen. Die «Das wird man ja noch sagen dürfen»-Parolen. Und auch die «Ich sage nur, was alle denken»-Sprüche.

Nein, tust du nicht. Du sagst nicht, was alle denken. Und du sagst schon mal garantiert nicht das, was ich denke.

Und ja, vielleicht gibt es Dinge, die «du ja noch sagen darfst», ich für meinen Teil darf dann aber auch davon ableiten, dass du eben doch ein Rassist bist und dir klipp und klar entgegenhalten, dass ich das nicht toleriere.

Ganz ohne Aber. 

Yonni Meyer
Yonni Meyer (33) schreibt als Pony M. über ihre Alltagsbeobachtungen – direkt und scharfzüngig. Tausende Fans lesen mittlerweile jeden ihrer Beiträge. Bei watson schreibt die Reiterin ohne Pony – aber nicht weniger unverblümt. 

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91 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Pogo
11.08.2015 18:33registriert Dezember 2014
Guter Artikel! Hab es schon lange aufgegeben auf auch nur ansatzweise Humanes in den Kommentarspalten zu hoffen.
Eine Art der Aussagen hast du jedoch vergessen: Die "Wir sind das Volk" und "Wartet nur bis sich das Volk erhebt"-Kampfschreie...Zu so einem 'Volk' will ich definitiv nicht dazu gehören!
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Käuzchen
11.08.2015 22:32registriert Juni 2015
Es tut weh zu sehen, wie selbstverständlich einige Menschen die Ermordung anderer Menschen fordern. Das Schlimmste ist aber, dass sie sich dazu voll und ganz berechtigt fühlen.
Ich stimme dem Artikel zu: Schulterzucken und wegschauen reichen als Reaktion darauf nicht aus.
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Androider
11.08.2015 16:03registriert Februar 2014
Ich melde gelegentlich ebenfalls solche Kommentare im Facebook. Die meisten kamen - wie bei dir - zurück, ohne dass sie entfernt werden. Neu kann man aber auf diese Überprüfung antworten. Hab dann so heftig protestiert, dass sie den Kommentar im Nachhinein dann doch gelöscht haben.
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Tipps von der Sexpertin
Lara und ich vögeln ja wieder mit anderen. Und ich dachte, warum nicht mal mit einer Fachfrau zurück ins Game und habe eine Sexologin gedatet.

Ich glaube, der Exkurs in die Monogamie hat mir neue Türen geöffnet. Oder aber meine Euphorie, wieder mit anderen schlafen zu können, ist ansteckend. Oder, dritte Option, es ist alles gleich wie früher, aber weil ich nun eine Weile «raus» war, denke ich, es ist alles anders. Wie wenn man reisen ging, dann schätzt man das WC zuhause ja auch plötzlich wieder ganz anders.

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