Es ist Valentinstag, doch wird in der Schweiz schon seit Sonntag über Liebe gesprochen. Bei den deutschen Einwanderern ist es gekränkte Liebe: Warum, liebe Schweizer, dieses Votum? Mögt ihr uns denn nicht mehr? Nach allem, was wir für euch getan haben? Wir kochen euren Kaffee, wir versorgen eure Kranken, wir erforschen eure Hirne, wir verwalten euch auf dem höchsten Stand moderner Verwaltungswissenschaft!
Einige Schweizer, das zeigen die Internetkommentare, fühlen sich ertappt wie ein fremdflirtender Ehemann: Es war doch alles nicht so gemeint! Wir lieben euch doch! Wir meinen doch die anderen! Die Ausländer, die man nicht sieht! Die Ausländer, über die immer so viel Schlimmes in der Zeitung steht! Die fiktiven Ausländer müssen weg, nicht die realen, nicht die, die schon da sind! Spätestens hier muss der Kolonist ein wenig am Verstand der Eingeborenen zweifeln, denn sie haben offensichtlich bei einer Sache unterschrieben, deren Wortlaut sie nicht kannten.
Andere, deren Liebe schon erloschen ist, sind stolz auf das Votum: Jawohl, jetzt haben wir's dem allmächtigen Europa mal gezeigt! Dabei sind sie gerade in der Haltung zur Einwanderung die allerbesten Schüler der EU, und auch rechtspopulistische Bauernfänger wurden zuerst in der EU patentiert. Wenn man der EU weiter alles nachmacht, wird mit Swissex wohl demnächst bald ein Pendant zu Frontex entstehen; Schnellboote werden mit Maschinengewehren über den Zürichsee jagen, Scharfschützen illegale Pizzaboten von den Mopeds schiessen.
Andere, die mit dem Denkzettel in der Wahlurne gleich das Denken abgegeben haben, argumentieren so: Wenn wir wie Ausländerfeinde wirken müssen, um weniger Ausländer im Land zu haben, dann werden wir eben so wirken – auch wenn wir wissen, dass wir keine sind. Wir brauchen nämlich keine Ausländer, um zu zeigen, wie tolerant wir sind!
Welchen Rat kann man den deutschen Kolonisten in dieser Situation geben? Vielleicht wäre es klug, sich an der Frühphase der zionistischen Bewegung zu orientieren. Auch die hatte nicht nur mit einer öden Natur zu kämpfen, sondern mit einer feindlich gesonnenen Umgebung, die die Siedler mit allen Mitteln aus dem Land haben wollte. Doch die blieben hartnäckig, vernetzten sich, kämpften für ihre Interessen; in den Herkunftsländern sammelten Vereine Geld, um Grundbesitz im Heiligen Land zu erwerben.
Baut also auf, deutsche Kolonisten! Errichtet Siedlungen und bewaffnete Forts! Gründet Kibbuzim, und wenn sie zerstört werden, baut sie wieder auf! Ihr habt nichts zu verlieren als euer Visum.