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Europa und Deutschland gedenken Auschwitz-Befreiung

Besucher im ehemaligen Konzentrationslager 
Besucher im ehemaligen Konzentrationslager Bild: Keystone
Heute vor 70 Jahren

Europa und Deutschland gedenken Auschwitz-Befreiung

27.01.2015, 19:28
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Mit Zeremonien in Auschwitz und Berlin ist am Dienstag der Befreiung des früheren deutschen Konzentrations- und Vernichtungslagers vor 70 Jahren gedacht worden. Für die Schweiz war Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga nach Polen gereist.

Das in Polen gelegene ehemalige Lager Auschwitz-Birkenau, heute eine zentrale Stätte des Erinnerns an die Gräuel der Nationalsozialismus-Herrschaft, war am Dienstag von frisch gefallenem Schnee bedeckt. In den Jahren 1940 bis 1945 wurden dort etwa 1.1 Millionen Menschen vergast oder auf andere Weise getötet. Die meisten von ihnen waren Juden. Sowjetische Soldaten befreiten das Lager am 27. Januar 1945.

Die vom Museum Auschwitz-Birkenau und dem Internationalen Auschwitz-Rat organisierte Feier am Dienstagnachmittag stand unter dem Patronat des polnischen Präsidenten Bronislaw Komorowski. Holocaust-Überlebende, Rabbiner und Vertreter christlicher Bekenntnisse sowie Staats- und Regierungschefs nahmen daran teil.

«Respekt und Anerkennung» vor der Sowjetarmee

Das Programm des Anlasses auf dem Gelände des ehemaligen Konzentrations- und Vernichtungslagers umfasste eine Eröffnungsrede des polnischen Präsidenten Komorowski, Ansprachen von Überlebenden des Holocaust sowie christliche und jüdische Gebete zum Gedenken an die Opfer.

Komorowski würdigte den Einsatz der Sowjetarmee. Dieser verdiene «Respekt und Anerkennung», sagte er. Zugleich zog er aber auch eine Parallele zwischen «zwei totalitären Systemen» - jenes der Nationalsozialisten und jenes des sowjetischen Diktators Josef Stalin. Dieser hatte im Zweiten Weltkrieg unter anderem im Wald von Katyn nahe der heute weissrussischen Stadt Smolensk rund 22'000 polnische Offiziere hinrichten lassen.

Komorowski nannte Auschwitz eine «Hölle von Hass und Gewalt». Gegen jede Relativierung der nationalsozialistischen Verbrechen müsse entschlossen Widerstand geleistet werden. «Die deutschen Nationalsozialisten haben meine polnische Heimat zum ewigen jüdischen Friedhof gemacht,» sagte er vor mehr als 300 Überlebenden.

Mahnende Worte Sommarugas

An der Zeremonie nahmen auch der deutsche Bundespräsident Joachim Gauck, sein österreichischer Amtskollege Heinz Fischer sowie die Präsidenten Frankreichs und der Ukraine, François Hollande und Petro Poroschenko, teil.

Bundespräsidentin Sommaruga sagte in ihrer Grussbotschaft: «Nie dürfen wir vergessen, was Auschwitz bedeutet». Es gebe immer weniger Menschen, die sich noch an diese Zeit erinnern könnten. «Es ist nun an uns Nachgeborenen, die Erinnerung an diese dunkelste Phase der europäischen Geschichte wach zu halten. Damit wir für die Zukunft verhindern können, dass sich solche Ereignisse wiederholen», sagte Sommaruga.

Auch in Luzern fand eine Gedenkfeier statt
Auch in Luzern fand eine Gedenkfeier stattBild: KEYSTONE

231 Tote bei Befreiung

Gauck hatte seine Landsleute vor einem Schlussstrich unter den Holocaust gewarnt. «Es gibt keine deutsche Identität ohne Auschwitz», sagte er am Dienstag in einer Gedenkstunde des Bundestages in Berlin. «Die Erinnerung an den Holocaust bleibt eine Sache aller Bürger, die in Deutschland leben. Er gehört zur Geschichte dieses Landes», sagte der Bundespräsident weiter.

«Solange ich lebe, werde ich darunter leiden, dass die deutsche Nation mit ihrer so achtenswerten Kultur zu den ungeheuerlichsten Verbrechen fähig war», sagte Gauck.

Er erinnerte zugleich an die sowjetischen Soldaten, die am 27. Januar 1945 die Überlebenden des Vernichtungslager befreit hatten. «Vor ihnen, die allein bei der Befreiung von Auschwitz 231 Kameraden verloren, verneigen wir uns heute in Respekt und Dankbarkeit», sagte Gauck.

Putin warnt von Moskau aus

Russlands Staatschef Wladimir Putin lehnte eine Teilnahme an der Gedenkfeier in Auschwitz inmitten der Ukraine-Krise ab. Wegen des Konflikts sind die Beziehungen zwischen Moskau und dem Westen äusserst angespannt.

Polen zählt zu den schärfsten Kritikern Putins. Am Dienstag warnte Putin nun bei einer eigenen Zeremonie in Moskau vor Geschichtsklitterung. (sda/afp/dpa/jas)

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