Apple steht angeblich vor dem aussergewöhnlichsten Jahr seit der Lancierung des iPhones.
Laut Gerüchteküche bringen die Kalifornier ein Gadget auf den Markt, das wie eine Skibrille «from Space» aussieht.
Und für ein solches Ungetüm hat das erfolgsverwöhnte Unternehmen angeblich die Entwicklung von Kassenschlagern wie dem iPad und der Apple Watch zurückgestellt.
Du siehst, ich bin skeptisch, was das sagenumwobene «Mixed-Reality-Headset» betrifft, dessen Einführung schon seit Jahren angeblich immer kurz bevorstehen soll.
Weil die neusten Prognosen von mehreren Apple-Kennern kommen und übereinstimmen, ist aber anzunehmen, dass 2023 tatsächlich ein verrücktes Apple-Jahr wird.
In diesem Beitrag beantworte ich auf der Grundlage der vorliegenden (unbestätigten) Informationen die wichtigsten Fragen zum neuen Produkt, das Apples Einstieg in das Nach-Smartphone-Zeitalter bedeuten könnte.
Im Januar 2007 präsentierte Steve Jobs das Ur-iPhone. Apple löste damit einen Hype aus und dominiert bis heute das sogenannte Smartphone-Zeitalter. 16 Jahre später wollen die Kalifornier in eine neue digitale Sphäre vordringen, die von den Erzrivalen Facebook und Microsoft geprägt ist.
Zur Erinnerung: Apples Stärke liegt vor allem auch darin, das eigene Produkte-Portfolio überschaubar zu halten. Die Kalifornier sind zurückhaltend, wenn es darum geht, in eine neue Hardware-Kategorie einzusteigen. Dies tun sie in der Regel nur, wenn ein Multimilliarden-Geschäft winkt und die Aussicht besteht, die Märkte weltweit zu erobern.
In der Aufzählung oben fehlen ganz bewusst weitere Produktkategorien, wie etwa die von Steve Jobs als «Hobby» bezeichnete Set-Top-Box Apple TV (seit 2007). Und auch die Smart-Lautsprecher-Serie HomePod (seit 2018) erscheint vernachlässigbar, obwohl viele andere Hersteller von den damit erzielten Umsätzen nur träumen können.
Schon unter Steve Jobs verfolgte Apple die Philosophie, dass Technologie «einfach funktionieren» muss. Die Kalifornier sind bekannt dafür, neue Hardware erst dann zu veröffentlichen, wenn sie in das Leben der Kundschaft passt.
Und nun soll es also ein Mixed-Reality-Headset geben. Das schreibt der bestens vernetzte amerikanische Techjournalist Mark Gurman, der Insider-Kontakte in Cupertino hat.
Während Apple noch viele Probleme zu lösen habe – was Hardware, Software und Dienste betrifft, aber auch, wie es vermarktet und verkauft wird –, setze das Unternehmen auf das Headset «als heisse Neuheit für 2023».
Das deckt sich mit den Einschätzungen des renommierten Apple-Analysten Ming-Chi Kuo, der ebenfalls schon häufig mit Prognosen zu neuer Apple-Hardware richtig lag.
Gemäss Gurman steht Apple nach siebenjähriger Entwicklungszeit kurz davor, das erste Gadget in einer (für Apple) neuen Hardware-Kategorie zu lancieren.
Dies behauptete er allerdings auch schon früher. Doch nun häufen sich die Hinweise. Inzwischen werden auch schon in der Software von existierenden Produkten Hinweise auf das vermutete Mixed-Reality-Headset entdeckt.
Die Fokussierung auf das Headset führe dazu, dass 2023 bezüglich anderer Apple-Produkte ein verhaltenes Jahr werden könnte, prognostiziert Gurman (dazu unten mehr).
Für Bloomberg berichtete er, dass Apple das erste Headset voraussichtlich an einem Special Event im Frühling oder dann im Juni zur Eröffnung der diesjährigen WWDC-Entwicklerkonferenz vorstellen werde.
Das deckt sich mit der Prognose des Apple-Analysten Ming-Chi Kuo, der allerdings – wie Gurman – seine Vorhersagen bezüglich eines Veröffentlichungsdatums bereits einige Male revidieren musste. Seine neuste Prognose lautet, dass Apple das Headset im Herbst auf den Markt bringen wird.
Laut Recherchen von The Information hatte der Apple-Zulieferer Pegatron im vergangenen Jahr in einem Werk in der Nähe von Shanghai Tausende Prototypen des Headsets zusammengebaut. Dem Bericht zufolge sollte das Gerät ursprünglich 2022 auf den Markt kommen. Demnach traten (nicht näher beschriebene) technische Probleme auf, die eine Verschiebung der Lancierung erforderlich machten.
Apple-Kenner Ming-Chi Kuo erklärte, dass die jüngsten Entwicklungsverzögerungen mit dem Headset auf «Probleme mit mechanischen Falltests und der Verfügbarkeit von Softwareentwicklungstools» zurückzuführen seien.
Es wird angenommen, dass das erste Apple-Headset Reality Pro (oder Reality One) genannt wird, basierend auf früheren Markenregistrierungen des Unternehmens.
Die neue Hardware könnte laut Gurman für über 3000 US-Dollar verkauft werden – der Apple-Analyst Ming-Chi Kuo schätzt den Verkaufspreis auf 2000 bis 2500 Dollar.
The Information geht von 3000 Dollar oder mehr aus.
Der Tech-Analyst Benedict Evans kommentierte in seinem wöchentlichen Newsletter:
Apple plane ganz klar und in typischer Manier, die Technologie in eine neue Phase zu führen und es solle mehr als nur eine Kuriosität für Early Adopters werden, so Evans.
Natürlich werde der Preis in Zukunft sinken, aber es scheine darum zu gehen, schon jetzt «die Zukunft zu zeigen» und die Preise später anzupassen, wenn das Interesse da sei.
Das Headset hat gemäss The Information an der Seite ein physisches Drehrad, um schnell und bequem von der virtuellen Realität zur Ansicht der realen Welt zu wechseln.
Darüber hinaus will der US-Journalist Wayne Ma eine breite Palette von bislang unbekannten spezifischen Features des Headsets in Erfahrung gebracht haben:
Jedes Auge werde von mindestens einer Kamera erfasst, damit das Headset-Display den Blick des Users auf einen Avatar genau darstellen könne. Das Eye-Tracking ermögliche es dem Headset auch, ein «Foveated Rendering» durchzuführen, um Strom zu sparen. Sprich: Bilder werden nur dort in voller Auflösung gerendert, wohin man gerade schaut.
Mehr als ein Dutzend Kameras und Sensoren sollen sowohl Gesichtsausdrücke als auch Körperbewegungen erfassen, einschliesslich der Beine der Trägerin oder des Trägers.
Es seien LiDAR-Scanner mit kurzer und langer Reichweite in das Headset integriert, eine dem Radar verwandte Methode zur optischen Abstands- und Geschwindigkeitsmessung, um Oberflächen und Entfernungen in 3D zu erfassen.
Gemäss The Information ist zu erwarten, dass dem Headset kein spezieller Gaming-Controller beiliegt. Apple habe sich offenbar nicht wesentlich auf Spiele für das neue Gerät konzentriert. Jedoch habe das Unternehmen vor, Unity Technologies als erstem Partner zu erlauben, über seine Spiel-Engine vollständige VR-Erlebnisse im Headset anzubieten.
Apple konzentriere sich auf Videokonferenzen mit dem Gerät, und zwar in Form von digitalen Avataren, die die Mimik und die Körperbewegungen der menschlichen Nutzerinnen und Nutzer mit hoher Genauigkeit nachahmen könnten.
Das Unternehmen habe auch Software entwickelt, die es ermögliche, diverse Aktivitäten auszuführen, wie etwa die Karten-App von einem Mac-Bildschirm zu ziehen und damit ein 3D-Modell einer Stadt auf einem Tisch darzustellen.
Und es soll Bildungs-Apps geben.
Das ist nicht bekannt.
Das nach aussen gerichtete Headset-Display habe eine extrem niedrige Bildwiederholrate und einen relativ tiefen Stromverbrauch, ähnlich wie das Always-on-Display der Apple Watch und des iPhone 14 Pro.
Apple entwickelt Produkte aus einem Guss. Sprich: Hardware und System-Software, aber auch grundlegend wichtige Apps werden von eigenen Teams entwickelt. Darüber hinaus wird das Unternehmen auf eine weltweite Entwickler-Community setzen, was sich beim iPhone und iPad bewährt hat.
Mark Gurman schreibt:
Was Dritt-Anwendungen betrifft, dürfte sich Apples Strategie bezüglich Augmented Reality bezahlt machen.
Bekanntlich stellt das Unternehmen Entwicklern ein Software Development Kit (SDK) zur Verfügung, zum Erstellen von Anwendungen auf einer bestimmten Plattform.
Dieses SDK enthält bereits Augmented-Reality-Bibliotheken, die für das iPhone und iPad verwendet werden. Die AR-Integration ins Apple-Ökosystem hat also längst begonnen und umfasst in Zukunft auch spezifische Hardware.
Apple-Konzernchef Tim Cook hat wiederholt öffentlich gesagt, dass sein Unternehmen in Augmented Reality (AR) grosses Potenzial sieht und definitiv einsteigen wird.
Hingegen sieht der Apple-Chef bei Virtual-Reality-Anwendungen, also der vollständigen Immersion in eine künstliche Welt, zwar einen gewissen Nutzen, aber er relativiert:
Was den von Mark Zuckerberg geprägten Begriff des Metaverse (Metaversum) betrifft, zeigte sich Cook skeptisch. Auch dies deutet darauf hin, dass Apple den Alleingang wählt.
Während das Metaverse durch neue Hardware- und Online-Welten Gestalt annimmt – von denen einige mit offener Web3-Technologie wie NFTs umgesetzt werden –, könnte sich Apple erneut für ein geschlossenes Ökosystem entscheiden. In der Vergangenheit zahlte sich dies bekanntlich aus.
Apple verfolgt nun sehr wahrscheinlich die schrittweise Integration von Augmented-Reality-Anwendungen in sein Ökosystem und verkauft die passende Hardware dazu.
Weitere Headsets und Smart-Brillen sind sicher in Arbeit. Dazu passt die komplette Umstellung auf eigene, einheitliche Chips. Inzwischen wurde ja auch das Desktop-Betriebssystem an die ARM-Architektur von iPhone und iPad angepasst.
Der bekannte Tech-Analyst und Autor M.G. Siegler meint, dem Mixed-Reality-Headset stehe ein ähnlicher Start wie der Apple Watch bevor. Es werde eine Menge Begeisterung geben und die Leute denken, «dass es interessant ist, aber zu teuer, ein bisschen enttäuschend und ein unklarer Markt».
Dann werde Apple das tun, was Apple immer tue: Das neue Produkt von Generation zu Generation verbessern.
Das erste Gerät könnte die Quest-Geräte in den Schatten stellen oder auch nicht. Aber so wie Facebook/Meta nicht davor zurückgeschreckt sei, ins Metaverse zu investieren – und dabei buchstäblich Wetten auf das Unternehmen abgeschlossen habe –, werde auch Apple nicht zurückschrecken.
Zudem habe Apple rund um den Globus seine eigenen Verkaufsgeschäfte, die Apple-Stores. Diese «Einzelhandelspräsenz» in Verbindung mit der Erfahrung im Verkauf von Konsumgütern sei vielleicht der grösste Vorteil. Denn: Ein neuartiges Produkt wie das Mixed-Reality-Headset müsse man buchstäblich sehen und auch ausprobieren können.
Siegler meint, der eigentliche Schlüssel zum Erfolg des Reality Pro sei ein Entwickler-Ökosystem. Es sei durchaus möglich, dass Apple die erste Generation des Reality Pro noch nicht für alle Entwickler öffnen werde.
Anschauungsunterricht bietet die Lancierung der Apple Watch. Aus dem belächelten und zum Start relativ schwachbrüstigen Gadget wurde ein massentaugliches High-Tech-Produkt, das die Uhrenindustrie überrollte.
Allerdings beging Apple bei seiner ersten Smartwatch einen strategischen Fehler, der sich bis heute in einem vergleichsweise schwachen App-Angebot von Drittentwicklern niederschlägt. Im Nachhinein betrachtet hätte man mit der Öffnung der Apple Watch für Drittentwickler wahrscheinlich warten sollen, argumentiert Siegler. So wie beim iPhone.
Die Apple Watch verkauft sich auch ohne eine Vielzahl von grossartigen Apps von Drittanbietern hervorragend, beim Mixed-Reality-Headset dürfte das anders sein. Siegler meint, es müsse ein Ökosystem geschaffen werden, in dem Start-ups und einzelne Entwickler gedeihen können.
Bereits im September 2022 hatte der chinesische Hersteller Lenovo eine kompakte Videobrille vorgestellt, die mit hochauflösenden Micro-OLED-Displays bestückt ist. Im November 2022 folgte Konkurrent Huawei mit einer Brille, die wie ein virtueller 120-Zoll-Bildschirm wirken soll, aber deutlich augenfreundlicher sei als bisherige Lösungen.
Das iPhone bleibt auf absehbare Zeit Apples wichtigstes Produkt, weil es die grösste User-Basis hat und allen direkt oder indirekt Beteiligten am meisten Geld einbringt.
Darum ist davon auszugehen, dass die Kalifornier auch im Herbst 2023 neue Modelle an den Start bringen.
Gemäss Apple-Insider sind die gleichen Bildschirmgrössen wie bei der iPhone-14-Familie zu erwarten. Die Dynamic Island (ehemals Notch) werde auf alle vier geplanten Modelle erweitert. Bei den Pro-Modellen werde der Edelstahlrahmen durch Titan ersetzt, zudem gebe es keine physischen Lautstärketasten mehr und Apple vollziehe den von der EU forcierten Umstieg auf USB-C und verbaue schnellere Prozessoren.
Bei anderen Hardware-Kategorien sind hingegen in diesem Jahr keine grossen technischen Sprünge zu erwarten, prophezeit Gurman. Konkret sagt er Folgendes voraus:
PS: Auch bezüglich neuer Software soll sich die Fokussierung auf das Mixed-Reality-Headset negativ auswirken, insbesondere was das iPhone und iPad betrifft. Weil zudem bei den aktuellen Betriebssystem-Versionen laut Gurman Probleme auftraten, lasse Apple bei den nächsten grossen Updates (iOS 17 und iPadOS 17) einiges wegfallen, bzw. verschiebe die Einführung neuer Features auf einen späteren Zeitpunkt.
Wird 2023 das Jahr, in dem Apple mit ersten Mixed-Reality-Geräten durchstartet? Oder traust du den Prognosen und Gerüchten nicht über den Weg? Und was hältst du grundsätzlich von AR und VR? Ist es ein logischer Schritt für die Kalifornier, oder noch zu früh und zu riskant?
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8K wäre aber 4x 4K. Da sich Länge und Breite von 4K zu 8K beide verdoppelt wird die Auflösung vervierfacht.
Die Überlegung ist aber sowieso falsch: Um einen Pixel "ganz" zu sehen muss er beide Augen erreichen und wenn die Displays direkt vor dem Auge sind brauche ich dazu für jedes Auge ein eigenes Display das besagten Pixel darstellt. Die beiden 4K Displays werden also wie eines wahrgenommen und damit entspricht die wahrgenommene Auflösung wieder 4K.