Jimmy Donaldson hat es wieder getan. Der 25-jährige Amerikaner, der sich MrBeast nennt und als erfolgreichster bzw. reichster YouTuber der Welt gilt, sorgt mit einer Wohltätigkeits-Aktion in Afrika für Furore.
Allerdings hat sein jüngstes virales Video nicht nur Begeisterung ausgelöst, sondern auch heftige Kritik. Und die Recherchen des Nachrichtenmagazins «Spiegel» zeigen, dass die im Video transportierten «Good News» mit Vorsicht zu geniessen sind.
Am 4. November publizierte MrBeast auf seinem YouTube-Hauptkanal, der 210 Millionen Abonnentinnen und Abonnenten zählt, ein neues, rund zehnminütiges Video. Dessen Titel lautet: «Ich habe 100 Brunnen in Afrika gebaut».
Ich will an dieser Stelle nicht zu viel verraten: Falls du Zeit hast, solltest du es dir in voller Länge anschauen.
Es gibt mehrere.
Das Nachrichtenmagazin «Spiegel» hat das im Video Gezeigte und Gesagte einem Faktencheck unterzogen und vor Ort recherchiert. Und das Fazit dürfte der weltweiten Fangemeinde von MrBeast nicht gefallen:
Und damit kommen wir zu dem Punkt, der MrBeast auch aus Afrika Kritik eingebracht hat.
Weisse, die Schwarze retten: Für dieses weitverbreitete, seit vielen Jahrzehnten existierende Phänomen gibt es einen eigenen Begriff: White Saviorism («Weisses Rettertum»).
Das Video von MrBeast habe so ziemlich alle Zutaten des klassischen weissen Rettertums, konstatiert der «Spiegel»: arme Kinder, dreckige Flüsse, traurige Musik.
Bilder von weissen Helfern mit afrikanischen Waisenkindern bedienen Stereotype und tragen nicht zur Lösung der grundlegenden gesellschaftlichen Probleme bei, die in Kenia und anderen afrikanischen Ländern bestehen. Allen voran sind die grassierende Korruption (bei der einheimischen Elite) und die Ausbeutung durch (ausländische) Dritte zu nennen.
Der kenianische Politiker Francis Gaitho kritisierte MrBeasts Wohltätigkeits-Aktion scharf und landete damit seinerseits einen viralen Hit (mit über 1,2 Mio. Views bei X).
MR BEAST IN KENYA
— Francis Gaitho (@FGaitho237) November 5, 2023
Content creator #mrbeast was in Kenya drilling boreholes in 100 schools across the country.
Also there’s a bishop from Naivasha called Abiud Masinde who has been accused by an American benefactor of stealing donor money meant to build a school. pic.twitter.com/QdZCwOamoy
Tatsächlich seien Länder wie Kenia eigentlich nicht arm, sondern reich an Mineralien und anderen natürlichen Ressourcen, allerdings habe die Bevölkerung nichts davon. Vielmehr würden die ganzen Investitionen und Hilfsgelder in die Taschen korrupter Politiker und Beamter fliessen.
Ausserdem zementierten mächtige Nationen wie die USA mit ihrer Wirtschaftspolitik das bestehende problematische Abhängigkeitsverhältnis. Der Rat des kritischen kenianischen Politikers an die Adresse von Mr. Beast ist deshalb klar und deutlich: Er solle sich in seinen Videos besser an seinen eigenen Präsidenten wenden. Denn Amerika sei nicht Teil der Lösung. Joe Biden und zuvor Donald Trump hätten sich aus wirtschafts- und sicherheitspolitischen Überlegungen mit der korrupten kenianischen Regierung zusammengetan.
Was die Ungleichheit innerhalb der kenianischen Gesellschaft betreffe, trage der Westen eine Hauptschuld. Es gelte, die Steuerflucht der afrikanischen Potentaten zu bekämpfen und die internationalen Handelshindernisse abzubauen, die die wirtschaftliche Entwicklung in Afrika behinderten.
Auf den grossen Social-Media-Plattformen meldeten sich auch viele Leute, die MrBeasts Aktion in Afrika verteidigten. Häufig ist zu hören, dass der Zweck die Mittel heilige.
Wenn tausende Menschen dank neu gebohrter Brunnen und weiterer konkreter Hilfsleitungen ein besseres Leben haben, dann lässt sich nichts dagegen einwenden. Oder?
Ein vom «Spiegel» befragter kenianischer Wasserexperte brachte die Herausforderung auf den Punkt:
Gemäss der Hilfsorganisation Hope Water Africa (HWA), die solche Brunnen baut, sollten sich die Bewohnerinnen und Bewohner der Dörfer nach sechs Monaten selbst um die Anlagen kümmern. Die harte Arbeit kommt also erst nach den schönen Bildern, respektive dem viralen Video.
MrBeast hatte wohl schon geahnt, dass seine Aktion nicht nur für Begeisterungsstürme sorgen würde. Am 4. November, kurz bevor das Brunnen-Video auf seinem YouTube-Kanal veröffentlicht wurde, liess er verlauten:
Getreu dem Motto: Tue Gutes und werde reich damit.
PS: Was MrBeast für die Hilfsaktion in Afrika insgesamt bezahlt hat und was er unter dem Strich mit seinen Viral-Videos verdient, ist dem watson-Redaktor nicht bekannt. Sein Jahreseinkommen soll bei über 50 Millionen Dollar liegen und sein Vermögen mittlerweile bei einer halben Milliarde.
2020 liess der YouTube-Krösus verlauten:
Das heisst, er kann noch viele Brunnen bauen.
Was hältst du von MrBeasts Geschäftsmodell? Ist es ethisch vertretbar, als weisser Retter in Wohltätigkeits-Videos aufzutreten? Und was könnte der YouTube-Star mit seiner ungeheuren Reichweite vielleicht sonst noch erreichen?
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Mi Gräne
- Neider, die nichts machen und sich beschweren, dass er damit Geld verdient.
CoolSideOfThePillow
Bruno S.1988
Sorry, um was geht es hier?! Er hat einige reiche korrupte Politiker blos gestellt. Er hat einige Internet Rambos wütend gemacht. Er hat Afrikanern ohne einfachen Zugang zu Trinkwasser geholfen...WO IST EUER PROBLEM?!