Der erste Eindruck zählt. Das gilt für Menschen und auch für Apps, die neu auf meinem Smartphone landen.
Mein erster Eindruck von Swisscoms Docsafe-App ist – vorsichtig ausgedrückt – zwiespältig.
Warum das so ist, erkläre ich weiter unten im Detail.
Die Idee dahinter finde ich allerdings absolut überzeugend. Mit der Swisscom bietet mir ein zuverlässiges Schweizer Unternehmen an, meine wertvollen digitalen Daten sicher auf Schweizer Servern zu speichern. Und ich kann jederzeit und überall mit dem Computer, Smartphone oder Tablet darauf zugreifen. Vorausgesetzt, es gibt Internet.
Ein Beispiel, das auch auf der Swisscom-Website hervorgehoben wird, sind Reisedokumente. Vor den Sommerferien im Ausland fotografiere ich den Pass und die anderen wichtigen Unterlagen und lade die Daten mit dem iPhone in meinen Docsafe hoch. Sollte meine Reisetasche mitsamt Handy gestohlen werden, kann ich die digitalen Kopien von jedem Computer mit Internetanschluss aus wieder beschaffen.
Noch befindet sich Docsafe in der Startphase, wie das Unternehmen betont. Durch neue Funktionen soll der Service noch viel nützlicher werden. «In Zukunft können Unternehmen ihren Kunden Dokumente wie Rechnungen, Verträge oder auch Spezialangebote sicher via Docsafe zustellen», heisst es.
Einen Vorgeschmack darauf erhalten Docsafe-Nutzer, die mit einem Swisscom-Abo telefonieren. Nachdem ich mich mit der App eingeloggt habe, werden gleich die Rechnungen der vergangenen Monate angezeigt. Das ist überraschend – und ziemlich praktisch.
Anmerkung: Nicht-Swisscom-Privatkunden erhalten das Login nach der Identitätsprüfung per Briefpost oder Telefon.
Die Docsafe-App (erhältlich für iOS und Android) vermag allerdings in ersten Tests nicht zu überzeugen. Hier sind ein paar Kritikpunkte:
• Nach dem Aufstarten der App fehlt eine kurze Anleitung. Man ist als Neu-User ziemlich verloren.
• Bekannte Gesten zur iPhone-Bedienung wie etwa Wischen (Swipe) sind nicht implementiert.
• Der Upload verläuft bei guter WLAN-Verbindung sehr langsam und funktioniert manchmal (bei JPEG-Dateien aus der Fotosammlung) überhaupt nicht.
• Dokumente (Bilder) werden als «erfolgreich hochgeladen» gemeldet, tauchen aber in der App nicht auf, sondern nur in der Web-Applikation.
• Das Weiterleiten eines Dokuments an einen anderen Docsafe-Nutzer funktioniert nicht (im Browser). Der Nutzer ist überhaupt nicht auffindbar.
• Es tauchen immer wieder «Unbekannte Fehler» auf beim Benutzen der Web-Applikation.
Docsafe ist ein gutes Konzept, die technische Ausführung ist allerdings noch nicht genügend. So lautet das Fazit, nachdem die Digitalredaktoren von watson den Service unter die Lupe genommen haben. Das Urteil fällt relativ hart aus: In der vorliegenden Version 1.0 handelt es sich um ein unausgereiftes Produkt, das dringend verbessert werden muss.
Natürlich haben wir die Swisscom um eine Stellungnahme gebeten. Hier sind die Antworten auf die wichtigsten Fragen rund um Docsafe.
Swisscom: «Das Produkt befindet sich in der Startphase. Der Fokus des Produkts liegt zur Zeit auf der Web-Applikation. Die Nutzung und die Bedürfnisse der Kunden werden laufend geprüft und das Produkt entsprechend weiterentwickelt. In der nächsten Phase werden wir auch die Usability der App optimieren.»
Swisscom: «Aus unserer Sicht ist Docsafe reif für den Start mit den Grundfunktionalitäten. Wir werden die Dokumentenablage laufend weiterentwickeln und wollen rasch auch Unternehmen für Docsafe gewinnen. Funktion und Usability der Apps werden wir weiter ausbauen.»
Swisscom: «Wir scannen/überwachen keine Inhalte. Der Nutzer verpflichtet sich, folgende Geschäftsbedingungen einzuhalten: ‹Der Kunde verpflichtet sich, jegliche Nutzung zu unterlassen, die rechtliche Vorschriften oder Rechte Dritter verletzt, eine Beschädigung der Service- Infrastruktur verursachen oder die Systemverfügbarkeit beeinträchtigen kann oder einen negativen Einfluss auf das Ansehen oder die Reputation von Swisscom haben kann.›»
Swisscom: «Es verhält sich gleich wie bei den Mailboxen. Mit richterlicher Anordnung können Behörden die Herausgabe von Daten fordern.»
Swisscom: «Wir kommunizieren keine Limite. Bei übermässiger Nutzung wird dies fallweise angeschaut. Bei der privaten Nutzung mit Dokumenten ist es kaum möglich, eine übermässige Nutzung zu erreichen.»