Digital
Bundesrat

Kritische Infrastruktur: Bund muss mehr in Cybersicherheit investieren

Bundespraesidentin Viola Amherd, links, spricht mit Gerhard Andrey, GP-FR, rechts, waehrend der Wintersession der Eidgenoessischen Raete, am Donnerstag, 12. Dezember 2024 im Nationalrat in Bern. (KEYS ...
Verteidigungsministerin Viola Amherd im Nationalrat.Bild: keystone

Kritische Infrastruktur: Bund muss mehr in Cybersicherheit investieren

Das eidgenössische Parlament pocht nach dem Xplain-Skandal auf verbindliche Cybersicherheitsprüfungen wichtiger Produkte und rennt damit bei der Landesregierung offene Türen ein.
12.12.2024, 12:28
Mehr «Digital»

Der Bund muss gesetzliche Grundlagen und Geldmittel haben, um vernetzte Infrastrukturen, Geräte und Anwendungen auf Cybersicherheit zu überprüfen. Das verlangt das Parlament. Der Nationalrat hat dazu am Donnerstag eine Motion überwiesen.

Mit 122 zu 62 Stimmen sagte er Ja zum Vorstoss der Sicherheitspolitischen Kommission des Ständerates (SIK-S). Diese hatte die Motion mit schwerwiegenden Datendiebstählen und Betriebsunterbrüchen bei Behörden, öffentlichen Institutionen und bundesnahen Betrieben begründet.

Wo ist das Problem?

Cyberangriffe seien mittlerweile eine reale Bedrohung für das öffentliche Leben und zunehmend auch für das private Leben, argumentieren die Befürworter regelmässiger Sicherheits-Überprüfungen. Nicht nur steige die Zahl der Angriffe, sondern diese würden technisch raffinierter und potenzielle Schäden grösser.

Gesetze, verbindliche Standards und Mindestanforderungen und Produktehaftung für Software gebe es aber nicht, bemängelte die SIK-S. Deshalb gelangten unsichere Produkte und Anwendungen auf den Markt, die sich von Cyberkriminellen weltweit und auch staatlichen Akteuren ausnutzen liessen.

«Es ist ein Wildwuchs, es gibt keine klaren Regeln.»
Bundesrätin Viola Amherd

Eine Minderheit der Rates war gegen die Forderung. Vorbeugung gegen Hackerangriffe sei zwar angezeigt, sagte deren Sprecher, SVP-Nationalrat Mauro Tuena (ZH). Doch der Bund solle nicht mit einem «nach oben offenen» Betrag eingreifen müssen.

Wie argumentiert der Bundesrat?

Der Bundesrat ist mit dem Auftrag des Parlaments einverstanden. Kritischer Punkt sei die Finanzierung der Sicherheits-Prüfungen, sagte Verteidigungsministerin Viola Amherd. Und ein Ja heisse nicht, dass der Bund die Kosten für die Prüfungen trage. Diese Kosten sollten von den «Bedarfsträgern» übernommen werden.

Es sei nicht das erste Mal, dass mit einem parlamentarischen Vorstoss Cybersicherheitsprüfungen gefordert werden, rief Bundesrätin Amherd in Erinnerung.

«Bereits 2019 wurde der Bundesrat gefragt, ob er eine Prüfstelle für digitale Produkte aufbauen werde. Vor zwei Jahren haben Sie die Motion zur Unterstützung des Testinstitutes in Zug diskutiert; sie wurde vom Ständerat schliesslich abgelehnt.»

Der Bundesrat befürworte die Förderung von Prüfungen der Cybersicherheit seit je. Es sei unbestritten, dass man genauer hinschauen müsse, «welche Sicherheit die digitalen Produkte bieten oder eben nicht bieten».

Mit der bevorstehenden Umsetzung des Cyber Resilience Act durch die EU sei die Frage noch wichtiger geworden. Diese Verordnung solle bis 2027 umgesetzt werden. Sie werde von den Herstellern von Produkten mit digitalen Komponenten Nachweise zur Sicherheit verlangen. In diesem Kontext sei es umso wichtiger, dass sich die Schweiz dieser Frage auch annehme.

Das Bundesamt für Cybersicherheit nehme diesbezüglich «eine extrem wichtige Aufgabe wahr» und müsse entsprechend unterstützt werden.

Quellen

(dsc/sda)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
«Drei Haselnüsse für Aschenbrödel» – heute wäre alles gaaaanz anders
1 / 14
«Drei Haselnüsse für Aschenbrödel» – heute wäre alles gaaaanz anders
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Dieser ukrainische Hund wartet seit über einem Jahr auf seinen Besitzer
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
Hast du technische Probleme?
Wir sind nur eine E-Mail entfernt. Schreib uns dein Problem einfach auf support@watson.ch und wir melden uns schnellstmöglich bei dir.
0 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
    Wie KI-Fakes Instagram ruinieren
    Herzerwärmende Videos zeigen, wie Feuerwehrleute Wildtiere in Not aus dem Feuerinferno in Los Angeles retten. Viele halten die KI-Videos für echt. Die Macher sahnen ab.

    KI-generierte Videos von Feuerwehrleuten, die angeblich Wildtiere aus den Waldbränden um Los Angeles retten, verbreiten sich seit einigen Tagen wie ein Lauffeuer auf Instagram, Facebook, YouTube oder TikTok.

    Ein Reddit-User schreibt: «Meine Mutter zeigte mir ein ‹super trauriges Video› von Feuerwehrleuten, die Tiere aus den Waldbränden in Kalifornien retten, ich musste ihr sagen, dass es KI ist.» Dass es ein Fake ist, «war wirklich schwer zu erkennen, also kann ich es ihr nicht verübeln. Das Video hatte fast 9 Millionen Aufrufe und 630'000 Likes».

    Zur Story