Debakel am Gotthard: 31 vergebliche Versuche und die Tunnelbohrmaschine steckt weiter fest
Der Bau der zweiten Röhre des Gotthard-Strassentunnels sollte eigentlich auf Hochtouren laufen – schliesslich ist die Fertigstellung für 2030 geplant. Doch derzeit steht alles still: Die Tunnelbohrmaschine «Paulina» steckt seit Monaten am Südportal des Gotthards fest.
Laut internen Protokollen, die der SRF-«Rundschau» vorliegen, gab es zuvor zahlreiche Warnungen. Trotzdem setzte das Bundesamt für Strassen (Astra) die Arbeiten unbeirrt fort, was bei vielen Beteiligten auf grosses Unverständnis stösst.
Bohrmaschine durch Sprengung befreien
Seit dem Stillstand der Tunnelbohrmaschine hat die Baufirma bereits 31 Mal versucht, sie wieder in Gang zu setzen – vergeblich. Um die Maschine zu befreien, muss seitlich ein Zugang gesprengt werden, damit man von vorn an sie herankommt. Das bedeutet einen Verzögerungsverlust von sechs bis acht Monaten, manche Insider befürchten sogar bis zu zwei Jahre, am Südportal. Die Mehrkosten beziffert das Astra auf bis zu 20 Millionen Franken.
Astra rechtfertigt sich
Das Astra schreibt, die Protokolle würden bestätigen, dass man korrekt gehandelt habe: «Die Tunnelbohrmaschine wurde im Juni aufgrund der schwierigen Geologie kontrolliert angehalten. Sie ist somit nicht blockiert im Sinne eines technischen Defekts oder Schadens, sondern wurde bewusst gestoppt.»
Protokoll-Einsichten von Juni 2025
- 6. Juni: (Zweieinhalb Wochen vor der Blockade:) «Baufirma signalisiert, dass man ziemlich am Limit arbeite.» Viel Material und Blöcke drückten gegen den Bohrkopf.
- 10. Juni: «Alarmschwelle für den Materialfluss wurde überschritten.» Zu viel Aushub deutet auf einen gefährlichen Hohlraum hin.
- 18. Juni: «Schwieriger Aushub mit grossem Erdrutsch.»
Nun entscheidet das Astra: Löst eine zu grosse Menge Aushubmaterial einen Alarm aus, müssen die Arbeiten nicht mehr jedes Mal gestoppt werden – eine Meldung reicht künftig aus. - 19. Juni: Insgesamt 14 Mal musste der Bohrkopf vor- und zurückbewegt werden, bevor die Arbeiten fortgesetzt werden konnten. Nun warnt die Baufirma eindringlich: «Aufgrund der äusserst kritischen geologischen Situation besteht ein reales Risiko, dass die Maschine stecken bleibt.»
- 23. Juni: Das Bauunternehmen ist der Ansicht, dass es besser wäre, die Arbeiten einzustellen. Doch das Astra lässt weiterbohren. (Kurz darauf steht die Maschine still.)
«Man hätte die Arbeiten stoppen sollen»
Der emeritierte Geologie-Professor Adrian Pfiffner ist überzeugt, dass es sich nicht um einen geplanten Stillstand handelt. Gegenüber SRF sagt er:
Der Tessiner FDP-Nationalrat Alex Farinelli verlangt vom Astra Erklärungen, wie es zu dieser Situation kommen konnte. Er sagt:
(fak)
