Es. Ist. Fucking. Aus.
Es ist logischerweise nicht das erste Mal, dass ich unter Liebeskummer leide. Aber es ist das erste Mal, dass Sandro der Grund ist. Weil er sich von mir getrennt hat. Er hat das komplett ohne Drama gemacht.
Mehr noch: Der Idiot hat so romantisch Schluss gemacht, wie man nur romantisch Schluss machen kann. Wir haben uns zum Znacht verabredet. Zwischen Raclette und Wein holte er zu einem zehnminütigen Monolog aus: Die ersten neun erzählte er mir, dass und wie fabelhaft ich bin.
In der zehnten Minute wurde es düster. Sandro offenbarte, dass er trotzdem gehen muss. Dass er die letzte Zeit ohne mich gemerkt hat, dass es ihm besser geht. Dass er grosse Lust auf einen neuen Lebensabschnitt hat. Und dass er das mit den Kartoffeln einfach doch noch nicht ganz ad Akta legen kann.
Aus mir schoss ein Weltmeer an Tränen raus.
Sandro nahm mich an der Hand. Wir setzten uns aufs Sofa. Er hielt mich fest, trocknete meine Tränen, streichelte über meinen Rücken.
Vielleicht sei es einfach eine temporäre Sache und am Ende würden wir doch zusammen auf der Veranda sitzen und Alterssex haben, sagt er und lacht. Ich lache nicht. Ich kann mir ein Leben ohne Sandro gerade so gar nicht vorstellen.
Wie soll das gehen?
Er ist doch mein Mensch Nummer 1.
Und ich seiner.
Sandro ist Familie, meine Familie. Sandro und ich. Das ist immer lustig. Immer schön. Und okay, der Sex ist jetzt nicht mehr so Feuerwerk Feuerwerk, aber ist das nicht total normal? Und total okay?
Ist ja nicht so, dass wir keinen Sex haben. Einfach weniger. Und halt sehr abgestimmt. Jeder kennt die Knöpfe des anderen.
So what?
Sandro muss viel an die vom Aussichtspunkt denken (Dumme Kuh!)
Sandro sagt, es sei nicht wegen des Sex. Und schon gar nicht wegen mir. Bla Bla. Es sei sein Gefühl. Eine innere Stimme. Quasi eine Eingebung. Dass da noch was anderes ist. Und zwar für ihn und mich.
Ob eine andere der Grund ist, frage ich. Er verneint, sagt aber, dass er die letzte Zeit ein paar Blind Dates hatte. Und dass die einen ganz schön scheisse waren, dass er aber auch Dates hatte, die er geil fand. Die ihn fühlen und aufhorchen liessen.
Und dann war da die eine, die er mitten in der Nacht auf einem Aussichtspunkt über Zürich geküsst hat. Stundenlang. Nur knutschen. Sonst nichts. Dann zusammen frühstücken und verabschieden.
An die müsse er die letzten Tage viel denken. Sie sei aber nicht der Grund. Mehr so ein Auslöser. Ein Weckruf.
Ich hab genug gehört.
Wir verabschieden uns. Ich kann die grosse Wohnung behalten. Will ich nicht. Ich kann mich auch jederzeit melden. Will ich. Will jetzt eventuell sogar heiraten. Aber bringt ja nichts. Gell.
Dann verabschieden wir uns. Ich schau Sandro hinterher. Da ziehen sie nun von dannen. Die quasi letzten 20 Jahre meines Lebens.
Scheisse, ist das traurig. Und scheisse, tut das weh.
Auf dem Weg nach Hause rufe ich Bruno, meinen Dad, an. Ich schluchze und sage, dass Sandro Schluss gemacht hat. Er hat nur eine Frage: Welches ist die nächste Bar, in die ich einkehren kann, will er wissen.
Ich antworte. Er sagt, ich soll rein. Er nehme einen Gin Tonic. Ich soll schon mal bestellen. Er sei in 28 Minuten da.
Jetzt weine ich erst recht.
Und gehe davon aus, dass die nächsten paar Tage/Nächte/Wochen/Monate/Jahre nicht aufhören werde.
*Ein bisschen Spass, ihr wisst schon …!
