Hier siehst du, wie die Polizei Telefonbetrüger hochnimmt, die dich mit Fakeanrufen nerven
Am 10. Oktober stürmten Strafermittler ein Gebäude in Lettland. Wie nun bekannt wurde, befand sich darin die IT-Infrastruktur eines Betrügerrings, der europaweit für mehrere Tausend Fälle von Cyberbetrug verantwortlich ist. Den Kriminellen könne ein Gesamtschaden in Höhe von mehreren Millionen Franken zugeordnet werden, heisst es in einem Europol-Bericht. Die meisten Betrugsopfer befinden sich in Österreich.
Die internationalen Strafverfolgungsbehörden nahmen im Rahmen der Operation SIMCARTEL sieben Personen fest und beschlagnahmten mehrere Server sowie 1200 SIM-Box-Geräte, die für diverse Cyberbetrugsmaschen mit 40'000 SIM-Karten betrieben wurden. Darüber haben andere Kriminelle, die diesen Onlinedienst mieten konnten, betrügerische Anrufe getätigt und Fake-Accounts bei Webservices erstellt.
Operation SIMCARTEL: Europol schnappt Betrügerring
Vielzahl schwerer Straftaten
«Das kriminelle Netzwerk und seine Infrastruktur waren technisch hoch entwickelt», schreibt Europol. Die Betrüger stellten ihre IT-Infrastruktur über eine nun lahmgelegte Website weltweit anderen Kriminellen für Cyberbetrug zur Verfügung. Die Rede ist daher von Cybercrime-as-a-service. Konkret bedeutet dies, dass andere Kriminelle diesen SIM-Box-Dienst «für eine breite Palette von Cyberkriminalität sowie für andere Straftaten» abonnieren konnten, wobei ihre Identität verschleiert blieb.
Weltweit nutzten Kriminelle diesen kriminellen Service für Online-Anlagebetrug, Betrug auf Online-Marktplätzen sowie für den bekannten Enkeltrick oder die lästigen Fake-Polizei-Anrufe. Die nun beschlagnahmte IT-Infrastruktur ermöglichte auch Smishing-Kampagnen (Phishing via SMS), Fake-Webshops und gefälschte Banken-Websites.
Der Online-Dienst der Kriminellen half anderen Kriminellen, ihre Identität und ihren Standort zu verbergen. Der Dienst begünstigte daher laut Europol auch Straftaten wie Erpressung, Schleusung von Migranten und die Verbreitung von Material über den sexuellen Missbrauch von Kindern.
Fast 50 Millionen Fake-Konten
Mehr als 49 Millionen Fake-Konten seien «auf der Grundlage der von den Verdächtigen angebotenen illegalen Dienstleistung erstellt» worden. Das wahre Ausmass dieses Cyberbetrug-Rings werde derzeit aber noch untersucht, heisst es weiter.
Klar ist hingegen: Das nun zerschlagene kriminelle Netzwerk unternahm erhebliche Anstrengungen, um seinen Kunden einen professionellen Service anzubieten. So wurden Tausende SIM-Karten in fast 80 Ländern beschafft, um sie an andere kriminelle Organisationen zu vermieten.
An der Europol-Aktion waren Ermittlungsgruppen aus Österreich, Estland und Lettland sowie Finnland beteiligt.
Ein Ende werden betrügerische Anrufe damit aber nicht haben. Es gibt andere kriminelle Netzwerke, die sich auf Crime-as-a-Service spezialisiert haben.