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Polizei verhaftet Kriminelle, die Millionen mit Telefonbetrug nerven

Mit 40'000 SIM-Karten haben Kriminelle europaweit ihre Opfer betrogen. (Bild: Europol)
Mit 40'000 SIM-Karten haben Kriminelle europaweit ihre Opfer betrogen. (Bild: Europol)

Hier siehst du, wie die Polizei Telefonbetrüger hochnimmt, die dich mit Fakeanrufen nerven

21.10.2025, 17:2922.10.2025, 08:43

Am 10. Oktober stürmten Strafermittler ein Gebäude in Lettland. Wie nun bekannt wurde, befand sich darin die IT-Infrastruktur eines Betrügerrings, der europaweit für mehrere Tausend Fälle von Cyberbetrug verantwortlich ist. Den Kriminellen könne ein Gesamtschaden in Höhe von mehreren Millionen Franken zugeordnet werden, heisst es in einem Europol-Bericht. Die meisten Betrugsopfer befinden sich in Österreich.

Die internationalen Strafverfolgungsbehörden nahmen im Rahmen der Operation SIMCARTEL sieben Personen fest und beschlagnahmten mehrere Server sowie 1200 SIM-Box-Geräte, die für diverse Cyberbetrugsmaschen mit 40'000 SIM-Karten betrieben wurden. Darüber haben andere Kriminelle, die diesen Onlinedienst mieten konnten, betrügerische Anrufe getätigt und Fake-Accounts bei Webservices erstellt.

Operation SIMCARTEL: Europol schnappt Betrügerring

Die Polizei stürmt die Räume eines kriminellen Netzwerks in Lettland und beschlagnahmt 40'000 SIM-Karten.Video: youtube/ Valsts policija

Vielzahl schwerer Straftaten

«Das kriminelle Netzwerk und seine Infrastruktur waren technisch hoch entwickelt», schreibt Europol. Die Betrüger stellten ihre IT-Infrastruktur über eine nun lahmgelegte Website weltweit anderen Kriminellen für Cyberbetrug zur Verfügung. Die Rede ist daher von Cybercrime-as-a-service. Konkret bedeutet dies, dass andere Kriminelle diesen SIM-Box-Dienst «für eine breite Palette von Cyberkriminalität sowie für andere Straftaten» abonnieren konnten, wobei ihre Identität verschleiert blieb.

Hunderttausende SIM-Karten wurden beschlagnahmt.
Hunderttausende SIM-Karten wurden beschlagnahmt.

Weltweit nutzten Kriminelle diesen kriminellen Service für Online-Anlagebetrug, Betrug auf Online-Marktplätzen sowie für den bekannten Enkeltrick oder die lästigen Fake-Polizei-Anrufe. Die nun beschlagnahmte IT-Infrastruktur ermöglichte auch Smishing-Kampagnen (Phishing via SMS), Fake-Webshops und gefälschte Banken-Websites.

Der Online-Dienst der Kriminellen half anderen Kriminellen, ihre Identität und ihren Standort zu verbergen. Der Dienst begünstigte daher laut Europol auch Straftaten wie Erpressung, Schleusung von Migranten und die Verbreitung von Material über den sexuellen Missbrauch von Kindern.

«Der von dem kriminellen Netzwerk geschaffene Onlinedienst bot Telefonnummern an, die auf Personen aus über 80 Ländern registriert waren, um sie für kriminelle Aktivitäten zu verwenden. Dies erlaubte es den Tätern, gefälschte Konten für Social-Media- und Kommunikationsplattformen einzurichten, die anschliessend bei Cyberkriminalität eingesetzt wurden, wobei die wahre Identität und der Standort der Straftäter verschleiert wurden.»
Europol

Fast 50 Millionen Fake-Konten

Mehr als 49 Millionen Fake-Konten seien «auf der Grundlage der von den Verdächtigen angebotenen illegalen Dienstleistung erstellt» worden. Das wahre Ausmass dieses Cyberbetrug-Rings werde derzeit aber noch untersucht, heisst es weiter.

Klar ist hingegen: Das nun zerschlagene kriminelle Netzwerk unternahm erhebliche Anstrengungen, um seinen Kunden einen professionellen Service anzubieten. So wurden Tausende SIM-Karten in fast 80 Ländern beschafft, um sie an andere kriminelle Organisationen zu vermieten.

Auch vier Luxusautos und knapp 700'000 Franken wurden von der Polizei beschlagnahmt.
Auch vier Luxusautos und knapp 700'000 Franken wurden von der Polizei beschlagnahmt.bild: europol

An der Europol-Aktion waren Ermittlungsgruppen aus Österreich, Estland und Lettland sowie Finnland beteiligt.

Ein Ende werden betrügerische Anrufe damit aber nicht haben. Es gibt andere kriminelle Netzwerke, die sich auf Crime-as-a-Service spezialisiert haben.

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33 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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ch.vogel
21.10.2025 18:06registriert Mai 2014
Spannende Sache.

Aber ich frage mich, wie aufwändig es wirklich war, dieses Büro zu finden.

Die erwähnten 1280 SIM-Boxen in dem Regal rufen ja tagtäglich automatisch hunderte von Nummern an und der ganze Netzverkehr dafür geht ja wohl über die nächstgelegenen Mobilfunkantennen.

Für Netzbetreiber sollte es doch relativ einfach sein, nach solchen Mustern zu filtern (riesige Anzahl unterschiedliche gewählte Nummern, praktisch keine Leerlaufzeit, Endgerät bewegt sich nicht, ...) und den Standort recht genau zu triangulieren?
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Markus Maag
21.10.2025 18:16registriert Mai 2024
Bravo! Vielen Dank! Weiter so!
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heynei
21.10.2025 17:59registriert Juni 2023
Geili Siächä. Die machen ihre Arbeit.
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