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Videochat-Apps sind ein Corona-Trend: Ist die Hype-App Houseparty gefährlich?

Die Videochat-App Houseparty boomt in Corona-Zeiten. Doch nun steht Ärger ins Haus.
Die Videochat-App Houseparty boomt in Corona-Zeiten. Doch nun steht Ärger ins Haus.bild:houseparty

Videochat-Partys sind ein Corona-Trend: Ist die neue Hype-App Houseparty gefährlich?

Die Videochat-App Houseparty ist derzeit ein Supertrend: Weltweit finden sich Menschen zu Videopartys zusammen. Hacking-Vorwürfe stören die Partylaune jedoch. Die Macher sprechen von einer «Schmutzkampagne» und setzen ein Kopfgeld über eine Million Dollar aus.
01.04.2020, 09:5402.04.2020, 09:15
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Ein Artikel von
t-online

Die Entwickler der populären Videochat-App Houseparty schreiben:

«Wir gehen Hinweisen nach, dass die jüngsten Hacker-Gerüchte durch eine bezahlte, kommerzielle Verleumdungskampagne verbreitet wurden, um Houseparty zu schaden. Wir bieten ein Kopfgeld von 1'000'000 Dollar für die erste Person an, die den Beweis für eine solche Kampagne an bounty@houseparty.com liefert.»
Hinter Houseparty steht die Firma Epic Games («Fortnite»)

Houseparty dürfte vor wenigen Wochen wohl noch kaum jemandem etwas gesagt haben – mittlerweile liegt die Videochatparty vor allem bei jüngeren Nutzern voll im Trend. In Apples App Store führt sie derzeit etwa die Liste der Social-Media-Apps an, noch vor Skype oder WhatsApp. In Googles Play Store hat sie mittlerweile Rang 2 der Top-Charts erklommen. Doch seit Kurzem sind immer wieder Vorwürfe zu lesen, dass die App gefährlich sei, Passwörter auslese oder das Spotify-Konto der Nutzer hacke.

Im Folgenden beantworten wir die Fragen...

  • was genau Houseparty besonders macht,
  • was an den Vorwürfen dran ist
  • und auf wen der Hersteller nun eine Million US-Dollar Kopfgeld ausgesetzt hat.

Was ist an Houseparty besonders?

Houseparty ist eine Videochat-App, klingt zunächst also so wie Zoom, Skype, Microsoft Teams, Facetime und all die anderen Apps mit denen man sich via Videotelefonat mit einer oder mehreren Personen unterhalten kann. Doch tatsächlich ist das Konzept von Houseparty ein ganz anderes: Statt gezielt eine Gruppe von Leuten anzurufen, gleicht die App tatsächlich einer Party, die man besucht.

Startet man die App, dann ist man wie ein Gast, der auf einer grossen Party ankommt. Sieht man etwa einen Freund, der sich mit Bekannten unterhält, kann man sich einfach dazustellen und mitplaudern, ob man die Bekannten des Freundes kennt oder nicht, ist egal. Genauso geht das auch in der App – bis zu acht Teilnehmer können gleichzeitig in einem Videochat miteinander kommunizieren. Anders herum kann man selbst auch von Freunden direkt angechattet werden und dessen Freunde und Bekannte können sich ohne aufwendige Anmeldung mit einklinken.

Ausserdem unterstützt die App auch mehrere Spiele – so kann man gemeinsam etwa ein Quiz, Montagsmaler oder Wer-bin-ich spielen. Die App ist für Android, iOS, MacOS und den Chrome-Browser erhältlich und kostenlos.

Warum wird im Netz behauptet, dass die App gefährlich ist?

Tatsächlich werden derzeit auf sozialen Netzwerken verschiedene Warnungen vor Houseparty verbreitet: So behauptet ein Nutzer etwa, dass die App bei einem Freund erst den E-Mail-Account gehackt und anschliessend das Bankkonto geplündert habe. 

Andere berichten, dass Spotify durch die App gehackt worden sein soll. Stets wird zudem dazu aufgefordert, die App dringend zu löschen, damit man nicht mehr in Gefahr sei.

Beweise für diese abenteuerlichen Behauptungen gibt es allerdings keine. Dennoch sorgen sich viele Nutzer wegen der Warnungen. Erst gestern sah sich das Unternehmen deshalb dazu genötigt in einem Tweet zu versichern, dass die App selbstverständlich sicher sei.

Auch auf dem Blog des Sicherheitsunternehmens Sophos wird erläutert, warum die Vorwürfe aller Wahrscheinlichkeit nach haltlos sind. Sollte man tatsächlich einen Hack der eigenen Konten bemerken, dann sei das Löschen von Houseparty sicher nicht hilfreich, der Angriff kam wohl aus einer anderen Richtung.

Wie bei vielen Social-Media-Anwendungen üblich, ist der Umgang mit den eigenen Inhalten und persönlichen Daten bei Houseparty aber nicht unbedingt mustergültig, wie etwa das Onlinemagazin Android-Pit kritisiert.

Wofür bietet Houseparty jetzt eine Million Dollar?

Offenbar sind die Macher der App davon überzeugt, dass es sich bei den Vorwürfen um eine gezielte Schmutzkampagne eines Konkurrenten handele und versprechen auf Twitter der Person, die einen Nachweis dafür erbringen kann, die beeindruckende Summe von einer Million US-Dollar.

Wie genau ein solcher Beweis aussehen soll, damit man die riesige Summe kassiert, geht aus dem kurzen Tweet allerdings nicht hervor.

Houseparty wurde im Juni 2019 von der Game-Firma gekauft, die wiederum mit dem Hit-Game «Fortnite» ein Vermögen macht. Genug Kapital für die Belohnung dürfte zumindest vorhanden sein.

Auch andere Videochat-Apps machen derzeit Schlagzeilen: Die ebenfalls seit Corona boomende Videokonferenz-App Zoom erhielt in den letzten Wochen massenhaft Ein-Stern-Bewertungen im Google Play Store. Die durchschnittliche Bewertung sank von 4,4 von 5 Sternen auf nur noch 2,4 Sterne. Viele der negativen Bewertungen wurden nachträglich von Google gelöscht, so dass der Schnitt nun wieder bei 4.0 liegt. Dies nährt Vermutungen, dass hinter den plötzlichen Negativbewertungen ein Konkurrent stecken könnte.

(oli/jnm/t-online.de)

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7 Kommentare
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Score
01.04.2020 10:06registriert Mai 2017
Es gibt nichts gratis. Das muss man sich endlich bewusst sein. Da sind Leute angestellt, es müssen Server betrieben werden usw. Das heisst wenn eine App nicht was kostet könnt ihr darauf gehen dass das Geld anderweitig verdient wird mit Verkauf eurer Daten und Infos. Und je mehr man da sammeln und verkaufen kann um so lukrativer...
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Nameless Hero
01.04.2020 10:52registriert November 2015
Klar, wenn es gratis ist, bist zu das Produkt, welches sich verkauft.
ABER: Wenn man für eine Unterhaltungs-App, das Mail-Konto UND das Bankkonto das selbe Passwort verwendet, haltet sich mein Mitleid in Grenzen.
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