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Der typische Hacktivist ist männlich, unter 30 und gehört zur Mittelschicht

Die Polizei vermeldet

Der typische Hacktivist ist männlich, unter 30 und gehört zur Mittelschicht

Wer sind die Leute, die politisch motiviert in Netzwerke eindringen und Websites verändern? Diese Frage will das Bundeskriminalamt mit einem Bericht zum Thema Hacktivismus beantworten, der jetzt veröffentlicht wurde.
11.02.2015, 17:27
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Ein Artikel von
Spiegel Online

«Hacktivisten» - dieses Zwitterwort aus «Hacker» und «Aktivisten» beschäftigt auch das Bundeskriminalamt (BKA). Die Behörde hat dem «neuen Phänomen» eine Studie gewidmet, deren erster Abschlussbericht jetzt als PDF veröffentlicht worden ist. «Ohne soziale Medien und ohne das Internet gäbe es keinen Hacktivismus, der (...) letztlich nichts anderes als die digitalisierte Form von Aktivismus ist», heisst es in der Einleitung.

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In dem 101-seitigen Dokument sind Bücher und Studien zum Thema, aber auch die Analysen von 183 Fallakten berücksichtigt worden. Allerdings, so merkt das Tech-Magazin «Heise Online» an, wurde der Bereich des Darknets, das für Hacker eine nicht unwesentliche Rolle spielt, bei der Auswertung ausgespart. Mit diesem sogenannten Dunkelfeld beschäftigt sich das BKA noch in einer seit Anfang 2014 laufenden Untersuchung.

Die Erforschung der übrigen Onlineaktivitäten führt dagegen zu einem konkreten Profil: Der durchschnittliche Hacktivist ist demnach männlich, zwischen 16 und 30 Jahre alt und gehört der mittleren Bildungsschicht an. Die Vorgehensweise der Hacktivisten ähnelt laut BKA dem von Online-Kriminellen, allerdings geht es nicht ums Profitstreben. Stattdessen sind es politische und soziale Motive, die Hacktivisten antreiben.

Ihre Aktionen beschränken sich zumeist auf destruktive Taten, angegriffene Websites werden zum Beispiel verändert - ein Vorgehen, das man Defacement nennt. Hacktivisten unterscheiden sich dabei allerdings von Cyberterroristen, die zielstrebig ihre Propaganda verbreiten und gegnerische Infrastrukturen attackieren. Bei Hacktivisten überwiegt das spielerische Element, das wichtigste Ziel sind oft «Lulz», es geht um den Spass am Hacken und um Schadenfreude.

Namentlich erwähnt werden im Bericht mal mehr, mal weniger lose Gruppierungen wie Anonymous, LulzSec, Antisec und Telecomix. Aber auch Plattformen wie Wikileaks und sogar Kim Dotcoms Megaupload tauchen zumindest als Motivationsquellen für hacktivistische Aktionen auf.

Jetzt auf

Der BKA-Bericht hebt hervor, dass es bislang keine Hinweise darauf gibt, dass Hacktivisten kritische Infrastruktur wie die Energieversorgung oder Verkehrssysteme angreifen, derartige Sabotageakte liegen nicht in ihrem ideologischen Fokus. Trotzdem gibt es nach Ansicht der Kriminalforscher keinen Anlass zur Entwarnung. Die Grenze zu wirklich gefährlichen Attacken sei oft fliessend.

Im Fazit des Berichts heisst es: «Auch wenn sich Hacktivismus als gesellschaftliche und demokratische Möglichkeit politischer Teilhabe etabliert, werden sich viele Aktionsformen von Hacktivismus immer auf einem schmalen Grat zwischen Aktionen zivilen Ungehorsams und illegalen Angriffen bewegen bis hin zur Grenze des Cyberterrorismus.»

Mit Blick auf die Zukunft geht das BKA davon aus, dass es eher mehr als weniger hacktivistische Aktionen geben wird. Das liege daran, dass durch das Internet auch politisch bislang wenig aktive, aber interessierte Personen die Möglichkeit hätten, «schnell und unkompliziert an entsprechenden Aktionen teilzunehmen»: «Mögliche Hinderungsgründe, die mit analogen Protestformen einhergehen, wie zum Beispiel Witterung, Anfahrt, Möglichkeit der ungewollten Entdeckung (bei ausreichender Anonymisierung des Teilnehmers)», seien bei digitalen Aktionen nahezu ausgeschlossen. (meu)

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