Wer mit einer Internetkamera sein Anwesen, sein Auto oder sein Baby behüten will, könnte genau das Gegenteil erreichen: Hacker haben in der Schweiz, aber auch in den USA und England zahllose private und geschäftliche Webcams geknackt und stellen die Aufnahmen live auf eine russische Internetseite.
In der Schweiz waren 141 Webcams betroffen, wie die Sicherheitsbehörden in London am Donnerstag mitteilten. In den USA soll es 4591 Fälle geben, in Frankreich 2059, in den Niederlanden 1576 und in Grossbritannien 500.
Die angezapften Geräte reichten von Babyphonen mit Videofunktion bis zu professionellen Überwachungskameras von Büros. Sogar das Treiben in einer Turnhalle in Manchester wurde online übertragen.
«Aus Datenschutzsicht ist diese Webseite mit Webcamaufnahmen problematisch, da davon auszugehen ist, dass die Webcambilder ohne Wissen der User und damit auch ohne deren Einwilligung allgemein zugänglich gemacht werden», sagt das Büro des Eidgenössischen Datenschutzbeauftragten Hanspeter Thür auf Anfrage. Ein überwiegendes privates oder öffentliches Interesse, das die Verbreitung der Bilder rechtfertigen würde, sei nicht ersichtlich.
Die in Russland betriebene Webseite nutze die schwachen Sicherheitsvorkehrungen von Tausenden Kameras; die Standardeinstellungen für viele Webcams seien online zugänglich, sagte Simon Rice von der britischen Datenschutzbehörde ICO. «Das ist eine Bedrohung, die alle von uns betrifft und gegen die wir uns schützen müssen.»
Damit es Webcambetreiber den Hackern nicht zu einfach machen, rät der Datenschützer, entsprechende Sicherheitsmassnahmen zu ergreifen: «Zu diesen gehören der Zugriffsschutz mittels eines genügend sicheren Passworts ebenso wie die Überprüfung der Firewall-Einstellungen und der laufenden Aktualisierung der Software der eingesetzten Produkte; auch das Abdecken der Linse bzw. das Ausschalten der Kamera nach Gebrauch ist eine Möglichkeit.»
(oli/dsc/sda)