«Das ist nichts für Leute mit Höhenangst», schreibt eine deutsche Influencerin in einem Beitrag. Ein Beitrag, der sie nun womöglich ein bisschen mehr kostet, als purer Mut und Abenteuerlust.
Denn das Foto, das sie in einem Pool mit krassem Ausblick im Berchtesgadener Land (im deutschen Bundesland Bayern) zeigt, wurde in einem Nationalpark aufgenommen. Und dieser ist nun sauer auf sie, wie auf Twitter zu lesen ist.
Denn: Dort haben im vergangenen Jahr zwei Menschen ihr Leben verloren.
Weil Pferrer offenbar nicht auf eine Mail des Parks antwortet, veröffentlichte eine Outdoor-Reisebloggerin ihr Anschreiben auf Twitter. «Lösche deinen Post, verzichte auf Wegbeschreibungen», heisst es. Mit ihren 1,2 Millionen Followern habe Pferrer eine hohe Reichweite und viel Einfluss. Das Team des Nationalparks befürchtet, dass die Natur, ausgelöst durch den Post, weiter zerstört wird. Schon jetzt werde dort Müll hinterlassen, unerlaubt campiert und Wege zertrampelt.
Wenn Nationalparks E-Mails an Instagrammer schreiben müssen... 🙄 pic.twitter.com/1Owcyc60QL
— Fräulein Draußen (@frl_draussen) June 5, 2020
Auch mit juristischen Konsequenzen muss die 25-Jährige wohl rechnen. Wie auf Instagram zu sehen ist, hat sie Aufnahmen mit einer Drohne gemacht. Das ist laut Park nicht erlaubt. «Wir prüfen die Aufnahmen», heisst es da.
Gelöscht hat Yvonne Pferrer den Post bis Sonntag früh nicht. Im Gegenteil. Am Samstagabend postet sie erneut ein Foto, das vermutlich aus demselben Park stammt. Darauf steht sie vor einem Wasserfall. Jener Wasserfall, an dem zuvor das kritische Foto entstanden ist.
Unwissenheit kann der Influencerin übrigens nicht vorgeworfen werden. Schon in ihren Storys, die mittlerweile nicht mehr online sind, erzählt sie, wie gefährlich das ist. Und auch ihr Freund, der den Aufstieg filmt, fragt sich, «ob das überhaupt der Weg ist.» Denn es gebe keine Ausschilderungen.
Tja, die fehlen nicht umsonst.
Auch wir haben einen Instagram-Kanal gelauncht, einer der Auslöser war die zunehmende Selfie-Sucht in unserem Schutzgebiet. Unsere Postings verbinden wir mit viel Wissenswertem über die einzigartige Nationalpark-Natur.
Der Wasserfall am Königssee ist dem Überfall durch Influencer zum Opfer gefallen. Das früher ruhige und abgelegene Naturparadies leidet. Viele Einheimische gehen wegen der Massen gar nicht mehr hin. Die Gumpen werden im Netz getaggt, gepostet, geliked, am besten gleich live.
Die Fotos vom Baden im «Natural Infinity-Pool» luden Tausende zum Nachahmen ein. Der Run auf den Wasserfall forderte bereits Tote! Und die Natur mitten im Nationalpark wird immer mehr zerstört. Die Ufervegetation ist bereits komplett zertreten, Berge von Müll werden hinterlassen und illegale Lagerfeuer gemacht. Unbelehrbare campieren im Schutzgebiet, hinterlassen sogar ihre Billig-Zelte und Schlafsäcke. Das kann es doch nicht sein!
An alle Influencer: Mit Euren teilweise enormen Reichweiten habt Ihr viel Einfluss auf viele Menschen. Seid Euch bewusst, dass ihr durch solche Postings die Natur zerstört. Campieren, Lagerfeuer, Müll, Drohnenflüge – das ist alles im Nationalpark verboten. Warum? Weil Tiere gestört werden und die Pflanzenwelt leidet. Seid verantwortungsvoll mit Euren Mitmenschen und unserer einzigartigen Natur. Löscht Eure Posts und stellt keine neuen ins Netz. Verzichtet auf Wegbeschreibungen.
Mittlerweile werden in der Instagram-Community auch andere Stimmen laut, die rücksichtslose Influencer ermahnen: Verzichtet auf Hashtags! Behaltet die Tipps für Euch! #stopgeotagging #protectnature
Und nicht zuletzt: Weniger als 1% der Landesfläche in D sind Nationalparke. Diese Fläche ist winzig. Hier sollten es wir Menschen doch schaffen, uns zurückzunehmen und die Natur die erste Geige spielen lassen. Die Natur dankt es euch.
(lin/watson.de)