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«Naughty Dog ist wie Willy Wonkas Schokoladenfabrik. Ich hab' keinen Schimmer, wie sie funktioniert, aber die Schokolade kaufe ich auf jeden Fall», sagt Nolan North. Der englische Synchronsprecher von Nathan Drake, der Hauptfigur von «Uncharted», gehört selbst zu den grössten Fans des amerikanischen Entwicklerstudios. Kein Wunder: Naughty Dogs Playstation-exklusiver Erfolgsserie hat er massgeblich seinen Erfolg zu verdanken.
Anlässlich der bevorstehenden Veröffentlichung von «Uncharted: The Nathan Drake Collection» – einer grafischen und inhaltlichen Generalüberholung der bestehenden Trilogie – stand der 44-Jährige in Berlin einer Reihe von Medienvertretern Rede und Antwort.
Nach der Vorstellung der Erneuerungen und Verbesserungen von «Uncharted» 1–3 darf ich zu Herrn North ins Separee, um ihm ein paar persönliche Fragen zu stellen.
Seit zehn Jahren spielen Sie schon die Rolle des Nathan Drake, haben Sie einen Lieblingsspruch?
Nolan North: Es gibt so viele, da ist es schwierig, einen zu bestimmen. Es gab vor Jahren den Spruch «Kitty got wet». Mein Sohn sagte es zu mir, als er mich in «Wii Tennis» fertig machte. Ich benutzte ihn am folgenden Tag während einer Aufnahmesession und seither drucken die Leute T-Shirts davon. Es war ein harmloser Satz eines 9-Jährigen. Es klingt leicht anzüglich, aber das ist es überhaupt nicht. Es bedeutet ganz einfach: Die Katze wurde nass. Es entstand als improvisierter Witz und wurde zum Phänomen. Aber den besten Spruch wählen, das ist echt schwierig. «Oh crap» («Oh Mist», Anm. d. Red.) ist so etwas. Es ist nicht mal ein Satz, aber es fasst so vieles zusammen. Ich könnte stundenlang weitererzählen, wie die verschiedensten Sprüche entstanden sind.
Können Sie auch ihre eigenen Dialog-Vorschläge einbringen?
Absolut. Das Drehbuch ist wirklich grossartig geschrieben und gehört zum Besten, was die Game-Branche je produziert hat. Ein gut geschriebenes Skript ergibt eine gute Struktur und darauf kann man perfekt aufbauen. Wir wurden immer animiert, uns einzubringen. Meistens folgt man der Vorlage, besonders in den Zwischensequenzen. Aber bei Naughty Dog haben wir etwas gemacht, das nennt sich Chasing Picture. Ein Entwickler oder Designer spielte einen bestimmten Level und führte uns das Video anschliessend vor. Dazu kommentiere ich, was mir gerade in den Sinn kommt. Bei einer Szene, in der Chloe vor Nathan eine Leiter hochgeht, sagte ich spontan: «Nette Aussicht». Weil der Designer bei seiner Spielsession nach oben startete, hatte ich Chloes Hintern im Gesicht und so kam dieser Satz zustande und sie liessen ihn drin.
In einem anderen Level rennt man mit Sullivan durch ein Schloss und ich sage: «Komm, hier geht's lang. Uuu, Popcorn-Maschine.» Weil etwas in dem Level aussah wie eine alte Popcorn-Maschine, also sagte ich es. Und sie fanden es witzig, also blieb es drin. Es ist etwas unglaublich Dankbares. Ich habe viele Fans getroffen, die mir erzählt haben, dass ihnen in bestimmten Momenten im Spiel etwas durch den Kopf ging und Nathan exakt das aussprach. Darum ist mir Nathan Drake sehr ähnlich, weil mir erlaubt wird meinen eigenen Humor einzubringen.
Sie haben mal gesagt, dass Ihre Kinder Ihre Spiele auch spielen. Haben sie dann das Gefühl, als ihr eigener Vater zu spielen?
Ja, weil Drakes Stimme meine eigene ist. Sie verstehen, dass es nur ein Spiel ist, aber es scheint ihnen zu gefallen, also werde ich weitermachen.
Sie haben die unterschiedlichsten Figuren gesprochen, wie Beispielsweise Pinguin in «Batman: Arkham Knight». Haben Sie einen Favoriten?
Pinguin ist einer meiner Lieblinge aus verschiedenen Gründen. Die Rolle kam zu einem Zeitpunkt, als viele Leute sagten: «Nolan North ist in zu vielen Spielen und er klingt immer gleich.» Dann erschien «Batman» und die Diskussion lief anschliessend folgendermassen: «Hier klingt er überhaupt nicht wie immer.» «Er ist auch gar nicht in ‹Batman›.» «Doch, er ist der Pinguin.» «Nein, ist er nicht.» Und dann schauen sie es nach und finden: «Oh, tatsächlich. Er ist es.» Das gleiche in «Portal», «Ratchet & Clank» oder «The Last of Us». Wir haben absichtlich nicht verraten, dass ich David spiele. Man findet es erst heraus, wenn man das Spiel durch hat und den Abspann liest. Ich liebe diese Heimlichtuerei und wenn die Leute später sagen: «Oh, wow, das war Nolan?»
Deadpool mit seinen gespaltenen Persönlichkeiten ist ebenfalls eins meiner Highlights. Dabei kam ich mir fast ein bisschen schizophren vor.
Wie entstehen neue Stimmen? Erfinden Sie diese selbst?
Bei Trickfilmen beispielsweise ist es oft so, dass man mir ein Bild der Figur vorlegt. Dann schau' ich mir die Äusserlichkeiten an. Ist er gross, klein, hat er lange oder kurze Beine, dick, dünn, Schnauz oder nicht, und von da geht es weiter. Meistens hat der Regisseur oder Produzent schon eine Idee, was er möchte. Pinguin zum Beispiel ist klein, hat immer eine Zigarre im Mund und auch noch eine abgebrochene Flasche im Auge. Er sieht physisch unwohl aus. Sie wollten diesen amerikanisierten britischen Akzent. (spricht wie Pinguin). «Plötzlich sucht ihr nach einer Fledermaus, nicht wahr?». Danach fanden alle, das ist es! Die ersten fünf bis zehn Minuten einer Session sind der beste Teil meines Jobs. Wenn man sich durch verschiedene Stimmen spricht, um den Charakter zu finden. Mal etwas tiefer, etwas mehr Bass, etwas rauer. Es ist, wie wenn man ein Instrument spielt und die richtige Tonlage oder Melodie sucht.
Haben Sie mit Ihren verschiedenen Stimmen auch schon Leuten Streiche gespielt? Am Telefon zum Beispiel?
(Lacht) Ja, das hab' ich. Manchmal bestelle ich als Christopher Walken eine Pizza (ahmt die Stimme nach). Früher hab' ich auch lustige Nachrichten auf meine Mailbox gesprochen. Aber als ich älter wurde und immer mehr geschäftliche Anrufe erhielt, wollte ich nicht, dass das Erste, was sie von mir hören, ist: (macht eine krächzende Stimme) «Hiiii, hier spricht Nolan, hinterlass eine Nachricht». Meine Freunde waren danach etwas enttäuscht: «Warum machst du nichts Lustiges? Du bist doch der Stimmen-Typ.» «Weil ich 44 und erwachsen bin.»
Gibt es einen Videogame-Charakter, den Sie gerne mal synchronisieren würden?
Ich weiss nicht. Es gibt jedenfalls keine, bei denen ich sagen könnte, doch, die möchte ich mal versuchen. Die anderen Synchronsprecher und ich, wir sind Fans voneinander. Freunde. Es ist eine kleine Community. Ich könnte mir nicht vorstellen Wolverine zu sprechen. Weil Wolverine mein Kumpel Steve Blum ist. Ich könnte es nicht besser als er und ich schäme mich nicht, das zuzugeben. Ich könnte es anders, aber diese Version würde ich mir nicht anschauen.
Ghost aus «Destiny» war demnach etwas anderes?
Es war das erste Mal, dass ich jemanden ersetzt habe. Aber ich sah das nicht so. Ich hatte nichts von seinen Sachen gehört und wollte es auch nicht. Am Schluss hörte ich zwar das eine oder andere, aber nicht genug, um ihn (Peter Dinklage, Tyrion aus «Game of Thrones») zu beurteilen. Also sind wir zusammengesessen und haben die Stimme gesucht, wie zuvor geschildert. Und so kam der neue Ghost zustande. Ein bisschen wie K.I.T.T. aus «Knight Rider». Ghost ist meine Interpretation von K.I.T.T.