Hacking Team wurde von «Reporter ohne Grenzen» längst zu einem «Feind des Internets» erklärt. Die jüngsten Enthüllungen zeigen, warum: Am Sonntagabend verschaffte sich ein Unbekannter Zugang zu den Servern der Hacker-Firma und veröffentlichten 400 Gigabytes an internen Daten im Internet. Inzwischen werten Hunderte Journalisten und Informatiker Firmengeheimnisse wie E-Mails, Kundenlisten und andere vertrauliche Dokumente aus. Das ist bis jetzt bekannt:
Hacking Team wird zu Hacked Team: 400 GB interne Daten von Überwachungssoftware-Hersteller veröffentlicht. https://t.co/ZvULD2A8Zx
— netzpolitik (@netzpolitik) July 6, 2015
Schnell wird klar: Zu den Kunden der Schnüffelsoftware gehört die halbe Welt, nebst der Schweiz, den USA und Deutschland auch repressive Staaten wie Aserbaidschan, Usbekistan, Saudi Arabien oder der Sudan, die Menschenrechte mit Füssen treten oder sich im Krieg befinden. Hacking Team hatte zuvor stets bestritten, mit Unrechtsstaaten zu verkehren.
México es el cliente principal de #HackingTeam, una empresa que vende software para espiar http://t.co/L0nxLMhdJz pic.twitter.com/OrIPxdphIn
— AnimalPolitico.com (@Pajaropolitico) July 7, 2015
Mexiko allein gab fast sechs Millionen Euro für die Spionageprogramme von Hacking Team aus. In der Liste taucht auch die Schweiz mit einem Betrag von 486'500 Euro auf. Die vollständige Liste ist weit länger.
Please enjoy this list of @hackingteam's customers from their Wiki. Kazahkstan! Sudan! Russia! Saudi Arabia! pic.twitter.com/xdKGiRFV6f
— Eva (@evacide) July 6, 2015
The FBI Spent $775K on Hacking Team’s Spy Tools Since 2011
After the company was hacked, details of Hacking... http://t.co/QUcuC5CYy4
— TechKnowledgeIt.com (@TechKnowledgeIt) July 6, 2015
Hackin Team sold spy software to blacklisted Sudan and 'stonewalled UN investigation' http://t.co/kdRCJElPvF @christian_pozzi #hackingteam
— Anonymous (@C0d3fr0sty) July 6, 2015
Hacking Team bestätigte der UNO, dass man keine Überwachungssoftware an Länder verkaufe, die Menschenrechte verletzen. Diese Rechnung über 480'000 Euro an den Geheimdienst des Sudan lässt auf das Gegenteil schliessen.
#HackingTeam told UN it didn’t sell to Sudan. This invoice for €480,000 suggests otherwise http://t.co/oatRf8SNJS pic.twitter.com/mDD8w7aVAL
— David Gilbert (@daithaigilbert) July 6, 2015
Hacking Team: Is it true you hacked a journalist in the US?
Ethiopia: We consider him a terrorist.
Hacking Team: OK.
https://t.co/YaoOgEOP12
— Christopher Soghoian (@csoghoian) July 7, 2015
Bedenken, dass die äthiopische Regierung mit der Software einen US-Journalisten überwacht hatte, wurden rasch unter den Tisch gekehrt. Für die italienische Hacker-Firma war Geld offenbar wichtiger als moralische Bedenken.
Schlimmer und peinlicher konnte es für die gehackten Hacker kaum mehr kommen. Doch weit gefehlt.
Using a rainbow table I can see that Pozzi's administrator password on his windows box is "kittens" #HackingTeam pic.twitter.com/SOkcS8TcC4
— Micah Lee (@micahflee) July 6, 2015
ALL HIS PASSWORDS ARE PASSWORD. This is *DEFINITELY* "good enough for government work". Hooooly craaaaap pic.twitter.com/eshIurqky2
— Dan Tentler (@Viss) July 6, 2015
Wow. #HackingTeam "backdoored" their own product to let them do arbitrary SQL, itself vulnerable to #SQLinjection pic.twitter.com/qyPKANMbLH
— Pwn All The Things (@pwnallthethings) July 6, 2015
Hacking Team hat Backdoors (Hintertüren) in ihre Spionage-Tools (Trojaner) «eingebaut» – offenbar ohne die Kunden darüber zu informieren. Diese Hintertüren erlauben es Hacking Team – und jedem anderen, der von der Lücke weiss – auf den infizierten Computer zuzugreifen.
Kapo Zürich hat «Remote Control System» Galileo bei #HackingTeam für fast 500'000€ gekauft /@crls__ #Staatstrojaner
— DigitaleGesellschaft (@digiges_ch) July 6, 2015
@crls__ @ThBenkoe Hier die Rechnung: http://t.co/1nUxUq5Pp9 #HackingTeam pic.twitter.com/L7UQXxS8rJ
— Jannis Vamvas (@j_vamvas) July 6, 2015
Von diesen Backdoors hat die Kantonspolizei wahrscheinlich nichts gewusst. Umso mehr gerät sie nun in Erklärungsnot. Kommt hinzu: Die Antiviren-Scanner werden den Staatstrojaner bald erkennen, was ihn für die Polizei nutzlos macht – eine halbe Million ist futsch. Dazu stopfen jetzt Software-Hersteller in ihren Programmen die Lücken, die der Trojaner ausgenutzt hat.
Kapo und Mario Fehr ausser Kontrolle! Skandalöser heimlicher Ausbau der Überwachung #stopbüpf #hackingteam https://t.co/ssBr20kiJB
— Piratenpartei Zürich (@PiratenZH) July 6, 2015
Wozu braucht es Gesetze und ein neues BÜPF, wenn Polizei und Bundesanwaltschaft eh überwachen, wie sie wollen? #HackingTeam #Staatstrojaner
— DigitaleGesellschaft (@digiges_ch) July 6, 2015
#HackingTeam: Handbücher zeigen Infektion über Code Injection und WLAN http://t.co/IwsxUAQwMr #Überwachung
— Mac (@Macst3r) November 3, 2014
Intercepted Skype calls replay #HackingTeam https://t.co/QwOy9oLJCm pic.twitter.com/A4e99InItu
— Claudio (@botherder) June 24, 2014
More: Hacking Team planned to infect non-jailbroken iPhones through a downloaded app pic.twitter.com/hFgtCag5ZL
— Matthew Keys (@MatthewKeysLive) July 8, 2015
iOS-Nutzer sollten nicht glauben, sie seien ohne Jailbreak vor #HackingTeam und Co. sicher: https://t.co/Qrn5d0biU9?
— Martin Steiger (@martinsteiger) July 14, 2015
From the #HackingTeam files: big banks worked with the controversial surveillance company http://t.co/McvUwFCSJo pic.twitter.com/OwW19tHqIU
— Joseph Cox (@josephfcox) July 6, 2015
A message from the Tor Project about #HackingTeam. pic.twitter.com/Yp6MDzIpyA
— torproject (@torproject) July 7, 2015
Don't mix business with pleasure. #hackingteam pic.twitter.com/GKJ7QPc8xa
— Sinthetic Labs (@sintheticlabs) July 6, 2015
#HackingTeam hard at work tracking down the person who hacked their site: pic.twitter.com/JQ9V9ZuKjD
— Mr. Green (@Mario_Greenly) July 6, 2015
gamma and HT down, a few more to go :)
— Phineas Fisher (@GammaGroupPR) July 6, 2015
Die Netzaktivisten, die bereits im August 2014 die Überwachungsfirma Gamma gehackt haben, übernehmen auch für den neusten Datendiebstahl die Verantwortung.
Here's Hacking Team's new statement re: danger of criminals using its spyware. pic.twitter.com/vZVoPrUnl4
— Lorenzo Franceschi B (@lorenzoFB) July 8, 2015
Vor der Attacke habe man die Kontrolle über die Spionagewerkzeuge gehabt und sie ausschliesslich an Regierungen verkauft. Jetzt habe man aufgrund des kriminellen Hacks die Kontrolle darüber verloren. Terroristen könnten sich nun ihrer Programme bedienen, deren Quellcode öffentlich im Netz zugänglich ist, schreibt Hacking Team. Dass man die Schnüffelsoftware bislang selbst für teures Geld an totalitäre Staaten verkauft hat, wird mit keinem Wort erwähnt.
Tatwort
Kommt dazu: Wer diese Software bestellt hat, machte sich faktisch des illegalen Nachrichtendienstes für ausländische Staaten schuldig. Denn dass die Software wohl Hintertüren hat, wurde schon vor Monaten erwähnt.
_mc
Nico Rharennon