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Huawei testet AI-Software, welche einen «Uiguren-Alarm» auslösen kann

Huawei testete angeblich Gesichtserkennung, die «Uiguren-Alarm» auslösen kann

09.12.2020, 09:2309.12.2020, 14:52
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In einem internen Bericht, welcher der Washington Post vorliegt, wird behauptet, dass ein Gesichts-Scan-System einen «Uiguren-Alarm» auslösen könne. Dies löst Bedenken aus, dass die Software das Vorgehen Chinas gegen die muslimische Minderheit weiter verschärft.

Uighurs are being tracked by AI technology.
Die muslimischen Uiguren sind der chinesischen Behörde schon seit Jahren ein Dorn im Auge.screenshot video ipvm

Der Tech-Gigant Huawei hat ein Gesichtserkennungs-System getestet, welches die chinesische Behörde automatisch informiert, wenn ein Mitglied der unterdrückten Minderheit erkannt wird. Dies steht in einem internen Dokument, welches von Huawei-Vertretern unterzeichnet wurde.

Weiter wird darin ausgeführt, dass das Telekommunikationsunternehmen Huawei 2018 mit dem Gesichtserkennungs-Start-Up Megvii zusammengearbeitet hat, um ein Kamerasystem mit künstlicher Intelligenz zu testen. Dieses scannt nicht nur Gesichter in einer Menge, sondern kann auch direkt das Alter, das Geschlecht und die ethnische Zugehörigkeit jeder Person abschätzen.

Entdeckt wurde der Bericht auf der Website von Huawei. Er wurde allerdings entfernt, nachdem die «Washington Post» und die Forschungsorganisation IPVM (welche den Bericht entdeckt hat) die Firmen um eine Stellungnahme gebeten haben. Über den Twitter-Kanal von IPVM ist der archivierte chinesische Bericht zugänglich:

Menschenrechtsaktivisten beobachten schon seit einigen Jahren, dass solche Technologie bei der chinesischen Polizeibehörde eine immer grössere Rolle spielt. Dieses Dokument wirft nun ein neues Licht darauf, wie Huawei zu dieser Entwicklung beigetragen hat, indem es Server, Kameras und andere Tools dafür bereitgestellt hat.

IPVM fasst ihren Fund und die Problematik davon in diesem Video zusammen:

Wie die «Washington Post» berichtet, haben sowohl Huawei als auch Megvii bestätigt, dass das Dokument echt sei. Huawei-Sprecher Glenn Schloss sagte ihnen gegenüber:

«Beim Bericht handelt es sich nur um einen Test, welcher in der Praxis noch nicht angewandt wurde. Huawei liefert nur Allzweckprodukte für diese Art von Tests. Wir bieten keine benutzerdefinierten Algorithmen oder Anwendungen an.»

Auch ein Megvii-Sprecher betonte, dass ihre Systeme nicht darauf ausgerichtet seien, ethnische Gruppen anzuvisieren.

Währenddessen sagen chinesische Beamte, dass solche Systeme den technologischen Fortschritt ihres Landes widerspiegeln und sie damit die Sicherheit der Menschen gewährleisten könnten. Internationale Rechtsvertreter beobachten diese Entwicklungen jedoch kritisch – für sie verweise dies auf Chinas Traum von sozialer Kontrolle. Es sei ein Weg, wie unerwünschte Mitglieder in der Gesellschaft identifiziert und Meinungsverschiedenheiten unterdrückt werden können.

Chinas Aussenministerium hat auf eine Anfrage der «Washington Post» nicht reagiert.

(saw)

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Die unterdrückten Uiguren in China
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Die unterdrückten Uiguren in China
In der Region Xinjiang im Westen Chinas, wo die muslimische Minderheit der Uiguren lebt, kommt es immer wieder zu Unruhen.
quelle: x01481 / kyodo
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Internierung von Uiguren
Video: srf
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60 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Jeremy Liquidpsy
09.12.2020 09:48registriert November 2019
Willkommen in der Zukunft...
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Helvetiavia Philipp
09.12.2020 11:21registriert Februar 2018
Heilige Bimbam, hätten die Nazis seinerzeit ein derart hochentwickeltes System gehabt, hätten sie noch mehr Schaden anrichten können.

Den Beweis werden die Chinesen bestimmt bald liefern.
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Antinatalist
09.12.2020 10:45registriert September 2019
Huawei tut demnach alles, um im Westen wieder an Vertrauen und Sympathie zu gewinnen. Gleich werden ihnen alle wieder die Bude einrennen und 5G-Equipment wollen. 👍
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