Digital
Jugend

Soziale Medien können selbstverletzendes Verhalten verstärken

Jugendliche mit Smartphone.
Jugendliche mit Smartphone: Bilder von Selbstverletzungen in sozialen Medien können Jugendliche mit einer Vorgeschichte von nicht-suizidalem, selbstverletzendem Verhalten in diesem bestärken.Bild: Shutterstock

Soziale Medien können selbstverletzendes Verhalten verstärken

25.11.2024, 11:3825.11.2024, 13:21

Bilder von Selbstverletzungen in sozialen Medien können Jugendliche mit einer Vorgeschichte von nicht-suizidalem, selbstverletzendem Verhalten in diesem bestärken. Fachleute empfehlen Präventionsmassnahmen.

«Unsere Studie zeigt, dass visuelle Inhalte in sozialen Medien erheblich zur Verstärkung des Selbstverletzungsdrangs beitragen können, insbesondere bei bereits gefährdeten Jugendlichen», sagte Erstautor Andreas Goreis von der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie der MedUni Wien am Montag.

Diese Erkenntnisse unterstreiche die Notwendigkeit, Jugendliche besser auf den Umgang mit solchen Bildern vorzubereiten und ihnen Werkzeuge in die Hand zu geben, um ihre emotionale Regulation zu verbessern und sich von belastenden Reizen zu distanzieren. Die an der Medizinischen Universität Wien durchgeführte und am Montag vorgestellte Studie wurde im Journal «JAMA Network Open» veröffentlicht.

Aufmerksamkeitsverzerrung

Betroffene Jugendliche weisen demnach eine erhöhte Aufmerksamkeit für Bilder von Selbstverletzungen in sozialen Medien auf. Diese Aufmerksamkeitsverzerrung – das verstärkte und schnellere Fixieren solcher Inhalte – erhöhe den Drang, sich selbst zu verletzen. Die Forschenden drängen deswegen darauf, Präventions- und Interventionsmassnahmen zu verstärken.

In der Untersuchung einer Forschungsgruppe an der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie der MedUni Wien wurden 14- bis 18-Jährige mit und ohne Vorgeschichte von nicht-suizidalem, selbstverletzendem Verhalten (NSSV) Erfahrungen analysiert. Mit der sogenannten Eye-Tracking-Technologie wurden Blickrichtung und Dauer der Fixierungen auf unterschiedliche visuelle Reize gemessen. Zusätzlich wurden die Reaktionszeiten auf NSSV-Bilder gegenüber neutralen Bildern erfasst.

Die Ergebnisse zeigen, dass vorbelastete Jugendliche «deutlich stärker auf Selbstverletzungsbilder reagieren als auf neutrale Inhalte und Schwierigkeiten haben, ihre Aufmerksamkeit von diesen abzuwenden», berichteten die Studienautoren. Bei Texten, die sich mit Selbstverletzung befassen, sei dies hingegen nicht der Fall gewesen.

Die Kontrollgruppe ohne NSSV-Vorgeschichte zeigte keine vergleichbare Reaktion auf die NSSV-Bilder. Für Jugendliche ohne entsprechende Vorerfahrung seien solche Inhalte offenbar weniger problematisch.

Thema im Gespräch mit Betroffenen aufgreifen

Physiologische Stressreaktionen wie Herzfrequenz oder Hautleitfähigkeit zeigten laut der Studie zwar keine signifikanten Unterschiede bei der Konfrontation mit den Bildern. Doch psychisch könnten die Effekte belastend sein.

Fachleute und Behandelnde sollten daher in Bezug auf die potenziellen Trigger durch solche Bilder aufmerksam sein und das Thema mit Betroffenen aufgreifen. Als Prävention gegen solche Medieninhalte empfehlen die Forschenden «Massnahmen zur Verbesserung emotionaler Regulationsfähigkeiten und Sensibilisierungsprogramme». (sda/apa)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
Du hast uns was zu sagen?
Hast du einen relevanten Input oder hast du einen Fehler entdeckt? Du kannst uns dein Anliegen gerne via Formular übermitteln.
0 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Nintendo Switch 2 pulverisiert alle Verkaufsrekorde – aber eine Bestmarke hält Sony noch
Nintendo legte mit seiner neuen Konsole Switch 2 einen Traumstart hin. Nun enthüllen die Japaner ihre aktuellen Verkaufszahlen und erhöhen die Prognose.
Nintendo reitet auf einer Erfolgswelle. Die neue Hybridkonsole Switch 2 wurde von Juli bis September 4,54 Millionen Mal verkauft, was die Gesamtverkäufe seit dem Verkaufsstart im Juni auf 10,36 Millionen Einheiten erhöht. Dies gab Nintendo am Dienstag bekannt. Schneller hat sich nie zuvor eine Spielkonsole verkauft.

Die Zahlen sind umso beachtlicher, weil die Switch 2 in den traditionell schwachen Sommermonaten auf den Markt kam. Bis Weihnachten werden die Verkäufe nochmals stark anziehen, so dass Nintendo auf das erfolgreichste Jahr seiner 136-jährigen Unternehmensgeschichte zusteuert.
Zur Story