Microsoft-Chef Satya Nadella nannte das Metaverse im Januar 2022 «die nächste Welle des Internets». Doch nur ein Jahr später scheint diese Welle ziemlich abzuflachen.
Anfang letzter Woche kündigte Microsoft an, dass es bis Ende März rund 10'000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – rund fünf Prozent der Belegschaft – entlasse. Konzernchef Nadella wollte da noch keine Angaben machen, welche Bereiche konkret von der Entlassungswelle betroffen sind.
Inzwischen wissen wir, dass die Hardware-Produktpalette verkleinert und bei den Bereichen Virtual Reality und Mixed Reality massiv die Sparschere angesetzt wird. Mehrere Teams, darunter Geräte-Entwickler und Spielestudios, sind von den eingeleiteten Massnahmen betroffen.
Microsoft ordne seine Wetten für die Zukunft des Unternehmens neu, kommentiert der Techblog Windows Central. In der vergangenen Woche sei das gesamte Team hinter der Virtual-Reality-Plattform AltSpaceVR entlassen worden.
Zuvor hatten die Verantwortlichen via Twitter mitgeteilt, dass die Plattform am 10. März abgeschaltet werde.
Die AltSpaceVR-Plattform war 2013 vor dem ersten grossen VR-Hype lanciert worden und galt lange als Flaggschiff-Anwendung für «Social VR», bevor sie 2017 in finanzielle Schwierigkeiten geriet und von Microsoft aufgekauft wurde.
Microsoft Mesh soll der Nachfolger von AltSpaceVR werden, es bleibe allerdings abzuwarten, wie ernst es dem Unternehmen mit dem sogenannten «Metaverse» noch sei.
Microsoft Mesh ist eine Infrastrukturplattform zur Vernetzung verschiedener VR- und AR-Geräte mit normalen Computern. Laut Nadella konzentriert sich das Unternehmen auf die Software, damit alle User profitieren können, unabhängig davon, auf welchem Gerät sie sich gerade befinden.
Gefeuert wurde nun auch das Entwicklerteam des Mixed Reality Toolkit (MRTK), einer von Microsoft initiierten Open-Source-Entwicklerschnittstelle für AR- und VR-Headsets.
«Windows Central» kommentiert:
Zur Erinnerung: Mark Zuckerberg, der bekanntlich seinen Facebook-Konzern im Glauben an die VR-Technologie in Meta umbenannt hatte, kündigte im vergangenen November massive Kürzungen an und entliess 11'000 Angestellte.
Am Montag informierten die KI-Entwicklerfirma OpenAI (ChatGPT) und Microsoft über die Erweiterung ihrer Partnerschaft. Demnach investiert der Windows-Konzern mehrere Milliarden Dollar, «um KI-Durchbrüche zu beschleunigen und sicherzustellen, dass diese Vorteile weltweit geteilt werden».
Konkret soll Microsoft noch mehr in die Entwicklung und den Einsatz von Supercomputing-Systemen investieren, um die Forschung von OpenAI zu unterstützen. Zudem profitiert Microsoft mit seiner Azure-Plattform als exklusiver Cloud-Partner vom grossen Interesse an ChatGPT und Co.
Laut Bloomberg-Bericht will Microsoft die Arbeiten an der Hololens-Variante für die US-Armee (IVAS) reduzieren. Das Ausmass der Sparmassnahmen ist nicht bekannt.
Zuletzt hatte der US-Kongress wegen technischer und ergonomischer Probleme aufseiten der User einen 400-Millionen-Dollar-Vertrag für das Kampf-Headset gekündigt.
Der Gesamtauftrag für die militärische Hololens hätte einen Wert von bis zu 22 Milliarden US-Dollar über einen Zeitraum von zehn Jahren. Aber die VR-Technologie von Microsoft hat bislang die Bedürfnisse der Soldaten nicht erfüllt. Sie klagten unter anderem über Augen- und Kopfschmerzen.
Genau wie die militärische Hololens scheint laut Beobachtern auch die kommerzielle Variante in der Schwebe zu sein. Hololens-Miterfinder Alex Kipman verliess Microsoft im Jahr 2022 nach mehr als 21 Jahren im Unternehmen.
Zahlreiche Leaks rund um den Abgang würden kein gutes Licht auf den Zustand des Hololens-Teams werfen, heisst es. Hochrangige Angestellte wechselten zu Meta und Google.
Zuletzt hatte es Gerüchte gegeben, dass Microsoft keine nennenswerte Roadmap für das Gerät habe. Eine mögliche Kooperation mit Samsung dürfte damit vom Tisch sein.