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Yuka im Test: Die Food-App zeigt überraschende Nährwerte

Review

Ich habe eine (alte) Food-App entdeckt. Und du willst sie auch

13.03.2024, 11:2913.03.2024, 13:21
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Apps in der Art gibt es schon lange. Die Benutzerin scannt damit den Barcode eines Nahrungsmittels (oder von Kosmetik), und die App klärt über das Produkt auf: über die Nährwerte, die Zusammensetzung, über gefährliche Inhaltsstoffe. Alleine im Playstore von Google lassen sich mindestens fünf solcher digitalen Hilfen finden.

Doch sie sind immer nur so gut wie ihre Datenbanken. Wenn viele Schweizer Produkte darin fehlen, geht der Reiz verloren. Genau daran scheiterten die meisten Apps vor ein paar Jahren noch.

«Meine» App hat sie (wirklich fast) alle. Ich habe bereits hunderte Produkte aus Coop und Migros gescannt – und nur gerade eine Handvoll wurde nicht erkannt.

Die besagte App heisst Yuka, kommt aus Frankreich und gibt an, von der Lebensmittelindustrie komplett unabhängig zu sein. Als Beweis dafür werden sämtliche Einnahmen der Firma veröffentlicht.

Lange Zeit kam die App fast ausschliesslich in Frankreich zum Einsatz. Seit 2022 existiert eine deutsche Version. Patrizia Laeri schrieb im «Blick» bereits vor Jahren darüber, trotzdem ist Yuka (im Gegensatz zum Welschland) in der Deutschschweiz nie wirklich angekommen. Von den zahlreichen Foodies in der Redaktion kannte keine einzige die App. Nun haben aber einige den Narren daran gefressen.

Jedes gescannte Produkt wird mit einer Punktzahl von 0 bis 100 bewertet. Je höher der Wert, desto gesünder. 60 Prozent der Bewertung steuert der bekannte Nutri-Score aufgrund von Kalorien, Zucker, gesättigten Fettsäuren, Protein, Ballaststoffen usw. bei. 30 Prozent machen Zusatzstoffe, oder besser deren Absenz, aus; 10 Prozent, ob es sich dabei um ein Bioprodukt handelt. Einen glatten 100er können deshalb nur Bio-Produkte ohne (problematische) Zusatzstoffe erreichen.

Und so scanne ich drauflos – und staune. Denn innerhalb der Produktgruppen gibt es enorme Unterschiede. Zum Beispiel bei den Chips.

Willkommen zum lustigen Ratequiz, Teil 1: Welche Chips sind die ungesündesten?

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Eigentlich erstaunlich erschreckend: Alle abgebildeten Chips richten sich explizit an Kinder. Und alle sind massiv ungesund.bild: screenshots yuka

Ja, der Einwand ist berechtigt. Wer Chips isst, weiss, was er sich antut. Darf trotzdem auch mal sein.

Aber wer sich von jemandem freiwillig ins Gesicht schlagen lässt und dabei die Wahl hat zwischen Mike Tyson und Elisabeth Baume-Schneider, wäre leichtsinnig, die Entscheidung dem Zufall zu überlassen.

Bio-Tortilla-Chips aus dem Migros zum Beispiel: Zack. 100 von 100 Punkten und ein «Ausgezeichnet». Bereits spiele ich mit dem Gedanken, meine Ernährung komplett darauf auszurichten. Aber Achtung – und damit wäre der grosse Nachteil der App auch schon erwähnt: Der Nutri-Score eignet sich nur zum Vergleich von Produkten innerhalb derselben Gruppe.

Die Standard-Zweifel-Chips «Original» schaffen 54 Punkte und damit ein «Gut» (Paprika ein «Mittelmässig» mit 48 Punkten). Beide kann man also weiterhin ohne Hemmungen anbieten, beide klassieren sich weit besser als ähnliche Produkte, die sich vorwiegend an Kinder richten. Pringels hingegen sind für Gäste, die man loswerden will. Sie gucken mit 3 bis 15 Punkten und einer Bewertung «schlecht» in die Röhre.

Lustiges Ratequiz, Teil 2: Rate die Punktzahlen! Und welches Naschwerk ganze 11 Zusatzstoffe benötigt.

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Noch schlechter schneiden die bei Kindern besonders beliebten Tik-Tok-Chips Takis ab. 0 von 100 Punkten. Gewürzter Sondermüll. Wer die Fuego Rolled Tortilla Chips verdrückt, verdrückt neun Zusatzstoffe. Vier davon werden von der App als «riskant» bezeichnet. Mit ein paar Klicks erfahre ich mehr – und erhalte die Quellen zu den entsprechenden wissenschaftlichen Studien. Dieses Feature wirkt besonders vertrauenerweckend.

Ein weniger vertrauenerweckendes Feature der Takis, so lerne ich, ist das Antioxidans Tertiär-Butylhydrochinon. Es wird verdächtigt, «Veränderungen der Struktur des genetischen Materials zu verursachen». In den Takis ist es trotzdem drin. Genauso wie der Lebensmittelfarbstoff Gelborange S. Dieser begünstigt, so vermutet man, bei Kindern Hyperaktivität und Aufmerksamkeitsstörungen. Jetzt bin ich aber überrascht! Nicht.

Nur vier riskante Zusatzstoffe in den Takis. Geht ja noch. Wirklich besorgniserregend ist da eigentlich nur der Akkustand meines Telefons.
Nur vier riskante Zusatzstoffe in den Takis. Geht ja noch. Wirklich besorgniserregend ist da eigentlich nur der Akkustand meines Telefons.bild: screenshot Yuka

Genauso wenig überrascht bin ich von den 0 Punkten der Citerio-Salami, der Chorizo und der Budget-Lyonerwurst. Dass Bündnerfleisch mit mageren 7 und 8 Punkten ebenfalls so mies abschneidet, hätte ich indes nicht erwartet.

Wer einen gesünderen Sandwichbelag sucht, muss zum Fake-Fleisch. Aber auch dort zeigt sich: Es gibt enorme Unterschiede. Der vegane Schinken Spicker der Rügenwalder Mühle schafft mit 51 Punkten mehr als das gesamte Echtfleischaufschnittsortiment – und kommt dabei fast ohne Zusatzstoffe aus. Noch besser, mit einem kompletten Verzicht auf Zusatzstoffe, schneidet der neue Lyoner-Aufschnitt von Planted beim Coop ab: 61 Punkte.

Sämtliche Produkte des Schweizer Herstellers klassieren sich in den Bereichen gut (50–74 Punkte) oder ausgezeichnet (ab 75 Punkten). Obwohl im Schnitt deutlich besser abschneidend als echtes Fleisch, erreichen diesen Standard bei Weitem nicht alle Fleischersatzprodukte: Die pflanzenbasierte Salami von Amala zum Beispiel (schlecht: 24) oder die beliebten veganen Landjäger (mittelmässig: 40 Punkte) haben zu hohe Werte an gesättigten Fettsäuren. Oh, und da wäre da noch dieses Vegi-Vorzeigeprodukt ...

Lustiges Ratequiz, Teil 3: Je ein Burger ist «mittelmässig», «gut» und «ausgezeichnet». Errätst du sie korrekt?

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bild: screenshot yuka

Kaum gescannt, erhalte ich bei einer schlechten Bewertung eines Produkts auch schon eine Auswahl von gesünderen Alternativen. So brauche ich mich nicht durchs gesamte Regal zu scannen. Schade eigentlich.

Interessant ist auch der Vergleich der verschiedenen Milchprodukte. Die sind bei Weitem … ich könnte noch stundenlang weiterplaudern. Über Joghurt, Butter, Proteinriegel oder Cornflakes …

Aber ich will kein Spielverderber sein.

Teil des Spasses ist das Selberscannen – das möglichst genaue Antizipieren der Punktzahl. Bei uns zu Hause kommt es nun regelmässig zu Yuka-Schätzrunden. Ketchup beispielsweise … Du wirst es dann sehen.

Selten, ganz selten, wird ein Produkt nicht erkannt. Diese Lücken betreffen meist Produkte, deren Herstellung industriell weniger genormt ist oder die aufgrund anderer Kriterien grundsätzlich nicht bewertet werden (alkoholische Getränke).

So. Und jetzt viel Spass beim Scannen.

PS: Findus-Plätzli schneiden im Fall «gut» ab! Nimm das, Foodnazi!

Letztes Ratequiz: Heute Abend bin ich dran mit *hüstel* «Kochen». Wie viele Punkte erzielt mein leckerschmecker Menu? Unter 50? 50 bis 99? 100 bis 149? Oder gar über 150?

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Etwas Gemüse gab es dann schon auch noch.bild: screenshot yuka

TikTok-Cocktail? Endlich! Endlich was Vernünftiges!

Video: watson/Oliver Baroni, Emily Engkent
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118 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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code-e
13.03.2024 11:40registriert November 2018
Ich hatte die YUKA-App sehr lange installiert und habe sie auch rege genutzt, bis mir aufgefallen ist, dass der Score bei etlichen Produkten nicht stimmen kann. Ein Beispiel: Ein Pfirsich Eistee mit 3.9 Gramm Zucker auf 100 ml wurde als mittelmässig, daher Orange, eingestuft, während ein Bio-Eistee mit 10 Gramm Zucker als Grün und fast 100 Punkte gelistet wurde, nur weil es Bio ist. Auf meine Anfrage wurde mir dann bestätigt, dass der Fokus mehr auf Bio gelegt wurde und daher das Produkt besser abschneidet, obwohl es mehr als doppelt so viel Zucker enthält. Ich daher wäre vorsichtig
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El_Chorche
13.03.2024 12:48registriert März 2021
"Aber wer sich von jemandem freiwillig ins Gesicht schlagen lässt, und dabei die Wahl hat zwischen Mike Tyson und Elisabeth Baume-Schneider, wäre leichtsinnig, die Entscheidung dem Zufall zu überlassen."

😂

Ein Lob für diesen Schenkelklopfer Herr Toggweiler!
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Spektakulus
13.03.2024 11:58registriert Oktober 2022
Nur mal kurz geschaut welche Daten von der App am Handy abgegriffen werden.
Danke für die Empfehlung (nicht)
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