Kakerlaken sind ungebetene Gäste, vor allem in Hotelzimmern. Somit lässt aufhorchen, dass in Touristenländern in Südeuropa derzeit an einigen Orten viele dieser Insekten unterwegs sind. Im kroatischen Osijek etwa kämpfen die Menschen gegen eine Art von Kakerlaken, die wahrscheinlich ins Land eingeschleppt worden ist: die Amerikanische Schabe (Periplaneta americana).
In Osijek erzählt eine Ladenbesitzerin, dass die Kakerlaken durch alle Löcher kämen, die Wände hochkletterten, in ihre Kleider, in ihre Hosen. Die Tiere machen sich auch in Rom breit. Kammerjäger versuchen nun in Kroatien und Italien, der Amerikanischen Schabe Herr zu werden.
Keine einfache Aufgabe, weil nach einer amerikanischen Studie diese Schabe bereits gegen einige Insektizide resistent sein soll. Die Bekämpfung sei schwierig, sagt denn auch Andreas Kopp, Insektenspezialist und freier Mitarbeiter am Naturmuseum St.Gallen. «Die Amerikanische Schabe hat eine sehr gute Geruchs- und Geschmackswahrnehmung. Sie kann viele Gifte riechen und schmecken und ihnen so ausweichen.»
Die Amerikanische Schabe gehört zu einer Gruppe von Schaben, die man auch unter dem Namen Kakerlaken kennt. Der Überbegriff umfasst mehrere Arten. Diese haben zum Teil unterschiedliche Verbreitungsgebiete. «In der Schweiz kommen die Deutsche Schabe und die Orientalische Schabe vor, die auch zu den Kakerlaken gezählt werden», sagt der Präsident des Entomologischen Vereins Alpstein.
«Die Amerikanische Schabe ist ein Kosmopolit und ernährt sich von vielem, was der Mensch auch zu sich nimmt.» In Siedlungsräumen in warmen Klimazonen kann es deshalb zu starken Vermehrungen kommen, so wie zurzeit in Regionen Italiens und Kroatiens, erklärt Kopp. Sie hat einen längeren Körper als die Deutsche Schabe und längere Antennen. Sie kann nicht nur schnell rennen und klettern, sondern auch fliegen. Zudem könne die Schabe an ihren Beinen haftende Erreger verschleppen und Lebensmittel kontaminieren, wie eine Tierärztin vom deutschen Umweltbundesamt erklärt.
In der Schweiz ist es der Amerikanischen Schabe aber zu kalt. Sie bevorzugt tropisches Klima und Temperaturen um 29 Grad. «Sie ertragen Temperaturen unter 10 Grad nur für einige Tage, daher bevorzugen sie mediterrane Gebiete, in welchen im Moment genau gute Bedingungen zur Vermehrung herrschen», sagt der Insektenexperte.
Laut den aktuellen Daten von info fauna kommt die Amerikanische Schabe momentan bei uns nicht vor. «Das bedeutet aber nicht, dass sie nicht in Zukunft durch den Handel oder durch Reisegepäck eingeschleppt werden könnte», sagt Kopp. Den Winter würden sie aber wohl nicht überleben.
An den Ferienorten erhalten die Touristen nun eine Menge Tipps, wie sie sich die nachtaktiven Amerikanischen Schaben vom Leibe halten können. Da sie unsere Lebensmittel mögen, müssen diese davor bewahrt werden, von den Kakerlaken angefressen zu werden. Deshalb Geschirr sofort spülen, Essensreste wegschliessen, Behälter mit Nahrung verschliessen. Und vor der Heimreise sollte man die Koffer genau untersuchen, ob sich da nicht womöglich eine Schabe eingenistet hat. Im Moment würde es ihr bei sommerlichen Temperaturen auch bei uns gefallen.