Kunden von Brack.ch sollen ihre Passwörter ändern – das wissen wir zum Vorfall
Die am Montag vom Online-Händler Brack verschickte Mitteilung lässt aufhorchen: In der E-Mail, die bis am Abend bei allen betroffenen Kunden im Posteingang landen sollte, schreiben die Verantwortlichen:
Wir empfehlen Ihnen deshalb, Ihr Passwort bei uns und allen anderen Online-Plattformen prophylaktisch zu erneuern.»
Weiter teilt das Unternehmen mit:
watson hat sich auf Spurensuche begeben ...
Welche Hinweise auf einen Hackerangriff gibt es?
Es gibt keine gesicherten Erkenntnisse.
Am vergangenen Wochenende verbreitete sich auf Social-Media-Plattformen eine Meldung, wonach ein Cyberkrimineller bei Brack.ch zugeschlagen habe und nun die gestohlenen Nutzerdaten zum Kauf anbiete.
Die Meldung bezog sich auf ein Verkaufs-Angebot im berüchtigten Cybercrime-Forum «BreachForums». Dieses Posting stammte von einem seit Juni 2023 registrierten User mit dem Pseudonym «Dulnex».
Die entsprechende Datenbank von Brack enthalte die persönlichen Informationen von mehr als 2,4 Millionen Individuen, schrieb die unbekannte Person.
Weiter präzisierte der oder die Anbieterin, bei den Informationen handle es sich um «Telefonnummern, E-Mail-Adressen, Vornamen, Nachnamen, Rechnungen, gekaufte Artikel, unbezahlte Artikel, auf Kredit bezahlte Artikel, Nachrichten an den Support und vieles mehr».
Als Beleg für die Authentizität des Materials fügte der Verfasser dem Forums-Posting einen Text-Auszug aus der angeblichen Brack-Datenbank an.
Ausserdem sei es ihm gelungen, die Kunden-Rechnungen («Invoices») herunterzuladen, aber es fehlten «ziemlich viele». Drei angefügte Links führen zum Cloud-Speicherdienst Pixeldrain und beinhalten authentisch aussehende Rechnungen aus den Jahren 2021, 2024 und 2025.
Das BreachForums-Posting datiert vom Samstag, 5. April. Allerdings wurde der Account in der Zwischenzeit wegen Verstoss gegen die Forums-Regeln gesperrt.
Der hier schreibende watson-Redaktor hat die besagte Person via Messenger-Dienst Telegram kontaktiert. Sie behauptet auf Anfrage, ihr Posting sei irreführend gewesen. Es habe keinen «Data Breach» gegeben, also keine Datenschutzverletzung durch eine Cyberattacke. Dies solle der watson-Journalist auch gleich dem betroffenen Unternehmen ausrichten. Dass Brack die Kundinnen und Kunden gewarnt habe, sei unnötig gewesen.
Überprüfen lassen sich diese Angaben nicht.
Die Person mit dem Pseudonym Dulnex kommunizierte in holprigem Englisch und deutlich besserem Französisch. Und sie behauptete, aus Marokko zu stammen.
Auszug aus dem anonymen Chat:
Auf der BreachForums-Website finden sich mindestens drei weitere Postings dieses Users mit Verkaufsangeboten. Ein Deal kam augenscheinlich nicht zustande.
Wie reagiert Brack?
Mediensprecher Lukas Keller erklärt auf Anfrage:
Insofern Brack.ch-Daten betroffen sind, ist dies für uns natürlich nicht hinnehmbar – und wir ermitteln auf Hochtouren.»
Und weshalb empfiehlt Brack der eigenen Kundschaft, die Passwörter vorsichtshalber auch zu «allen anderen Online-Plattformen» zu ändern?
Der Firmensprecher betont:
Zusätzlich empfehlen wir das Aktivieren der freiwilligen 2-Faktor-Authentifizierung.»
Der Versand der E-Mails erfolge «in Kaskaden» und könne sich noch bis in den Abend hinziehen, so der Brack-Sprecher. Das Schreiben enthält keine persönliche Anrede, es beginnt mit «Liebe Kundinnen und Kunden».
Insider-Informationen?
watson-Redaktor Daniel Schurter ist über die verschlüsselte Messenger-App Threema auch anonym zu erreichen. Seine «Threema ID» lautet: ACYMFHZX. Oder du schreibst an daniel.schurter [at] protonmail.com. Wer sich beim Schweizer Secure-Mail-Anbieter (kostenlos) registriert, kann verschlüsselte E-Mails verschicken.
Das Branchenportal inside-it.ch hatte am Montag ebenfalls über den Fall berichtet, wie auch der «Tages-Anzeiger».
Update zum Fall
Brack hat am Montagabend, einige Stunden nach Veröffentlichung dieses Artikels, eine ausführliche Medienmitteilung verbreitet und Entwarnung gegeben:
Brack.ch-Kunden, die ihre Passwörter variieren, tauchten vermutlich nicht auf «Kombo-Listen» auf, schreibt das Unternehmen. Dass am Montag dennoch «sämtliche Kund:innen» über die sich entwickelnde Situation in Kenntnis gesetzt wurden, sei trotzdem sinnvoll – denn ein regelmässiges Update individueller Login-Daten sei «der beste Schutz gegen externe Einflussnahme».
Dies gelte auch dann, wenn der «Hacker» selbst dementiere, die offerierten Datensätze aus einem Leak bei Brack.ch erlangt zu haben. Man werte die watson-Recherchen «für den Moment als Indiz, das mit den eigenen Untersuchungen korrespondiert».
Update 9. April: In einer Medienmitteilung schreibt der Onlinehändler, er könne Entwarnung geben:
Quellen
- brack.ch: Bislang keine Indizien für Daten-Hack bei Brack.ch (7. April)
- brack.ch: Entwarnung nach angeblichem «Daten-Hack» (9. April)
- Anonymer Direktkontakt mit angeblichem Verkäufer über den Messenger-Dienst Telegram
- x.com: Posting zum Fall (5. April)
- wikipedia.org: BreachForums


