Kaum ein Thema polarisiert aktuell so stark wie der Gaza-Konflikt. Und während kaum verlässliche, unabhängige Informationen aus der betroffenen Region kommen, verhärten sich die Fronten auch im öffentlichen Diskurs. Es scheint zuweilen, dass sich keine Seite Zugeständnisse machen will. Diejenigen, die Israel unterstützen, sehen dessen Handlungen in Gaza als Reaktion auf die Hamas-Gräueltaten vom 7. Oktober komplett gerechtfertigt. Die anderen werfen Israel Kriegsverbrechen vor und sprechen von Genozid.
Jon Stewart, Comedian und Moderator der US-Satiresendung «The Daily Show», hat am 28. Juli mit Peter Beinart, einer etwas differenzierteren Stimme, über das Thema gesprochen. Es geht dabei um «gute» und «schlechte» Juden, die Voraussetzungen für einen Frieden im Nahen Osten und die Rolle, die das jüdische Selbstverständnis dabei spielt. Wir haben euch einen Teil des Gesprächs hier untertitelt:
Beinart ist Journalist, Politikwissenschaftler und gläubiger Jude. Er hat mehrere Bücher verfasst, zuletzt erschien dieses Jahr «Being Jewish After the Destruction of Gaza: A Reckoning» (zu Deutsch: «Jüdisch sein nach der Zerstörung von Gaza: eine Abrechnung»).
Im Gespräch erklärt der Autor, er habe Freunde verloren, weil er seinen Unmut über Israel so offen kundtue. Dafür könne er aber seinen Kindern mit reinem Gewissen Essen geben – denn diese seien nicht wie die Palästinenser am Verhungern. Auch Moderator Stewart ist Jude und hat sich schon mehrfach gegen Israels Premierminister Benjamin Netanjahu und das Vorgehen der israelischen Armee im Gazastreifen geäussert.
In ihrem Gespräch ergründen Beinart und Stewart, was es bedeutet, jüdisch zu sein und in diesem Diskurs Stellung gegen Israel zu beziehen. Dabei spielen laut Stewart auch verinnerlichte, identitäre Eigenschaften des Judenseins eine Rolle. Religiös gesehen verstünden sich die Juden als das von Gott auserwählte Volk. Gleichzeitig sagt der jüdisch aufgewachsene Stewart:
Dort liegt laut Beinart die Ursache für das, was aktuell geschieht. Seiner Meinung nach müssen die Israelis für einen nachhaltigen Frieden anerkennen, dass sie nicht nur die Opfer-, sondern auch die Täterrolle innehaben können.
Im weiteren Verlauf des Gesprächs kommen die beiden darauf zu sprechen, warum trotz des ganzen Leides in Gaza niemand einschreitet und welche Rolle die USA dabei spielen, dass es so weit kommen konnte. Das ganze 18-minütige Gespräch findest du hier auf YouTube. (lzo)