Am Samstagmittag löste ein Murgang im Gebiet Gumpisch oberhalb von Sisikon UR die automatische Sperrung der Axenstrasse aus. Die Anlage, die seit 2019 installiert ist, registrierte die Gefahr gegen 12.30 Uhr – wenig später wurde der wichtige Abschnitt zwischen Brunnen SZ und Flüelen UR in beiden Richtungen gesperrt.
Laut dem Bundesamt für Strassen (Astra) wurde der Murgang von einem Schutznetz rund 75 Meter oberhalb der Axenstrasse abgefangen. Dieses Netz schütze primär die Baustelle der neuen Axenstrasse – es verhinderte jedoch, dass Schlamm und Geröll bis zur Fahrbahn gelangten.
Aus Sicherheitsgründen bleibe die Axenstrasse jedoch vorerst gesperrt, wie ein Mediensprecher gegenüber watson erklärte: «Die Netze haben den Murgang vor der Strasse abgefangen. Aber die aktuelle Lage ist unsicher.» Deshalb bleibt die Axenstrasse zwischen Flüelen und Sisikon bis mindestens Montag 12 Uhr gesperrt.
Die Zufahrten zur Tellsplatte (von Süden) sowie nach Sisikon und Riemenstalden (von Norden) blieben währenddessen offen. Der Murgang selbst ereignete sich laut Astra weiter oben in einem Gebiet, das bekannt ist für Steinschläge und Hangrutsche. Bereits im August 2024 war es dort zu einem Felssturz gekommen – damals blieb die Axenstrasse mehrere Tage gesperrt.
Wenige Stunden zuvor waren auch im Glarnerland die Hänge ins Rutschen geraten. Am Samstagmorgen kurz nach 9 Uhr gingen im Klöntal zwei Murgänge ab, die Teile der Klöntalerstrasse unter Geröll begruben, wie die Kantonspolizei Glarus mitteilte.
Es kam zu keinen Personenschäden. Die Strasse wurde sofort gesperrt. Sie konnte allerdings am Sonntag wieder geöffnet werden.
Spürbare Auswirkungen zeigte das Unwetter auch in Netstal GL: Ein Video aus einer öffentlichen Facebook-Gruppe dokumentiert, wie braun gefärbte Bäche voller Schlamm den Berghang hinunterströmen.
Am Sonntag bleibt die Lage einstweilen angespannt. Das teilte die Kantonspolizei Glarus mit. In den letzten 48 Stunden habe es entlang der zentralöstlichen Voralpen verbreitet 50 bis 70 Millimeter Regen gegeben, sagte ein Sprecher des Wetterdienstes Meteonews auf Anfrage von Keystone-SDA am Sonntagmorgen. An einigen Orten kamen bis 80 Millimeter zusammen, so in Weesen SG unweit der Glarner Grenze am Walensee.
Im Kanton Aargau gingen am frühen Abend 160 Meldungen innert drei Stunden ein. Verletzt wurde niemand. 20 Feuerwehren standen im Einsatz, wie ein Sprecher der Kantonspolizei am Sonntag auf Anfrage von Keystone-SDA sagte. Keller und Unterführungen wurden überflutet, mehrere Bäume stürzten um. In Burg schlug ein Blitz in ein Gebäude ein, löste aber keinen Brand aus.
Die Bözbergstrasse musste wegen Geröll auf der Fahrbahn während drei Stunden gesperrt werden. Zwischen 17.20 und 18.20 Uhr fielen auf dem Bözberg 83,1 Millimeter Regen. Laut dem Wetterdienst Meteonews ist das einer der höchsten bislang gemessenen Stundenwerte auf der Alpennordseite.
Bereits am Freitagabend kam es auch im Wallis zu einem spektakulären Murgang, wie 20 Minuten berichtete. Der Illgraben oberhalb von Leuk-Susten VS, einer der aktivsten Murgangkessel der Alpen, schickte eine massive Schlammlawine ins Tal. Verletzt wurde niemand.
Das Gebiet wird seit Jahren permanent überwacht, da sich dort immer wieder spektakuläre Naturereignisse abspielen – zuletzt etwa im Sommer 2022.
Nebst Murgängen hat der Starkregen auch andere Auswirkungen in der Schweiz – besonders in Zürich. So ist das Wasser teils ins ShopVille des Zürcher Hauptbahnhofs geflossen.
Zudem hat der Regen im Einkaufszentrum Center Eleven in Oerlikon für einen Wassereinbruch gesorgt, wie «Blick» berichtet. Mehrere Geschäfte waren betroffen, das Wasser trat durch die Decke ein.
(kma/sda)