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iPhone-Ersatz? Das taugt das Fairphone 6 wirklich

Das Android-Gerät Fairphone 6 (2025) in Schwarz.
Das neueste Fairphone-Modell gibt es auch in Schwarz (wie auf dem Bild).Bild: Fairphone
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Tschüss, iPhone? Das taugt das Fairphone 6 wirklich

Zum kürzlich lancierten neuen Android-Smartphone der niederländischen Firma Fairphone liegen nun die Einschätzungen unabhängiger Tester vor.
06.07.2025, 17:5406.07.2025, 17:54
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Ohne den bei Apple oder Samsung üblichen Marketing-Zirkus hat das niederländische Unternehmen Fairphone Ende Juni sein neuestes Smartphone-Modell lanciert.

Das Fairphone 6, auch «The Fairphone (Gen. 6)» genannt, ist quasi das Gegenstück zum iPhone. Und inzwischen liegen aufschlussreiche unabhängige Reviews zu dem nachhaltigen Android-Smartphone vor. watson fasst die aus User-Sicht wichtigsten Punkte zusammen.

«Das Fairphone 6 wirkt wie eine nostalgische Hommage an die Vernunft, mit vielen modernen Upgrades.»
Urteil der Gerätetester bei iFixit

Was sind die wichtigsten Neuerungen?

Das Fairphone 6 in Weiss (2025)
Auf der Geräterückseite sind unterhalb des Kameramoduls die Schrauben zu erkennen.Screenshot: YouTube

Das deutsche IT-Nachrichtenportal golem.de hat das Fairphone 6 getestet und kommt zum Schluss:

«Mit dem Fairphone 6 zeigt der niederländische Hersteller, dass das Konzept eines modularen Smartphones weiter verbessert werden kann. Fairphone hat zwar das Grundkonzept mit den einfach austauschbaren Modulen nicht nennenswert verändert, insgesamt wirkt das neue Modell aber wesentlich hochwertiger als der Vorgänger Fairphone 5.»

Modular meint, dass alle wichtigen Bestandteile des Android-Smartphones ersetzt werden können. Ganz einfach durch die Besitzerinnen und Besitzer.

Das Fairphone 6 verfügt über zwölf modulare Elemente, die sich austauschen lassen – vom Akku und Display über die Lautsprecher und die drei Kamera-Sensoren auf der Rückseite bis hin zum USB-C-Anschluss. Letzterer wird übrigens wegen der vergleichsweise langsamen Datenübertragungs-Geschwindigkeit (USB 2.0) kritisiert.

Beim Umweltschutz punktet das neue Gerät, wobei die endgültige Ökobilanz gemäss Hersteller-Angaben erst im kommenden Oktober vorliegen soll.

«Das Fairphone enthält den höchsten Anteil fair gehandelter und recycelter Materialien aller bekannten Smartphones auf dem Markt – mehr als die Hälfte seines Gesamtgewichts.»

Wie zukunftssicher ist es?

Das Fairphone 6 soll ab Android 15 sieben grosse Android-Versionen erhalten. Damit verspreche der Hersteller die gleiche Anzahl an Updates wie Samsung und Google und halte sich an die Vorgaben der EU, hält heise.de fest. Das IT-Nachrichtenportal konstatiert:

«Es ist zu hoffen, dass der Hersteller die Update-Versprechen zuverlässig umsetzen wird, denn in der Vergangenheit mussten Fairphone-Besitzer sich hinsichtlich neuer Android-Versionen in Geduld üben.»

Neben der Android-Version mit den Google-Diensten bietet Fairphone optional eine Variante ohne den datenhungrigen US-Techkonzern Google an. Hierfür setzt das niederländische Unternehmen auf das freie Betriebssystem «/e/ OS» des Anbieters Murena.

Das Google-freie mobile Betriebssystem im Video:

Was hat es mit dem Digital-Detox-Knopf auf sich?

An der rechten Geräteseite ist ein in auffälligem Gelb gehaltener Schiebeschalter verbaut. Damit lässt sich der «Bitte nicht stören»-Modus aktivieren.

iPhone- und Android-User kennen die gesundheitsfördernde Funktion als «Fokus», beim Fairphone wird sie «Fairphone Moments» genannt. Und selbstverständlich kann das Ganze gemäss den eigenen Bedürfnissen konfiguriert werden. Etwa um wichtige Kontakte festzulegen, für die man jederzeit erreichbar sein möchte.

«Die gute Umsetzung sollte aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass es sich hier nur um einen zusätzlichen Launcher-Modus handelt. Das Thema Mindfulness ist aktuell in aller Munde, und Fairphone springt mit seinem Fokus-Modus mit auf – das aber eben durchaus gut.»

Wie leistungsfähig ist das Fairphone 6?

Der Gerätetester bei golem.de schreibt:

«Technisch ist das neue Fairphone in den meisten Bereichen besser als der Vorgänger. Die Leistung des Chips ist völlig ausreichend, von den Kameras hingegen sind wir etwas enttäuscht. Denkbar ist, dass mit einem Update noch etwas an der Qualität geschraubt werden kann – momentan ist die Bildqualität bestenfalls durchschnittlich, vor allem, was die Schärfe betrifft.»

Wie heise.de schreibt, ist der Akku grösser als beim Vorgängermodell: Anstelle von 4200 mAh (Milliampere-Stunden) beträgt die Kapazität nun 4415 mAh.

Dank des energieeffizienteren Qualcomm-Chips spreche der Hersteller von 20 Prozent mehr Laufzeit. Das kabelgebundene Aufladen (mit 33 Watt) sei jedoch nicht viel schneller als beim bisherigen Modell.

Aus welchem Material ist es?

Der Rahmen des Fairphone 6 ist tatsächlich aus Kunststoff und gehört zu den wenigen Elementen des Geräts, die nicht ausgetauscht werden können.

Dafür können erstmals auch zusätzliche Module für das Gehäuse angebracht werden, um das Mobilgerät zu personalisieren, wie golem.de schreibt:

«Wir können den Rückdeckel gegen einen Kartenhalter austauschen oder gegen einen Deckel mit Handgriff. Dafür lösen wir einfach die beiden Schrauben und tauschen den Deckel.»

Wie gut ist das Display?

Der «Golem»-Tester konstatiert zum Fairphone 6:

«Das Display hat gute Farben und zeigt Bildschirminhalte scharf an. Es ist ausreichend hell, um auch im Sonnenlicht gut zu erkennen, was auf dem Bildschirm vor sich geht.»

Die Bildqualität sei aber bestenfalls durchschnittlich.

Es handelt sich um einen 6,31 Zoll grossen Touchscreen mit einer Auflösung von 2484 x 1116 Pixeln. Die Bildwechselfrequenz beträgt 10 bis 120 Hertz (Hz).

Das steckt drin
Im Fairphone 6 ist ein POLED-Display verbaut.

POLED und AMOLED sind zwei verschiedene Arten von OLED-Displays, die hauptsächlich von den beiden südkoreanischen Konzernen LG Electronics und Samsung hergestellt werden. Das P in POLED weist auf die Verwendung eines Kunststoffsubstrats hin, während das AM in AMOLED für Active Matrix steht, wie der Techblog «Android Authority» in einem lesenswerten Erklärstück hier (auf Englisch) erklärt.

Demnach handelt es sich bei POLED im Grunde immer noch um OLED-Technologie, die zahlreiche Vorteile gegenüber früheren IPS-LCD-Displays bietet.

POLED-Displays finde man heutzutage hauptsächlich in Mittelklasse- und Budget-Smartphones, wo sie problemlos mit Samsungs eigenen AMOLED-Panels der unteren Preisklasse mithalten können.

Wie einfach ist es zu reparieren?

Einfacher geht es nicht.

Hervorzuheben ist das einfache Austauschen eines defekten Displays, eines der häufigsten und ärgerlichsten Probleme bei herkömmlichen Smartphones.

Das auf Geräte-Reparaturen spezialisierte Unternehmen iFixit hat das Fairphone 6 auseinandergenommen und bezüglich Reparaturfähigkeit beurteilt. Fazit:

«In einer Welt voller zusammengeklebter Geräte, die auf Obsoleszenz ausgelegt sind, erhält das Fairphone 6 auf unserer Reparaturskala eine wohlverdiente 10 von 10 Punkten. Es ist ein Telefon, das den Hype-Zyklus überdauern soll – und das ist etwas, das Beifall verdient.»

Schon das Vorgängermodell, das Fairphone 5, hatte im Teardown das Punktemaximum erhalten. Jedes Modell seit dem Fairphone 2 hat diese Bewertung erreicht.

Und der Preis?

Bei Schweizer Online-Händlern wird das Fairphone 6 für 530 Franken angeboten (Stand: 4. Juli). Im Fairphone-Store ist es für 549 Euro aufgeführt.

Preislich liege es etwas über anderen Android-Smartphones mit vergleichbarer Ausstattung, konstatiert golem.de. Dafür gebe es gute Gründe:

«Fairphone produziert seine Geräte wesentlich fairer und nachhaltiger als die Konkurrenz. Zudem ist der grössere Aufwand bei der Entwicklung der Modularität nicht zu vernachlässigen, von der Käufer sehr profitieren. Fairphone bietet zusätzlich zu den Ersatzteilen auch eine lange Software-Unterstützung an.»

Wie gut ist das Vorgängermodell?

watson hat das Fairphone 5 getestet und im September 2023 einen Review veröffentlicht. Digital-Redaktor Oliver Wietlisbach kam damals zum Schluss, dass das Fairphone «endgültig massentauglich» geworden sei. Im Alltag laufe es flüssig und insbesondere Display und Kamera hätten einen grossen Sprung gemacht. Höchsten Ansprüchen vermöge es aber nicht zu genügen.

Und jetzt du!

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Quellen

Das Promo-Video des Herstellers:

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30 Beispielfotos mit dem Fairphone 5 – das kann die Kamera
Der Klöntalersee, berühmt für traumhafte Spiegelungen, mit dem Fairphone 5 fotografiert und zum Vergleich …
quelle: watson
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Das Fairphone 5 im Überblick
Video: watson
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93 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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TomBombadil
06.07.2025 21:20registriert Januar 2025
Bin seit langem aus Überzeugung dabei. Es ist für mich das ideale Handy. Batterie in 30 Sekunden gewechselt. Alle anderen Bauteile sind mit einem Schraubenzieher auszubauen. Kaputt ging aber trotz Stürzen nie etwas. Im Moment verwende ich das FP4 (nach 6 Jahren FP2). Gerade heute habe ich darauf e/OS installiert und bin von Google unabhängig geworden (ich bin Informatik-Laie). Ich kann alle Android Apps wie gewohnt, aber ohne Überwachung, verwenden. Das FP ist somit nicht nur europäisch, nachhaltig, robust und fair, sondern auch softwaremässig unabhängig und quelloffen. Worauf wartet Ihr?
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hauptberuflich unbequemer Furby
06.07.2025 21:56registriert Mai 2025
Muss zugeben, dass ich (als ehemaliges Apple-Opfer) mit meinem FP5 glücklich bin, wie am ersten Tag. Robust, langlebiger Akku, alles läuft tiptop.
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asdfasdf
06.07.2025 22:02registriert Oktober 2024
Dieser Text stammt von einem Fairphone 6. mein FP4 hat das absteigen über das Vorderrad bei einer Biketour nicht gut geheissen. Leider lässt sich der Rahmen nicht tauschen. Gen 6 ist um einiges besser als Gen 4 und mein Iphone13 vom Arbeitgeber würde ich niemals privat kaufen. das neue FP ist wunderbar.
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