Das Fairphone 5 ist ab sofort verfügbar. Der Testbericht pünktlich zum Verkaufsstart hing allerdings am seidenen Faden: Statt bei watson landete das Testgerät aus Holland versehentlich bei einer Firma namens Watson Marlow. Nach einigem Hin und Her konnte ich das Fairphone 5 doch noch kurz vor meinen Ferien im schönen Glarnerland in Empfang nehmen und ausgiebig testen.
Eine Bemerkung vorweg: Über die Unterschiede zwischen einem Fairphone und herkömmlichen Smartphones haben wir bereits ausführlich berichtet. Ich gehe daher in diesem Erfahrungsbericht nicht vertieft auf die gesellschaftlichen und ökologischen Aspekte ein. Nur so viel: Das Fairphone 5 wird möglichst sozial- und umweltverträglich produziert, es kann einfach und günstig selbst repariert werden, erhält acht bis zehn Jahre Software-Support und kommt mit einer fünfjährigen Herstellergarantie.
So weit, so gut. Mich interessiert aber, ob das auf Langlebigkeit getrimmte Android-Smartphone auch im Alltag oder eben in den Ferien überzeugt. Zur Sicherheit nahm ich noch mein Samsung-Handy mit, man weiss ja nie.
Ältere Fairphones wurden aus Überzeugung gekauft, Design und Technik waren zweitrangig. Das neue Modell hingegen sieht richtig gut aus und fühlt sich hochwertig an. Das soll auch so sein, schliesslich kostet das Fairphone 5 rund 600 Franken. Bei einer vom Hersteller angepeilten Nutzungsdauer von bis zu zehn Jahren eine sinnvolle Investition.
Das neue Fairphone ist nahezu gleich gross wie das Fairphone 4, aber rund zehn Prozent dünner als der klobige Vorgänger. Zugegeben, das dünnste Smartphone der Welt ist es immer noch nicht, aber das muss es auch nicht sein.
Die Reaktionen von Freunden und Arbeitskolleginnen auf mein blaues Testgerät fallen einhellig positiv aus. Zumindest beim Design haben die Niederländer geliefert. Trotzdem sei betont: Es ist relativ gross, wer ein möglichst kleines Handy sucht, wird mit dem Fairphone 5 kaum glücklich (die genauen Spezifikationen finden sich am Ende des Artikels).
Persönlich gefällt mir, dass die Rückseite sehr griffig ist und sich ohne Werkzeug öffnen lässt, etwa um den Akku zu wechseln.
Von einem Android-Smartphone ist der Wechsel zum Fairphone ein Kinderspiel. Das Fairphone wird mit einem USB-C-Kabel mit dem alten Smartphone verbunden und der Einrichtungs-Assistent überträgt Apps, Kontakte, Fotos etc. auf das Fairphone 5. Alternativ können die Daten im WLAN drahtlos übertragen oder ein Back-up aus der Google Cloud eingespielt werden.
Beim Einrichten irritierte mich, dass ich Google Pay nicht aktivieren konnte. Offenbar lag dies daran, dass ich ein Testgerät für Journalisten aus der Vorserie habe. Bei den finalen Geräten soll Googles Bezahldienst wie gewohnt funktionieren.
Nach der Aktivierung begrüsst einen Googles Android 13. Fairphone verspricht mindestens fünf Generationen Android-Updates, 8 Jahre Sicherheits-Updates und verzichtet darauf, das System mit unnötigen Apps (Bloatware) aufzublähen. Das ist löblich, allerdings soll auch erwähnt sein, dass die Benutzeroberflächen von Samsung und Apple moderner wirken, wie dieses GIF veranschaulicht.
Nach dem geglückten Umstieg von Samsung zu Fairphone fahren wir mit Sack und Pack im Elektroauto gen Glarner Alpen. Wichtig für den unbeschwerten Ferienbeginn: Das Fairphone verbindet sich flink und drahtlos mit dem VW ID.3 und die Google-Maps-Navigation funktioniert im Auto wie gewohnt.
Was mich ebenfalls positiv stimmt: Die Geschwindigkeit des neuen Fairphones ist tadellos, ich merke kaum einen Unterschied zum brandneuen Galaxy Z Flip 5 von Samsung, das mit 1150 Franken fast das Doppelte kostet.
Für mich ebenso wichtig ist die Kamera, die bei früheren Fairphones wenig zu begeistern vermochte. Die Glarner Bergwelt bietet die perfekte Kulisse, um der neuen 50-Megapixel-Kamera auf den Zahn zu fühlen. Und tatsächlich, nun gelingen Schnappschüsse weitaus öfter. Fotos und Videos sehen eine Klasse besser aus als beim Fairphone 4 und um Welten besser als beim Fairphone 3.
Wer von Apple oder Samsung zu Fairphone wechselt, könnte trotzdem enttäuscht sein, da den Fotos die gesättigten und warmen Farbtöne fehlen, an die sich viele Handy-User gewöhnt haben.
Die Fotos in der Slideshow zeigen es: Wegen der Kamera kauft man sich kein Fairphone 5, aber die solide Fotoqualität ist – zumindest für mich – auch kein Ausschlussgrund mehr.
Videos können in 4K-Qualität aufgenommen werden, wobei mir für Ferienvideos, die ich zu 99 Prozent auf dem kleinen Handy-Display betrachte, Full-HD reicht. Erfreulicherweise macht die Bildstabilisierung auch bei Videoaufnahmen einen sehr ordentlichen Job, verwackelte Videos gehören somit auch für Fairphone-User der Vergangenheit an.
Dass die Fotos und Videos schöner wirken, liegt auch am massiv besseren Display. Erstmals gibt es in einem Fairphone ein hochwertiges OLED-Display mit sehr gutem Kontrast, das so hell leuchtet, dass ich selbst in den Bergen bei strahlendem Sonnenschein jederzeit alles problemlos erkennen konnte.
Ich gehöre zur Fraktion, die in den Ferien gut und gerne 50 oder 100 Fotos am Tag knipst. Kommen dann noch ein paar Videos dazu, geht dem durchschnittlichen Akku (4200 mAh) am Abend die Luft aus. Das wäre bei vielen anderen Smartphones auch der Fall. Der Vorteil des Fairphone: Der Akku kann jederzeit ohne Werkzeug ausgetauscht werden. Manche Fairphone-User haben deshalb stets einen zweiten Akku dabei.
Mit jeder Generation wurde das Fairphone spürbar besser und das neue Fairphone 5 macht keine Ausnahme: Es ist technisch das mit Abstand beste Fairphone. Es läuft flüssig und insbesondere Display und Kamera haben einen grossen Sprung gemacht. In Sachen Reparierbarkeit, fairer Produktion und Software-Support spielt es in einer eigenen Liga.
Wer ein möglichst kleines Handy sucht, wird mit dem Fairphone 5 aber kaum glücklich. Wie so viele moderne Smartphones ist es relativ gross.
Ich hatte in den Ferien auch Samsungs brandneues Klapp-Smartphone Galaxy Z Flip 5 dabei. Dass ich das weit teurere Samsung-Handy nach dem zweiten Tag nicht mehr auf Ausflüge mitgenommen habe, ist das grösste Kompliment für die Fairphone-Kamera. Wohlgemerkt: Sie kann nicht mit den allerbesten Smartphones mithalten, aber die Mehrheit der Nutzerinnen und Nutzer dürfte mit den Fotos zufrieden sein. Wer extrem hohe Erwartungen an die Smartphone-Kamera hat, wird mit dem Fairphone 5 aber nicht glücklich.
Für Android-User ist der Wechsel zum Fairphone ein Kinderspiel, während Apple-User erfahrungsgemäss kaum wechseln und wohl länger brauchen, um sich an Android zu gewöhnen. Der Aufwand könnte sich lohnen, zumal das Fairphone 5 ein Smartphone ist, an dem du dank zukunftssicherer Technologie, reparaturfreundlichem Design und Updates bis maximal 2033 für sehr viele Jahre Freude haben kannst.
Man gewöhnt sich an die hochgezüchteten Bilder der Smartphones, die über diverse Filter etc erreicht werden. Aber das ist einfach nicht realistisch, das Bild im Handy sieht manchmal besser aus als die Realität ist
Wenn ich diesen Bericht lese, könnte ich mir vorstellen, zu wechseln. Das ergibt alles Sinn: ich bin kein Öko, aber Reparierbarkeit und Nachhaltigkeit👍👍👍 und dann noch mit aktueller Technologie? ich überleg's mir 😂