«Endless Ocean»? Da klingelt doch etwas? Wer sich schon seit Jahrzehnten mit Videospielen beschäftigt, dürfte bei diesem Namen aufhorchen. «Endless Ocean» erschien 2007 für die Nintendo-Konsole Wii und war eine simple, stark eingeschränkte, aber dennoch faszinierende Tauch-Simulation, die sich via Wii-Fernbedienung steuern liess.
Auch wenn die Bedienung nicht immer so wollte, wie sie sollte, faszinierte der Ausflug unter Wasser und fesselte an den Bildschirm. 2009 gab es eine Fortsetzung. «Endless Ocean 2: Der Ruf des Meeres» knüpfte am Spielprinzip des Vorgängers an und bot mehr Inhalt für die Tauch-Gemeinde.
Die beiden Spiele sorgten zwar für keinen Rekordumsatz, konnten über die Jahre aber so etwas wie eine kleine, aber feine Fan-Gemeinschaft heranzüchten. Mit dem dritten Teil geht es nun zurück ins tiefe Nass.
Das Wichtigste gleich zu Beginn: Eine optische als auch inhaltliche Revolution ist «Luminous» definitiv nicht geworden. Zwar gibt es neue (Online-)Spielarten und den üblichen Schnickschnack, den eine neue Version unbedingt besitzen muss, aber der Schnorchel wurde hier auf gar keinen Fall neu erfunden.
Optisch sieht zwar alles schicker und schärfer aus als damals auf der Wii, aber Grafikfetischisten können sich auch gleich wieder beruhigen.
«Endless Ocean Luminous» kann auf verschiedene Arten gespielt werden: Im Story-Modus taucht man von Mission zu Mission, sprich erledigt einen Auftrag nach dem anderen, damit sich das nächste Level öffnet. Bestimmte Orte entdecken, Tierarten ausfindig machen, vermisste Schätze wiederfinden – die Inhalte könnten nicht beliebiger sein.
Besonders ärgerlich: Nur wer akribisch jede einzelne Aufgabe erledigt und plötzlich auch noch in Nebenmissionen geschickt wird, um 500 Fische zu finden, kann erst zur nächsten Mission schwimmen.
Eine ziemlich aufdringliche KI, die einem so richtig schön die Ohren vollquatscht, zerrt zusätzlich an unserem Nervenkostüm. Wie ein Kleinkind werden die Tauchenden an den Flossen genommen und nicht mehr losgelassen. Das stresst alles ungemein und will so gar nicht zur chilligen Botschaft des Spiels passen.
Auch die Hintergrundgeschichte ist nicht gerade prickelnd: Der Baum der Meere (also ein Korallenriff) liegt im Sterben und muss gerettet werden, weil dieser für die gesamte Unterwasserwelt eine wichtige Rolle spielt. Die Rettung des gesamten Ökosystems ist also unsere Hauptaufgabe und diese können wir nur bewerkstelligen, indem wir mystisches Licht von den Lebewesen unter Wasser einsammeln. Irgendwie so.
Neptun sei Dank gibt es aber noch die Möglichkeit den Story-Modus links liegen zu lassen, um sich unter Wasser frei zu bewegen. Im Modus «Solo-Tauchen» zeigt sich dann die wahre Magie dieser spielerischen Tauch-Simulation.
In einem ziemlich grossen Gebiet, das per Zufall generiert wird, kann man sich der Unterwasserwelt endlich komplett hingeben, ohne dass ständig etwas nach Aufmerksamkeit schreit und einen mit Hinweistafeln und Blabla zuschüttet.
Ich kann hier selber entscheiden, ob ich mir die Fische und sonstige Unterwasserwesen genauer anschaue, sie scanne und eines nach dem anderen katalogisieren möchte. Ich kann selber entscheiden, ob ich mich auf die Suche nach verborgenen Schätzen mache oder mich doch einfach mal noch tiefer in eine Felsspalte hinab wage.
Soll ich das alte Schiffswrack erkunden oder soll ich mich doch alleine und nur mit spärlichem Licht in diese Höhle hineinwagen? Die Wahl liegt ganz bei mir. Wie ich mich auch immer entscheide, bereits nach ein paar Minuten stellt sich ein beruhigendes Gefühl ein. Die Zeit vergeht und es kann gut sein, dass über einen längeren Zeitabschnitt nichts geschieht, weil die Spielfigur einfach nur ohne Zielvorgabe frei herum dirigiert wird. Wunderschön.
Wer dann doch lieber ein bisschen Gesellschaft möchte, der darf in den Online-Modus wechseln, wo bis zu 30 Mitspielende auf Tauchgang gehen. Hier schliesst man sich zusammen, um ein bestimmtes Objekt der Begierde zu finden oder nimmt an diversen Rekordspielchen teil.
Und wer generell über die Modi verteilt fleissig Tiere scannt (über 500 Wesen warten auf euch), der darf bei sich auch ein höheres Level verbuchen, mit dem diverse kosmetische Goodies abgeholt werden können.
Wer übrigens nach Realismus schreit, wird bei «Luminous» enttäuscht. Auch wenn sich das Spiel gerne Tauch-Simulation nennt, nimmt es reale Begebenheiten nicht ernst. So besitzt man beispielsweise für eine Ewigkeit Sauerstoff und die Lebewesen unter Wasser verhalten sich sehr passiv und nehmen einen irgendwie überhaupt nicht wahr.
Fazit: Die Lust auf ein angenehmes Spielprinzip war gross. Doch nach ein paar Minuten im Story-Modus schwamm mir die Motivation auch schon wieder davon. Als ich dann den Modus «Solo-Tauchen» startete, wurde ich beruhigt und habe die Strapazen im Story-Modus schon wieder vergessen.
Das sorgen- und stressfreie Tauchen in einer stillen und faszinierenden Unterwasserwelt sorgte in diesem Modus schnell für tiefe Entspannung. Die Atmosphäre mit minimalistischer Soundkulisse, die auch mal komplett wegfiel, gab der ganzen Unterwasserwelt noch mehr Substanz und Faszination.
Vor allem der Fakt, dass keine Stimme oder Hinweistafel mir ständig vorschrieben, was ich tun und lassen soll, liessen die Spielstunden nur so vergehen. Der Sog war perfekt.
Auch wenn Luminous noch ein paar andere Spielvarianten im Angebot hätte, war dieser eine freie Modus genau das, was ich brauchte und fesselte mich für viele Stunden an die Konsole.
«Endless Ocean Luminous» ist erhältlich für Nintendo Switch und freigegeben ab 3 Jahren.