«The Dark Pictures Anthology» ist eine Serie von unabhängigen Horror-Games, die jeweils unterschiedliche Figuren in ein Szenario schicken, wo die Spielenden Einfluss auf den Verlauf der Geschichte nehmen und durch Entscheidungen mitbestimmen, welche Charaktere lebend herauskommen. «The Devil in Me» schliesst nun offiziell die erste Staffel ab und dreht noch einmal kräftig am Horror-Rad.
Im vorerst letzten Abenteuer begleiten wir ein Dokumentarfilmteam, das von einem reichen Schnösel eine Einladung erhält, in einem riesigen Anwesen, das abgeschottet auf einer Insel zahlreiche Mysterien bietet, einen Film zu drehen. Der Besitzer hat eine grosse Faszination für den Serienkiller H. H. Holmes und prompt das ursprüngliche Mörderhaus von ihm nachbauen lassen.
Alleine bei dieser Prämisse sollten bei den Protagonisten eigentlich schon sämtliche Alarmglocken läuten, aber der verlockende Ruhm und das viele Geld sind stärker. Denn dieser Holmes war nicht nur einfach ein simpler Mörderich, sondern gilt offiziell auch als allererster Serienkiller in der amerikanischen Geschichte. Für das Filmteam wartet also eine einmalige Gelegenheit, um einen filmischen Erfolg zu drehen. Sollten sie denn alle überleben.
Schnell muss sich die Filmcrew aber eingestehen, dass sie diese Einladung vielleicht doch nicht hätte annehmen sollen. Denn kaum sind sie angekommen, fängt der Schrecken auch schon an. Nachdem sie herausgefunden haben, dass sie permanent beobachtet werden und das Mörderhotel mit seinen verzweigten Gängen die Teammitglieder immer weiter separiert und sie in Todesfallen schickt, ist eine Flucht nicht mehr möglich und der Kampf ums Überleben beginnt.
Was folgt, kennen wir schon von den vorherigen «Dark Pictures»-Folgen: Wir dirigieren einzelne Figuren durch gruselige Räume, suchen einen Ausweg, nehmen Gegenstände auf, lösen kleine, sehr simple Rätsel und warten auf die nächste Cutscene, damit die Geschichte weitergeht.
Immer wieder treffen wir dabei Entscheidungen. In Dialogen können wir Antworten auswählen, wir müssen an bestimmten Stellen heftig auf eingeblendete Tasten drücken und hin und wieder sollen wir harte Entscheidungen treffen, um das Überleben einer Figur zu sichern.
Je nachdem wie wir uns entscheiden und vor allem wie schnell wir reagieren bleiben die Figuren am Leben oder das Team wird immer kleiner. Das bedeutet auch bei «The Devil in Me», dass es unterschiedliche Enden zu entdecken gibt und sich bei den Spielenden immer wieder die Unsicherheit breit macht, ob man sich vielleicht doch nicht hätte anders entscheiden sollen.
Das Ambiente in «The Devil in Me» ist schlicht grandios und zieht einen so richtig schön in den Horror-Sog hinein. Schon bei den ersten Schritten auf dieser Insel kann man das Unheil förmlich spüren und der Genre-Fan kann es gar nicht erst erwarten, bis es endlich losgeht.
Das Mörderhotel mit seinen verzweigten Fluren und den spärlich beleuchteten Zimmern sorgt für eine wohlige Gänsehaut. Das nachgebaute Serienkiller-Hotel ist aber nur der Ausgangspunkt. Denn im Verlaufe des Überlebenskampfs warten noch ein paar andere schaurig schöne Settings.
Das Spiel baut regelmässig Spannung auf und macht uns neugierig. Wer ist der Killer hinter der Maske und warum ist er so, wie er nun mal ist? Die inhaltliche Komponente ist so stark, dass wir stellenweise gar nicht mehr mitbekommen, wie schlecht die technische Umsetzung eigentlich stellenweise ist.
Während einige Gesichtsanimationen hervorragend gelungen sind, erschrecken uns die restlichen. Es gibt so immense Qualitätsunterschiede, dass man sich fragt, wie so etwas überhaupt durchgewunken werden konnte. Doch das ist längst nicht alles.
Die Steuerung ist stellenweise frustrierend schwammig, manche Interaktionen wollen erst beim gefühlt zehnten Versuch klappen, die Lippensynchronisation ist eine Frechheit und wenn immer wieder mal plötzlich englische Wortfetzen zwischen den deutschen Zeilen hindurchdringen, möchte man die Entwickler energisch durchschütteln.
Fazit: Ja, «The Devil in Me» von Supermassive Games ist technisch gesehen stellenweise eine ganz grosse Frechheit. Es gibt immer wieder Momente, wo Unsauberkeiten in den Vordergrund rücken und man vor dem Bildschirm kräftig durchatmen muss. Aber so sehr diese Technikaussetzer auch nerven, die spielbare Horror-Geschichte zieht uns dann trotzdem für etwa sieben Stunden in ihren Bann.
Im Gegensatz zu den anderen «Dark Pictures»-Spielen sind einem hier die Charaktere nicht komplett egal. Die Figurenzeichnung ist durchaus gelungen, man leidet mit und gibt sich auch Mühe, dass der eine oder die andere den ganzen Horrortrip überlebt.
Zudem kreiert das Mörderhotel und die Hintergrundgeschichte des maskierten Killers eine grosse Faszination, der wir blind folgen und bis zum Schluss dranbleiben, um endlich nagende Fragen beantwortet zu bekommen.
«The Devil in Me» ist ein schaurig schöner Survival-Horror-Film zum selber spielen und schlicht der beste Teil der ersten «Dark Pictures»-Staffel. Die technischen Unsauberkeiten brauchen aber viel Toleranz.
«The Dark Pictures Anthology: The Devil in Me» ist erhältlich für Playstation 5, Playstation 4, Xbox Series X/S und PC. Freigegeben ab 18 Jahren.