Samsung hat vor Kurzem seine drei neuen Spitzenmodelle auf den Markt gebracht. Die Modelle Galaxy S22 und S22+ unterscheiden sich äusserlich kaum von den Vorgängermodellen S21 und S21+. Bis auf die üblichen Verbesserungen beim Prozessor und der Kamera gibt es auch im Inneren wenig Berichtenswertes. Die technischen Details der neuen Samsung-Geräte haben wir bereits in einem früheren Artikel beschrieben.
Anders sieht das beim grössten Modell Galaxy S22 Ultra aus. Hier bietet Samsung einige interessante Neuerungen. Es löst zudem die bisherige Note-Reihe bei Samsung ab und hat dessen S-Pen genannten Stift bekommen. Das wollten wir uns genauer anschauen und in einem ausführlichen Test klären, ob sich ein Wechsel auf das 1300 Franken teure Gerät vielleicht sogar für Besitzer des S21 Ultra aus dem vergangenen Jahr lohnt.
Während das Vorgängermodell S21 Ultra bereits mit dem S-Pen bedient werden konnte, steckt der Stift nun im Gehäuse des neuen Topmodells. Genauer: Auf der linken unteren Seite des S22 Ultra befindet sich eine Aussparung. Darin ist der Stift untergebracht und er lässt sich daraus mit einem leichten Fingerdruck lösen.
Was bringt diese Stift-Funktion? Zum einen lassen sich mit dem S-Pen sämtliche Dinge, die normalerweise mit dem Finger erledigt werden können, mit dem Stift nutzen. Dazu gehört das Öffnen und Bedienen von Apps oder das Durchblättern von Bildern.
Zum anderen startet das Galaxy S22 Ultra beim Herausziehen des Stifts eine Notizfunktion, mit der Anwender Anmerkungen machen oder Einkaufslisten erstellen können. Screen Off-Memo nennt Samsung diese praktische Funktion.
Was uns besonders gut gefallen hat, ist das auditive Feedback beim Schreiben auf dem Smartphone. Ein Geräusch simuliert einen echten Schreibprozess, indem das Smartphone einen Ton ausgibt, als würde ein Bleistift auf Papier schreiben.
Ausserdem hat der S-Pen einen eigenen Knopf, der in den Systemeinstellungen frei belegt werden kann. Anwender können zum Beispiel die Kamera mit dem Stift aktivieren und von der Ferne auslösen. Ein langer Druck auf den Knopf in der Kamera-App macht Serienbildaufnahmen.
Das folgende Video zeigt die wichtigsten Features im Schnelldurchlauf.
Eine weitere Neuerung im Vergleich zum Vorjahresmodell des Galaxy S22 Ultra ist der veränderte Kamerabereich auf der Rückseite des Smartphones. Während beim S21 Ultra ein dicker Kamerablock eingebaut ist, sind die Linsen beim S22 Ultra in das Gehäuse eingelassen. Eine gute Entscheidung von Samsung. Das sieht nicht nur schicker aus, das Smartphone liegt auch flacher auf dem Tisch.
An der Anordnung der Kameralinsen hat sich dagegen nichts geändert. Das Ultra hat als einziges Smartphone der neuen Galaxy-Reihe vier Kameralinsen, so wie auch das Vorgängermodell.
Die Hauptkamera hat 108 Megapixel. Die Ultraweitwinkelkamera macht Aufnahmen mit 12 Megapixel und die zwei Telelinsen haben jeweils 10 Megapixel. Eine der Telelinsen hat einen dreifach optischen Zoom, die andere arbeitet mit 10-facher optischer Vergrösserung. Die Frontkamera macht Aufnahmen mit 40 Megapixel.
Samsung hat bei den Aufnahmefunktionen vor allem die Software geändert. Was am meisten auffällt, ist die verbesserte Tiefenschärfe bei Aufnahmen im Porträtmodus. Details wie einzelne Haare lassen sich besser erkennen. Bei den Aufnahmen mit anderen Smartphones verschwimmen solche Kleinigkeiten.
Weniger begeistert sind wir von den Verbesserungen bei Nachtaufnahmen. Das Bildrauschen ist nicht ganz so stark wie bei den Smartphones anderer Hersteller (Vergleichsfotos mit dem iPhone 13 Pro), aber Aufnahmen in Dunkelheit sehen auch auf dem Galaxy S22 Ultra nicht gut aus.
Das Gehäuse des Galaxy S22 Ultra liegt durch die matte Oberfläche der Rückseite gut in der Hand und macht einen hochwertigen Eindruck. Schön ist, dass sich Samsung beim S22 Ultra wieder für das Edge-Display entschieden hat. Nach der Einführung beim Galaxy S6 Edge im Jahr 2015 hatte Samsung das Display in immer weniger Smartphones eingebaut. Dabei sieht der abgerundete Bildschirm schick aus und hebt sich von den Geräten anderer Hersteller ab.
Stichwort Display: Während die kleinen Versionen des S22 eine Full-HD-Auflösung bieten, besitzt das S22 Ultra einen Amoled-Bildschirm mit QHD-Auflösung, der mit bis zu 120 Hertz arbeitet. Mit 1750 Nits ist die Helligkeit des Displays im oberen Bereich. Im Test liessen sich selbst bei direkter Sonneneinstrahlung die angezeigten Inhalte problemlos erkennen. Das ist schon beim Vorgänger S21 Ultra so gewesen, dessen Bildschirmhelligkeit nur bei 1500 Nits liegt.
Eine höhere Helligkeit verlangt nach mehr Energie. Trotzdem hat sich Samsung im Vergleich zum Vorgängermodell nicht für einen grösseren Akku entschieden. Die Batterie mit ihren 5000 mAh hält bei moderater Nutzung etwa einen Tag durch. Moderate Nutzung bedeutet: Wir surfen ab und zu im Internet, machen Aufnahmen mit der Smartphone-Kamera, starten Spiele-Apps, schreiben Nachrichten.
Vollständig laden lässt sich der Akku innerhalb von rund anderthalb Stunden mit einem 45-Watt-Netzteil, das der Verpackung nicht beiliegt und somit extra gekauft werden muss. Auch kabellos lässt sich das S22 Ultra laden, was dann länger dauert als die Variante mit Kabel.
Kommen wir zur Leistung: Samsung hat in alle drei neuen Geräte – S22, S22+ und S22 Ultra – den gleichen Prozessor eingebaut. Dementsprechend unterscheiden sich die Smartphones bei der Geschwindigkeit kaum voneinander. In unserem Testgerät S22 Ultra stehen dem Prozessor 12 GB Arbeitsspeicher zur Verfügung.
Das reicht vollkommen aus, um verzögerungsfrei zwischen Anwendungen hin- und herzuwechseln. Apps starten in hoher Geschwindigkeit. Beim CPU-Test mit Geekbench 5 erreichte der Prozessor (Exynos 2200) einen Multi-Core-Score von 3497 Punkten. Zum Vergleich: Der Prozessor im S21 Ultra lag bei 3061 Punkten.
Auch beim Test der Grafikleistung erreichte das Samsung Galaxy S22 Ultra sehr gute Ergebnisse. Im Test mit dem Benchmark 3DMark Wild Life bekam das Smartphone 6876 Punkte. Das S21 Ultra liegt bei 5354 Punkten.
Das Samsung Galaxy S22 Ultra ist ein tolles Smartphone. Wir fragen uns, warum nicht mehr Hersteller auf die alternative Bedienung ihrer Geräte per Stift setzen. Vergleichbar mit dem S22 Ultra ist nur das Motorola Moto G Pro, bei dem ebenfalls ein Stift im Gehäuse untergebracht ist. Bei der Leistung reicht das zwei Jahre alte Smartphone aber nicht an das neue Samsung-Gerät heran. Somit ist das S22 Ultra das beste Smartphone auf dem Markt, das einen Stift eingebaut hat.
Dank des Edge-Displays sieht das S22 Ultra unserer Meinung nach hochwertiger aus als das Vorgängermodell S21 Ultra. Die wichtigste Neuerung ist allerdings der S-Pen, der das Gerät zu einem gerade für Business-Anwender wichtigen Tool machen könnte, da schnell Gesprächsnotizen erstellt werden können. Auch die komfortablere Bedienung des Geräts mit dem Stift könnte ein wichtiges Kaufargument sein.
Rechtfertigt allein der Stift den hohen Preis? Nein. Wer den Vorgänger S21 Ultra besitzt, muss nicht das neue Gerät haben. Das Vorgängermodell lässt sich nämlich auch mit dem separat erhältlichen S-Pen bedienen. Nur eben ohne Halterung.
Auch die bessere Leistung des neuen Exynos-Prozessors rechtfertigt aus unserer Sicht keinen Wechsel vom Vorgängermodell. Dafür ist der Leistungssprung zu klein und dürfte bei alltäglichen Anwendungen nicht bemerkbar sein.
Das Smartphone für Business-Kunden und Kreative wird bei uns seit dem 25. Februar 2022 in den Farben Schwarz und Burgunder zu Preisen von 1319 Franken (256 GB), respektive 1’419 Franken (512 GB) angeboten. In Weiss und Grün gibt es bei uns nur die Variante mit 256 GB. Für Business-Kunden ist zudem ein Modell in Schwarz mit 128 GB Speicher für 1’229 Franken verfügbar. Die Farben Grau, Hellblau und Rot sind nur direkt bei Samsung verfügbar.