Samsung hat watson sein neustes Falt-Handy geschickt: das (Achtung) Samsung Galaxy Z Fold 2 5G. Wir nennen es der Einfachheit halber einfach Fold 2. Rund drei Wochen durften wir mit dem Gerät spielen. Hier sind je fünf positive und negative Punkte, die man vor dem Kauf kennen sollte.
Okay, blenden wir die Tatsache, dass das Fold 2 zusammengeklappt ganz schön dick ist, jetzt mal aus: Das Smartphone ist im Vergleich zur ersten Generation ein richtig schickes Falt-Handy geworden. Klar, in dieser Kategorie muss sich Samsung nicht wirklich mit viel Konkurrenz messen, aber optisch kriegt man hier wohl aktuell nichts Schöneres.
Samsung hat dabei das Design des Note 20 Ultra übernommen und es einfach noch an das Faltkonzept angepasst. Der Fingerabdrucksensor ist nicht im Display, sondern rechts im Standby-Button untergebracht. Damit kann man das Gerät auch im aufgeklappten Zustand unkompliziert entsperren. Unter dem Strich wirkt das Fold 2 wie ein edles Stück Technik, das man auch gerne in die Hand nimmt.
Das Display im Inneren wurde ebenfalls komplett überarbeitet und sieht jetzt um einiges besser aus.
Stattdessen gibt es eine einzelne Linse, die in das Display eingebettet ist. Mehr ist nicht nötig, denn eigentlich braucht es dort nur eine Kamera für Videochats – Selfies kann man auch mit der Selfie-Kamera auf der Aussenseite machen.
Richtig gross kommt auch der Screen auf der Aussenseite daher. Wir erinnern uns noch wie schrecklich gewöhnungsbedürftig dieser beim Fold ausgehen hatte:
Nun ist der Bildschirm schön gross und beinahe randlos. Einzig auf der linken Seite ist ein deutlicher Rand, der wohl dem Scharnier geschuldet ist. Dadurch ergibt sich ein Screen, der für Handy-Verhältnisse ungewohnt schmal ist.
Ja, der Faltmechanismus im ersten Fold war eine der grossen Schwachstellen. Vor allem die Anfälligkeit für Staub wurde oft kritisiert. Samsung sagt, man habe dies mittlerweile in den Griff bekommen. Eine Art Bürste, die in das Gelenk verbaut ist, reinigt dieses jedes Mal, wenn man es auf- und zumacht. Nachvollziehen lässt sich das nur schwer, in unserem Testzeitraum gab es aber keinerlei Probleme mit dem Faltmechanismus.
Eine merkliche und wirklich sinnvolle Verbesserung ist aber, dass das Fold 2 nun im offenen Zustand in jedem Winkel positioniert werden kann. Damit kann man das Gerät wie einen Laptop so weit aufklappen, wie man möchte. Beim Vorgänger war das nicht möglich: Entweder war das Gerät offen oder geschlossen. Diese scheinbar einfache Neuerung ist sehr praktisch, nur schon, um Videos gucken zu können. (Okay, vor allem, um unterwegs Videos gucken zu können).
Bei der Kamera kriegt man eine gute Ausstattung, mit gewohnten Features wie Ultraweitwinkel und Tiefenunschärfe. Insgesamt ist die Kamera auf Flaggschiff-Niveau, auch wenn Samsung auf seinen Space Zoom verzichtet. Das ist aber auch gut so, denn unser Test des Galaxy S20 hat gezeigt, dass dieser mehr Marketinginstrument, denn nützlich ist.
Auf dem äusseren und dem inneren Display gibt es jeweils eine einzelne Linse. Hier könnte man natürlich mäkeln, dass andere Handys schon Duallinsen haben, die mehr Möglichkeiten bieten. Allerdings dürfte das Fold 2 wohl kaum als typisches Selfie-Handy zum Einsatz kommen, von daher ist diese Ausstattung völlig in Ordnung.
Dennoch zeigt sich hier auch der Nachteil des Formfaktors, den Samsung für seine Fold-Reihe gewählt hat: Man muss überall separate Kameras verbauen. Das erhöht das Gewicht und auch die Kosten. Hier hat Huawei mit seiner Mate-X-Serie einen Vorteil: Ob geschlossen oder im Tablet-Modus, man hat immer dieselbe Kamera zur Verfügung. Dafür ist da aber der Bildschirm nicht so gut geschützt wie beim Fold 2.
Eigentlich müsste man meinen, dass die Akkulaufzeit bei einem Gerät mit gleich zwei Bildschirmen nicht berauschend ist. Tatsächlich kommt man mit dem Fold 2 aber bei regelmässiger Nutzung gut durch den Tag. Dafür sorgt ein 4500-mAh-Akku, der gegenüber dem Vorgängermodell um 120 mAh gewachsen ist.
Nun ist es so, dass Samsung dem Fold 2 auf dem grösseren Bildschirm eine Bildwiederholungsrate von 120 Hertz spendiert hat. Auch wenn diese adaptiv ist – sich also der Anwendung anpasst – frisst das natürlich ordentlich Strom.
Warum man mit dem Fold 2 – im Gegensatz zum Vorgänger – trotzdem gut durch den Tag kommt, hat einen simplen Grund: Dadurch, dass der äussere Bildschirm grösser ist, nutzt man diesen viel häufiger. Da das äussere Display nur mit 60 Hertz operiert, liegt der Stromverbrauch auf einem normalen Niveau. Aufklappen tut man das Fold 2 eigentlich nur noch für Videos und Multitaskingaufgaben.
So gesehen ist es natürlich ein bisschen geflunkert, wenn man sagt, der Akku hält einen ganzen Tag. Nutzt man nämlich mehrheitlich das grosse Display, schmilzt die Akkukapazität dahin wie das Glace in der Sonne.
Ist der Akku leer, lässt sich das Fold 2 aber endlich auch kabellos laden. Für das kabelgebundene Laden liegt dem Fold 2 ein Fast Charger bei. Dieser liefert 25 Watt, womit man zügig lädt. An die Ladezeiten von Oppo und Co. kommt man damit aber nicht heran. Wer richtig schnell laden möchte, muss sich den optionalen 45-Watt-Charger extra kaufen.
Der äussere Bildschirm ist grösser geworden. Vor allem in der Höhe. Das sieht schon einmal besser aus und macht das Fold 2 um einiges nützlicher. Allerdings ist das Display auch ungewohnt schmal. Das ist gewöhnungsbedürftig. Vor allem bei der Tastatur merkt man schnell, wie viel ein bisschen weniger Platz ausmachen kann. Zu Beginn vertippt man sich oft, weil die Tasten einfach so zusammengequetscht sind. Klar, daran gewöhnt man sich mit der Zeit.
Was aber auch auffällt, ist, dass einige Apps und manchmal auch Websites mit dem schmalen Format etwas Mühe haben. So passiert es immer wieder, dass Inhalte von Apps ein kleines bisschen über den Rand hinauslaufen. Bei Bildern ist das nicht so tragisch, aber wenn bei einem Text dann immer die letzten zwei, drei Buchstaben, manchmal sogar ganze Wörter, abgeschnitten sind, nervt das.
Dadurch, dass das Fold 2 im zugeklappten Zustand einen kleinen Spalt aufweist, ist der innere Bildschirm nicht gegen Staub gefeit. Kommt noch hinzu, dass das Display nicht nahtlos in den Gehäuserand übergeht. Dort setzt sich der Staub fest und es erfordert oft einer aufwendigen Putzaktion mit Mikrofasertuch, um diesen wieder zu entfernen. Komplett weg kriegt man ihn dabei kaum.
Es lässt sich einfach nicht ignorieren: Ist das Fold 2 zusammengefaltet, ist es schon ziemlich dick. Das ist das Galaxy Z Flip zwar auch, aber dieses ist dann wenigstens schön kompakt. Das Fold 2 wiederum ist zusammengeklappt ein langer, dicker – wenn auch sehr stylisher – Ziegelstein. Hier zeigt sich, dass das Konzept von Huawei besser funktioniert, da das Gerät zusammengefaltet schmaler ist und auch das Display eine normale Breite hat.
Das Fold 2 wiegt laut Datenblatt 282 Gramm. Verglichen mit neueren Spitzenmodellen von Apple, Huawei oder Samsung, die teilweise beinahe 230 Gramm wiegen, ist das gar nicht mal so viel schwerer. Aber eben: In der Handywelt sind 50 Gramm mehr dann doch etwas, das sich bemerkbar macht.
Nutzt man das Fold 2 im Handy-Modus, empfindet man das Gerät als zu schwer. Im Tablet-Modus stört das Gewicht weniger, einfach, weil man das bei einer solch grossen Displaydiagonale als okay empfindet. Ist das vielleicht einfach nur eine Kopfsache? Vielleicht. Zumindest in der Hosentasche macht sich das Gewicht aber schon bemerkbar.
Nein, das Fold 2 ist kein Smartphone für den normalen Handy-Alltag. Das Gerät ist etwas für Leute, die unterwegs arbeiten wollen. Und hier zeigt das Fold 2 auf, wo es in den nächsten Jahren hingehen könnte, wenn sich dieser Formfaktor denn durchsetzt. Aktuell kann man bis zu drei Fenster gleichzeitig offen haben, was in speziellen Situationen wirklich nützlich sein kann.
Hier liegt aber auch ein Problem vor, das uns auch schon beim Huawei Mate X aufgefallen ist und mit dem sicher auch Microsoft mit dem Duo zu kämpfen hat: Viele Apps sind noch nicht für solche Geräte optimiert. So kommt es nur allzu oft vor, dass man eine App in einem weiteren Fenster öffnen möchte und es dann heisst:
Ja, das Multitasking ist praktisch, aber beschränkt sich noch auf zu spezifische Bereiche. Ein Feature für die breite Masse ist Multitasking damit (noch) nicht. Aber es zeigt schon einmal auf interessante Art und Weise, wie das mobile Büro der Zukunft aussehen könnte.
Damit sich das wirklich durchsetzt, muss Samsung noch einige App-Entwickler ins Boot holen. Dafür müssen aber mehr faltbare Geräte verkauft werden. Das wiederum ist wegen des doch noch immer klobigen Formfaktors und des hohen Preises für viele ein No-Go. Ein Teufelskreis.
Das Galaxy Z Fold 2 ist im Moment vor allem noch immer ein spannendes Smartphone-Experiment. Dabei geht die zweite Generation dank vielen Verbesserungen im Detail ein Schritt nach vorne. Vom Gehäuse her ist das Fold 2 ein gelungenes Falt-Handy und wirkt sogar etwas schlanker als das erste Modell. Dennoch ist das Smartphone im zusammengeklappten Zustand noch immer ein ziemlicher Brocken.
Überrascht hat das Fold 2 bei der Akkulaufzeit. Braucht man den grossen Bildschirm nicht übermässig viel, reicht der Akku ohne Probleme von morgens um 6 Uhr bis abends um 20 Uhr. Auch bei der Hardware-Ausstattung kann man sich nicht beschweren: Der neuste Snapdragon-Prozessor, 5G, 12 GB RAM Arbeitsspeicher, ein 120-Hertz-Display auf der Innenseite und sogar kabelloses Laden beschwichtigen das Techie-Herz. Einzig der Speicherplatz könnte dem einen oder anderen mit 256 GB (nicht erweiterbar) etwas zu knapp sein.
Wer sich wirklich ein Fold 2 wünscht, kann eigentlich ohne bedenken zugreifen – wenn man denn die 2000 Franken ausgeben will. Das grosse Aber ist nämlich noch immer: Für was genau braucht man zum jetzigen Zeitpunkt ein Fold 2? Nur, um Videos mit grösserer Diagonale zu gucken? Definitiv nicht! Als mobiles Büro? Dafür unterstützen noch zu wenige Apps das Multitasking. (Ausserdem wäre ein Eingabestift durchaus nützlich). Wer das Handy nicht unbedingt haben will, sollte lieber die kommenden Generationen abwarten. Dass der Preis von künftigen Foldables massiv sinken wird, hat Huawei-CEO Richard Yu bereits prophezeit.