Oh, Batman. Dein Timing könnte nicht schlechter sein. Gerade erst habe ich mit «The Witcher 3» ein episches und absolut geniales Openworld-Game abgeschlossen, da flatterst du auf meinen Schreibtisch. Eigentlich hätte es mich nach diesem Mammut-Spiel nach etwas anspruchsloserem gedürstet, aber pflichtbewusst wie ich bin, stell ich mich dem Abenteuer. Und ich war schliesslich auch ein ziemlicher Fan der drei Vorgängern.
«Batman Arkham Knight» ist wie die letzten zwei Teile ein Action-Rollenspiel mit relativ offener Spielwelt. Die Bösen, dieses mal angeführt vom mysteriösen Arkham Knight und der Vogelscheuche Scarecrow, treiben ihr Unwesen und Batman versucht einmal mehr 100 Brandherde gleichzeitig zu löschen. Das Spiel richtet sich eher an Serien-Veteranen als Neulinge. Von Anfang an wird man direkt ins Geschehen hineingeworfen. Mir war es nur recht, dass mir nicht wieder alles von vorne erklärt wird und ich erst wieder alle Gadgets freischalten muss. Das Startarsenal ist umfangreicher als in früheren Spielen.
In «Batman Arkham Knight» hat man die Wahl, ob man der Hauptstory folgt oder in Arkham City eine von zahlreichen Herausforderungen oder Nebenmissionen erledigt. Letztere bietet perfekte kurzweilige Abwechslung und durch die Einbindung von bekannten Schurken, fühlen sie sich auch wichtig an. So verhindert man Banküberfälle von Two Face, prügelt sich mit Brandstifter Firefly oder verfolgt ein mutiertes Fledermausmonster.
Gotham City sieht besser aus denn je. Die Stadt wirkt lebendig und abwechslungsreich. Die Grafik kann sich sehen lassen und weist oft einen beeindruckenden Detailgrad auf. Was man von den Gesichtern nicht behaupten kann. Die Unreal Engine 3, die das ganze antreibt, scheint langsam an ihre Grenzen zu kommen. Auch habe ich den immer gleichen Hochglanz-Look langsam satt. Dennoch ist «Batman Arkham Knight» insgesamt ein hübsches Spiel mit tollen Effekten. Am besten gefällt mir das nasse Cape, das beim aufspannen Wasser in alle Richtungen verspritzt.
Batman trifft regelmässig auf alte Bekannte wie Robin oder Catwoman mit denen er gemeinsam die Meute aufmischen kann. Das sorgt einerseits für amüsante Dialoge und andererseits für neue Dynamik im Kampf. So kann man mit einem Klick zwischen den beiden Figuren hin und her wechseln und Gegner gemeinsam verdreschen. Alle Charaktere besitzen ihren eigenen Kampfstil.
Das ohnehin schon grossartige Kampfsystem hat Entwickler Rocksteady weiter ausgebaut. Batman lernt laufend neue Tricks, die er auch dringend benötigt. Kämpfe mit vielen verschiedenen Gegner fordern nicht nur schnelle Reflexe, man muss auch immer den richtigen Konter ausführen. Das alles ist wunderbar fordernd und durch die verschiedenen Herangehensweisen wird es nie langweilig.
Das Batmobil ist das neue Vorzeigespielzeug. Auch wenn es lobenswert ist, dass Rocksteady versucht hat, das ikonische Fahrzeug in das Spiel zu implementieren, so wirkt es deplatziert. Mit Enterhaken und Batwings bewegt es sich einfach viel natürlicher durch die Spielwelt. Besonders mit dem verbesserten Enterhaken katapultiert man sich praktisch in den Orbit. Auch wenn man auf das Batmobil getrost hätte verzichten können, so ist die Umsetzung zumindest gut gemacht. Das fliessende hinein und herausspringen funktioniert perfekt, es lässt sich laufend erweitern und auch die Panzergefechte sind ein netter Zeitvertreib.
«Batman Arkham Knight» zeigt den dunklen Rächer von einer neuen Seite. Um die Stadt zu retten, ist ihm jedes Mittel recht, auch wenn er sich dabei keine Freunde macht. Batman ist abgekämpft, das Böse Übermächtig und er selbst ist sein grösster Feind. Eine äussersts spannende Prämisse.
Der Abschluss der «Arkham»-Reihe wäre ein krönender Erfolg gewesen, gäbe es da nicht die hingepfuschte PC-Version. Rocksteady hat die Portierung ausgelagert und das merkt man an allen Ecken. Performance-Probleme, fehlende Grafik-Effekte, Abstürze – die Liste ist lang. Auch auf meiner Kiste läuft das Spiel mit maximalen Details mehr schlecht als recht. So richtig Spass macht das nicht. Publisher Warner Bros. sah sich genötigt nach massenweise schlechter Bewertungen den digitalen Verkauf vorläufig einzustellen. Mittlerweile kümmert sich Rocksteady persönlich darum, dass die PC-Version so rasch wie möglich geflickt wird. Da bereits die Vorgänger auf dem PC zum Start verbugged waren, liegt der Schluss nahe, dass die PC-Version keine Priorität hatte.
Das ist schade, denn «Batman Arkham Knight» ist durch und durch ein grossartiges Spiel geworden. Auch wenn mir persönlich der Abstand zu «Batman Arkham Origins» zu kurz war, kann man dem Spiel seine Qualität nicht absprechen. Fans der Serie und Fans von Batman kommen hier wieder voll auf ihre Kosten – so lange man auf der PS4 oder Xbox One spielt.
«Batman Arkham Knight» wurde mir von Warner Bros. zur Verfügung gestellt. Ich habe die PC-Version getestet. Das Spiel ist ausserdem für die PS4 und die Xbox One erhältlich.