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Fachleute warnen wegen Angriffen auf Kinder und Jugendliche im Internet

So warnen Fachleute wegen Angriffen auf Kinder und Jugendliche im Internet

Kinderschutz Schweiz hat die diesjährige Kampagne gegen Cybersexualdelikte an Kindern und Jugendlichen lanciert. Thema ist die Pädokriminalität im Netz und was dagegen getan werden soll.
27.08.2025, 14:3627.08.2025, 16:23
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«Es braucht oft nur 90 Sekunden. Ein harmloser Klick, ein Spiel, ein Chat – und schon beginnt ein gefährliches Spiel mit fatalem Ausgang.»
Kinderschutz Schweiz

Pädokriminalität im Netz könne jedes Kind treffen und der Schutz gehe uns alle an, schreibt die gemeinnützige Kinderschutz-Organisation in einer am Mittwoch veröffentlichten Medienmitteilung.

«Ziel der Kampagne ist es, Eltern, Bezugspersonen und die breite Öffentlichkeit zu sensibilisieren und ihnen konkrete Schutzstrategien an die Hand zu geben.»

In einem kurzen Video und auf Bildern wird mithilfe von Sprechblasen gezeigt, wie schnell Kinder und Jugendliche im Internet von Erwachsenen bedrängt werden und sexualisierte Gewalt erfahren.

An der Kampagne von Kinderschutz Schweiz beteiligt sind unter anderem das Bundesamt für Polizei (Fedpol) und die kantonalen und städtischen Polizeikorps.

Wo ist das Problem?

Kinderschutz Schweiz hat die diesjährige Kampagne gegen Cybersexualdelikte an Kindern und Jugendlichen lanciert. Thema ist die Pädokriminalität im Netz und was dagegen getan werden kann. (August 2025)
Im Internet sind es meist fremde Personen, die das Vertrauen von Kindern und Jugendlichen missbrauchen.Bild: Kinderschutz Schweiz

Auf manchen Plattformen reichten wenige Minuten, bis Jugendliche mit bis zu 30 sexuellen Nachrichten konfrontiert würden, meist von Erwachsenen mit pädokriminellen Absichten. Die Schweiz belegte 2023 laut der Internet Watch Foundation weltweit den vierten Platz, was das Hosting von pädokriminellen Inhalten betrifft.

Laut der sogenannten James-Studie 2024 (Jugend, Aktivitäten, Medien – Erhebung Schweiz) wurde jeder und jede vierte Jugendliche in der Schweiz dazu aufgefordert, erotische Bilder von sich zu verschicken.

Die Tatpersonen nutzten gezielt Neugier, Offenheit, Unsicherheit oder Einsamkeit aus, um Vertrauen zu gewinnen, heisst es weiter. Dabei profitieren sie vom laschen Umgang der Plattformbetreiber mit dem Problem.

Die überwiegend von amerikanischen Techkonzernen betriebenen grossen Plattformen und Dienste tun seit Jahren zu wenig gegen Pädokriminelle und für den Schutz der minderjährigen Nutzerinnen und Nutzer. Aber auch die chinesische Social-Media-Plattform TikTok muss sich entsprechende Vorwürfe gefallen lassen.

Was können Eltern tun?

Prävention beginne im Alltag, betonen die Fachleute: «mit offenen Gesprächen, altersgerechter Aufklärung und klaren Regeln im Umgang mit digitalen Medien».

Wer Kinder dafür sensibilisiere, dass nicht alle Menschen im Netz gute Absichten haben, wer selbst als Vorbild vorangehe, achtsam mit Bildern und Daten umgehe und Notfallstrategien vermittle, stärke die digitale Sicherheit von Kindern und schütze sie wirksam.

Falls doch etwas passieren sollte, gelte es ruhig zu bleiben, zuzuhören und Hilfe zu holen: bei clickandstop.ch (der Melde- und Beratungsstelle gegen Pädokriminalität im Netz von Kinderschutz Schweiz und der Guido Fluri Stiftung) und bei der Polizei.

Was macht die Schweizer Politik?

Kinderschutz Schweiz fordert stärkere rechtliche Rahmenbedingungen für den digitalen Kindesschutz. Denn die Schweiz dürfe den Anschluss nicht verpassen.

Zuletzt hatte auch der Ständerat eine Strategie der Landesregierung gegen Deepfake-Pornos und Sextortion verlangt. Die geforderte Strategie soll vor allem auch den Schutz von Kindern und Jugendlichen berücksichtigen.

Die nationale Cyberstrategie nehme weder das Problem der Bildmanipulation (durch KI) noch die Cyberpädokriminalität auf. Der Schutz vor massiven Persönlichkeitsverletzungen und pädokrimineller Gewalt im Netz durch manipulierte Bilder müsse umfassend gedacht werden, befand die Mehrheit des Ständerates.

Kinderschutz Schweiz hat die diesjährige Kampagne gegen Cybersexualdelikte an Kindern und Jugendlichen lanciert. Thema ist die Pädokriminalität im Netz und was dagegen getan werden kann. (August 2025)
clickandstop.ch ist die Online-Meldestelle gegen sexualisierte Gewalt an Minderjährigen.Bild: Kinderschutz Schweiz

Was hat das mit der umstrittenen Chatkontrolle zu tun?

Die Schweiz steht nicht allein da, betonen die Fachleute von Kinderschutz Schweiz in ihrer aktuellen Mitteilung: Die EU sei «aktiv daran, gemeinsam rechtliche Lösungen zu finden». Kinderschutz Schweiz sei durch das europäische Netzwerk der Kindesschutzorganisationen (ECLAG) in den Gesetzgebungsprozess eingebunden.

Anzumerken ist, dass in der EU auch weiterhin Pläne für eine weitreichende Chatkontrolle verfolgt werden, die die Ende-zu-Ende-Verschlüsselung aushebeln und den Schutz der Privatsphäre schwächen würden.

Die EU-Kommission will die Betreiber von Kommunikationsdiensten und Plattformen verpflichten, die Inhalte ihrer User automatisch auf Straftaten zu durchsuchen und sie bei Verdacht an die Behörden zu schicken. Das EU-Parlament bezeichnet das als Massenüberwachung und fordert, nur unverschlüsselte Inhalte zu scannen.

Die EU-Staaten konnten sich bislang nicht auf eine gemeinsame Position zur Chatkontrolle einigen. Seit Juli hat Dänemark die EU-Rats­präsident­schaft inne. Die dortige Regierung ist eine starke Befürworterin der staatlichen Überwachung privater Nachrichten.

Wer beteiligt sich an der aktuellen Kinderschutz-Kampagne?

Die zweite Phase der Kampagne «Gemeinsam gegen Cybersexualdelikte an Kindern und Jugendlichen» lanciert Kinderschutz Schweiz gemäss eigenen Angaben in Zusammenarbeit mit:

  • der nationalen Plattform «Jugend und Medien» des Bundesamtes für Sozialversicherungen (BSV),
  • der Schweizerischen Kriminalprävention (SKP) und den kantonalen und städtischen Polizeikorps,
  • dem Bundesamt für Polizei (fedpol),
  • dem Netzwerk digitale Ermittlungsunterstützung Internetkriminalität (NEDIK).

Sowie mit Unterstützung von Sunrise, Swisscom, APG|SGA, Goldbach Neo, Livesystems, ZipScreen GmbH, der Hochschule für Soziale Arbeit FHNW, der Guido Fluri Stiftung und weiteren Partnern.

Quellen

(dsc)

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