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Drohnen im Russland-Krieg: Die gefährlichste Waffe der Ukrainer

Als wäre er die Drohne: Ukrainischer Soldat steuert seine Abfangdrohne mit einer «Virtual Reality»-Brille aus der Ich-Perspektive. (Bild: 8. Oktober 2025, Region Saporischia)
Als wäre er die Drohne: Ukrainischer Soldat steuert seine Abfangdrohne mit einer «Virtual Reality»-Brille aus der Ich-Perspektive. (Bild: 8. Oktober 2025, Region Saporischia) bild: Keystone

Mit diesen Methoden schwächen die Ukrainer Putin nachhaltig – die Übersicht

Der massenhafte Einsatz von Drohnen in der Ukraine hat die Kriegsführung revolutioniert. Aber Drohne ist nicht gleich Drohne. Die grosse Übersicht.
22.10.2025, 04:0322.10.2025, 04:03
Remo Hess, Brüssel und Oliver Marx (Illustrationen) / ch media

Auch im vierten Kriegsjahr in der Ukraine spielen Artillerie, Panzer und Infanterie noch immer eine wichtige Rolle. Aber Beobachter schätzen, dass mittlerweile gegen 80 Prozent der Verluste auf Drohnen zurückzuführen sind. Der massenhafte Einsatz der fliegenden Todbringer hat den Krieg revolutioniert.

Aber Drohne ist nicht gleich Drohne. Eine Übersicht zu allem, was da am Himmel herumschwirrt. Und was man dagegen tun kann.

Mit einer Granate versetzte Drohne der ukrainischen Armee. (Bild: 22. Juli 2025, Region Donezk)
Mit einer Granate versetzte Drohne der ukrainischen Armee. (Bild: 22. Juli 2025, Region Donezk) bild: Maria Senovilla

Selbstgebastelte Kamikaze-Drohnen

Die effizienteste Drohne in der Ukraine ist Marke Eigenbau: Einer handelsüblichen Drohne wird eine Granate oder eine andere Sprengladung umgebunden. Der Drohnenpilot kann diese dann per Knopfdruck über einem Ziel, zum Beispiel einer Soldatengruppe, abwerfen.

Besonders tödlich ist die Kamikaze-Variante. Der Pilot steuert die Drohne aus der «Ich-Perspektive» und ähnlich wie in einem Video-Spiel direkt ins Ziel. Unter Umständen verfolgt er einen gegnerischen Soldaten sogar bis in seinen Unterstand. Ukrainische Soldaten sind zu Meistern in dieser Disziplin geworden.

Unter den einzelnen Spezial-Einheiten gab es kürzlich sogar einen Wettbewerb, um den besten Piloten der Armee zu küren. Die ukrainischen Drohnenpiloten sind hoch angesehen und gewissermassen die Flieger-Asse des 21. Jahrhunderts.

Aber auch die Russen setzen die selbstgebastelte Drohnen zu hunderttausenden ein. Zuletzt immer öfter auch mit hauchdünnen, kilometerlangen Glasfaserkabeln, die Drohne und Piloten verbinden und damit Störsender umgehen. Dann hilft nur noch der direkte Abschuss, zum Beispiel mit einer Schrotflinte.

Kreist am Himmel, bis ein Ziel gefunden ist: Russische «Loitering Munition» Lancet. (Bild: Handout der russischen Streitkräfte, 24. Dezember 2024, irgendwo in der Ukraine).
Kreist am Himmel, bis ein Ziel gefunden ist: Russische «Loitering Munition» Lancet. (Bild: Handout der russischen Streitkräfte, 24. Dezember 2024, irgendwo in der Ukraine). bild: AP

«Herumlungernde Munition»

Sogenannte «Loitering Munition» (engl. herumlungernde Munition) ist ebenfalls eine Kamikaze-Drohne. Mit dem Unterschied, dass sie nicht von einem Piloten gesteuert wird, sondern halb-autonom agiert. Sie kreist und «lungert» längere Zeit über einem Frontabschnitt, bevor sie sich auf ihr Ziel herabstürzt.

Russland attackierte vor allem in der ersten Phase des Krieges mit seiner «Lancet»-Loitering Munition oft ukrainische Artillerie und Radarstellungen. Die Ukraine selbst setzt US-amerikanische «Switchblades» (Springmesser) ein. Der Name kommt davon, dass sich die zwei Flügelpaare nach dem Start wie ein Springmesser aufklappen.

Schahed Angriffsdrohne als Anschauungsobjekt im britischen Parlament. Neuere Modelle haben ein Strahltriebwerk, was sie schneller und schwer abzufangen macht. (Bild: 14. Oktober 2025, London)
Schahed Angriffsdrohne als Anschauungsobjekt im britischen Parlament. Neuere Modelle haben ein Strahltriebwerk, was sie schneller und schwer abzufangen macht. (Bild: 14. Oktober 2025, London) bild: Kin Cheung

Angriffsdrohnen

Einen grösseren Einsatzradius haben die Schahed-Drohnen, mit welchen Russland die ukrainische Zivilbevölkerung terrorisiert. Sie kommen in Schwärmen und tragen je nach Modell einen 30 bis 90 Kilogramm schweren Gefechtskopf. Die Schaheds wurden ursprünglich im Iran entwickelt, werden von Russland aber unter dem Namen «Geran» auch selbst produziert.

Moskau hat mit der «Gerbera» zudem eine eigene Variante geschaffen. Solche Gerbera-Drohnen waren es auch, welche im September in den polnischen Luftraum eindrangen.

Die Ukrainer bekämpfen die Angriffsdrohnen auf alle möglichen Arten. Durch elektronische Kampfmittel (sogennantes «Jamming»). Oder sie schiessen sie ab. Aus der Luft per Kampfhelikopter und Kampfjet. Vom Boden aus meist mit grosskalibrigen Maschinengewehren.

Als halb-automatisierte Systeme gibt es den veralteten, aber effizienten Gepard-Flugabwehrpanzer aus Deutschland. Oder seit Kurzem den modernen Nachfolger «Skyranger» mit seiner Maschinenkanone der Firma Oerlikon aus Zürich.

Holt Drohnen auf eine Distanz von 4 Kilometern vom Himmel: Der Skyranger der Firma Rheinmetall. (Bild: Ausstellung Juni 2024, Berlin).
Holt Drohnen auf eine Distanz von 4 Kilometern vom Himmel: Der Skyranger der Firma Rheinmetall. (Bild: Ausstellung Juni 2024, Berlin). bild: Sebastian Gollnow/dpa

Abfangdrohnen als Jäger

Abfangdrohnen, welche angreifende Drohnen jagen, sind neu. Aktuell tobt ein Innovations-Rennen: Etliche Technologiefirmen eifern darum, wer die effizienteste und kostengünstigste Abfangdrohne entwickelt.

In der Ukraine ist seit ein paar Monaten der «Sting» (englisch Stachel) im Einsatz. Mit einer Geschwindigkeit von bis zu 315 Kilometer pro Stunde saust der Stachel senkrecht empor und geht auf Kollisionskurs mit der gegnerischen Drohne. Laut den ukrainischen Herstellern sollen so in zwei Monaten schon über 600 russische Drohnen bekämpft worden sein. Kostenpunkt pro Jäger: Wenige tausend Franken.

Aufklärungs- und Spionage-Drohnen

Aufklärungsdrohnen sind im modernen Krieg zentral. Das können Drohnen mit «fixen Flügeln» sein, die vom Design her einem Flugzeug gleichen. Oder auf zivilen Drohnen basierende Rotor-Drohnen. Davon gib es verschiedenste Varianten mit vier, sechs oder acht Rotoren. Manche sind nicht grösser als eine Zigarettenschachtel und werden von Spezialkräften im Häuserkampf eingesetzt. Andere haben mehrere Meter Spannweite und können stundenlang über einem Gebiet schweben.

Noch ist nicht bekannt, welcher Typ von Drohnen Ende September in Dänemark und anderen europäischen Ländern auftauchte. Indizien sprechen aber dafür, dass es grössere Rotor-Drohnen ziviler Bauart waren.

Ein Beispiel für eine moderne Aufklärungsdrohne mit mittlerer Reichweite ist «Twister» der deutschen Firma Quantum-Systems.

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (mitte) und Markus Blume, Staatsminister für Wissenschaft (rechts) auf Besuch bei Quantum-Systems. (Bild: 10. Oktober 2025, München).
Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (mitte) und Markus Blume, Staatsminister für Wissenschaft (rechts) auf Besuch bei Quantum-Systems. (Bild: 10. Oktober 2025, München). bild: Peter Kneffel

Radar- und Frühwarnsysteme

Eine effiziente Drohnenabwehr findet in mehreren Linien statt. Erste Stufe ist die Ortung der oftmals tieffliegenden und im Vergleich zu Kampfjets kleinen Fluggeräte. Dafür braucht es Hochleistungs-Radare wie den Ground Master 200 aus Frankreich.

In der Ukraine kommen aber auch akustische Frühwarnsysteme zum Einsatz. Die mit künstlicher Intelligenz ausgestatteten Lauschgeräte der «Himmels Festung» sollen anfliegende Drohnen anhand ihrer Geräusch-Signaturen erkennen. Es ist eine preiswerte und effiziente Ergänzung zum herkömmlichen Radar.

Der ukrainische Verteidigungsminister Oleksii Rezniknov (rechts) unterschreibt in Limours bei Paris den Vertrag zum Kauf eines «Ground Master 200 Radarsystems». (Bild: 1. Februar 2023, Paris).
Der ukrainische Verteidigungsminister Oleksii Rezniknov (rechts) unterschreibt in Limours bei Paris den Vertrag zum Kauf eines «Ground Master 200 Radarsystems». (Bild: 1. Februar 2023, Paris). bild: Yoan Valat
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21 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Eckhardt
22.10.2025 07:35registriert Juni 2024
Wichtig, dass sich die Schweiz zügig bei Drohnen und Drohnenabwehr verstärkt.
Vom „Drohnen-Kompetenzzentrum“ Ukraine werden wir in Europa noch viel Lernen können wegen dem russischen Angriffskrieg. Wichtig, dass wir sie alle weiter unterstützen.
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Fairness
22.10.2025 07:54registriert Dezember 2018
Ein grosses Kompliment an die Ukrainer! Sie kämpfen echt stark und unglaublich clever. Ob wir das auch könnten, bin ich mir nicht so sicher.
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Triumvir
22.10.2025 08:09registriert Dezember 2014
Woher bekommen die Russen immer noch die Chips für ihre Drohnen her!? Das muss unterbunden und sanktioniert werden. Sollte Schweizer Technologie in russischen Drohnen gefunden werden, muss zwingend ein Strafverfahren eröffnet werden.
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